Paderborn

CDU-Politiker Linnemann schmipft auf Politiker
27.01.2017 | 27.01.2017, 06:00
Buchautor: Carsten Linnemann, Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung. - © www.sportpictures.de
Buchautor: Carsten Linnemann, Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung. | © www.sportpictures.de

Herr Linnemann, „Die machen eh, was sie wollen“ – so heißt Ihr neues Buch. Warum schimpfen Sie auf Politiker?

Carsten Linnemann: Der Titel ist kein Zitat von mir, sondern das, was ich zunehmend von den Bürgern zu hören bekomme. Sie empfinden Politiker oft als abgehoben und realitätsfremd. Die Einschätzung kommt nicht von ungefähr. Schon in der Euro-Krise haben wir das Ausmaß der Verunsicherung vieler verkannt. In der Flüchtlingskrise spitzte es sich zu. Aber nicht auf Veranstaltungen, sondern erst hinterher, im Vieraugengespräch, trauten sich viele, mir ihre Sorgen mitzuteilen. Oft eingeleitet mit den Worten „Ich bin nicht rechts, aber“. Ich nahm eine unglaubliche Diskrepanz wahr zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung. So wurde aus Politikerverdrossenheit Elitenverdrossenheit. Das besorgt mich, daher dieses Buch.

Versagt die Elite?

Linnemann: Zumindest entkoppelt sie sich zunehmend von der Gesellschaft. Als 2015 täglich Tausende Flüchtlinge über die Grenzen kamen, sprachen einige Wirtschaftsführer vom bevorstehenden Wirtschaftswunder und dem Ende des Fachkräftemangels. Bis heute hat keiner von ihnen seine Fehleinschätzung korrigiert. So verspielt man Vertrauen. Das gilt auch für Politiker. Wir sollten offen sagen, dass Entwicklungen wie Digitalisierung nicht nur Chancen bergen, sondern auch Risiken. Sprechen Sie mal mit Krankenschwestern in Kliniken, in denen diskutiert wird, dass künftig Roboter den Patienten das Essen bringen. Sie fürchten um ihre Arbeit.

Sie sitzen im Bundestag, sind selbst Teil der Elite. Ihre Kritik könnte unaufrichtig wirken.

Linnemann: Ich nehme mich von der Kritik nicht aus. Wenn ich sage, dass Politik besser werden muss, gilt das auch für mich. Besser kann sie nur werden, wenn sie Bürgern genau zuhört. Daher lasse ich im Buch auch Lkw-Fahrer, Friseurinnen und Pfleger sprechen. Sie erheben den Vorwurf: „Ihr seid alle gleich. Es ist egal, ob ich Union, SPD, Grüne, FDP oder Linke wähle.“