Autoradio adé: Will die große Koalition die UKW-Frequenzen abschalten?

Berlin. Neu ist die Diskussion nicht - jetzt bekommt sie allerdings frischen Wind: Dem altgedienten UKW-Radio droht das Aus. Private Radiosender befürchten, dass die Abschaltung der Frequenzen sogar im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD stehen könnte - entsprechende Gerüchte hatten Ende der Woche die Runde gemacht. Auch für Verbraucher dürfte das Konsequenzen haben: Alte Auto- und Küchenradios wären mit der Abschaltung nicht länger nutzbar. "Eine UKW-Abschaltung durch die Hintertür des Koalitionsvertrags würde bedeuten, die Existenzgrundlage der Privatradios in Deutschland in Frage zu stellen", sagt Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste des VPRT, eine Interessenvertretung der privaten Rundfunkunternehmen. "Wir appellieren an alle Beteiligten, die bisherige Diskussion noch einmal zu reflektieren und diesen Bestrebungen eine klare Absage zu erteilen." Die privaten Rundfunkangebote laufen bereits seit Jahren gegen entsprechende Pläne Sturm. Ganz im Gegensatz zu den Öffentlich-Rechtlichen: ARD und Deutschlandradio würden sich am liebsten so schnell wie möglich vom UKW verabschieden und ausschließlich auf die neue Technik DAB+ setzen, um Kosten zu sparen. NRW-Lokalradios fürchten um ihre Existenz In Nordrhein-Westfalen ist die Situation ganz besonders verzwickt: Hier gibt es 45 Lokalradios - und deren System basiert auf einem Modell, das vor 30 Jahren geschaffen wurde: Jede Region hat ihr Lokalradio, der Empfangsbereich ist begrenzt, und das Rahmenprogramm kommt von Radio NRW aus Oberhausen. Wer in Aachen Radio hört, kann dort nicht Radio Bielefeld empfangen - und der Bielefelder kommt über UKW nicht in den Genuss von Antenne AC. Konkurrierende Rundfunksender aus anderen Bundesländern sind über UKW allenfalls in den Randbereichen des Landes zu empfangen. Die Umstellung auf DAB+ würde diese Grenzen wegfallen lassen - und private Lokalsender bekämen deutlich mehr Konkurrenz. "Wenn der Lokalfunk in seiner jetzigen Form im ungeregelten Wettbewerb gegen andere private Radiounternehmen bestehen muss, ist sein Überleben gefährdet", heißt es in einem Positionspapier des Verbandes Lokaler Rundfunk in Nordrhein-Westfalen (VLR). Das Autoradio wird unbrauchbar Doch nicht nur für private Radiosender dürfte der Wegfall der UKW-Verbreitung Folgen haben. Verbraucher müssten sich im Falle der Abschaltung neue Radios kaufen. Radios mit DAB+ sind derzeit kaum verbreitet. Noch immer unterstützen die meisten Küchenradios UKW - ganz zu schweigen von den unzähligen Autoradios: Hier ist die neue Technik selbst bei Neuwagen oft nur mit einem Aufpreis zu bekommen. Andererseits könnte die Umstellung auf DAB+ auch Vorteile haben: Radiohörer beklagen sich zum Teil über die mangelnde Vielfalt in der Radiolandschaft. Der neue Ausstrahlungsstandard mit deutlich mehr Sendern könnte Bewegung in den Markt bringen. Wie gehen andere Länder mit der UKW-Abschaltung um? Die Diskussionen um eine mögliche UKW-Abschaltung sind in Deutschland nicht neu - und auch andere EU-Länder haben Pläne: In Großbritannien sind bereits 90 Prozent der Konsumenten auf Digitalradios umgestiegen. Nun soll ein Zeitplan für den UKW-Ausstieg erstellt werden. Die Schweiz plant für 2024 die Abkehr vom UKW, und auch Dänemark ist in der Diskussion bereits sehr weit. Ganz anders sieht es derweil in Österreich aus: Marktführer ORF beabsichtigt nicht, auf DAB+ umzusteigen. Auch in Polen, Spanien oder den Niederlanden ist der Ausstieg derzeit kein Thema. Norwegen ist Vorreiter - und kämpft mit Problemen Wie eine mögliche UKW-Abschaltung aussehen könnte, hat im vergangenen Jahr Norwegen vorgemacht: Als erstes Land weltweit wurde hier der analoge Hörfunk beerdigt. In den Regionen Troms und Finnmark mit rund 235.000 Einwohnern wurden im Dezember die letzten Sendeanlagen abgeschaltet, nachdem der Ausstieg 2017 begonnen hatte. Tot ist UKW damit aber noch lange nicht: Bis 2021 dürften rund 200 Lokalradios außerhalb der Großstädte weiterhin auf UKW senden, berichten norwegische Medien. Andere Sender weigern sich schlichtweg, das Programm auf UKW einzustellen: Die Sender Radio Metro, Radio Rox und The Beat senden derzeit ohne Erlaubnis weiter. Außerdem machen Piratensender dem Radiomarkt zu schaffen: Sie übertragen das Programm der Sender einfach illegal auf den freigewordenen UKW-Frequenzen. Auch viele Verbraucher scheinen nicht wirklich glücklich mit der Umstellung: Nach aktuellen Umfragen äußern sich 56 Prozent der Norweger negativ über die UKW-Abschaltung, heißt es im Deutschlandfunk. Und nicht nur das: Die Radionutzung insgesamt ist rückläufig. Statt zu wechseln, verzichten viele einfach gänzlich aufs Radiohören. (function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(d.getElementById(id))return;js=d.createElement(s);js.id=id;js.src='//embed.playbuzz.com/sdk.js';fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}(document,'script','playbuzz-sdk'));

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