Privatschulen sind in OWL sind im Trend

Bielefeld/Düsseldorf. Der Trend zur Privatschule hält in NRW unverändert an. Während die Gesamtschülerzahl landesweit sinkt, steigt die Zahl der Privatschüler. In OWL ist das Interesse besonders groß. Die beiden großen Lehrergewerkschaften in NRW sehen darin eine Gefahr für das öffentliche Schulsystem.23.234 Schüler besuchen in OWL nach Angaben des statistischen Landesamts IT NRW im laufenden Schuljahr sogenannte private Ersatzschulen im allgemeinbildenden Bereich. Das entspricht 9,8 Prozent der Gesamtschülerschaft und einem Anstieg von 0,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Schuljahr 2014/2015. Besonders groß ist das Interesse an privaten Förderschulen, Gymnasien und Sekundarschulen in OWL. Jeder vierte Förderschüler, jeder sechste Gymnasiast und jeder siebte Sekundarschüler besucht eine private Ersatzschule.Dieser Trend lässt sich landesweit beobachten, allerdings ist das Interesse an Privatschulen im Landesdurchschnitt nicht so stark gestiegen wie in OWL. Landesweit liegt der Anteil von Privatschülern an der Gesamtzahl der Schüler bei 8,3 Prozent – 0,1 Prozentpunkte mehr als im Schuljahr 2014/2015. Insgesamt zählt IT NRW im laufenden Schuljahr 160.274 Schüler an privaten Ersatzschulen. Bei privaten Ersatzschulen handelt es sich laut Schulministerium NRW um staatlich genehmigte Schulen in freier Trägerschaft, wie zum Beispiel Waldorf- und Montessorischulen, oder Schulen religiöser Träger, die als verfassungsgemäßer Ersatz für öffentliche Schulen grundsätzlich die gleichen Unterrichtsinhalte anbieten und staatliche Prüfungen abnehmen. Privatschulen müssen in OWL von der Bezirksregierung Detmold genehmigt werden. Nach Angaben von Alice Schuster gibt es derzeit 72 private Ersatzschulen im allgemeinbildenden Bereich. &bdquo;Im Durchschnitt werden in OWL jedes Jahr drei bis vier neue private Ersatzschulen eröffnet", so Schuster auf Anfrage. Die Bezirksregierung habe in der Vergangenheit jedoch auch Anträge freier Träger ablehnen müssen, wenn das Lehrpersonal nicht die notwendigen Qualifikationen vorweisen konnte oder die vorgesehenen Räume nicht den geforderten Vorgaben entsprochen haben, so Schuster. Privatschulen sind eine Ergänzung, sollten aber keine Norm werden Das steigende Interesse an Privatschulen beobachten die beiden großen Lehrergewerkschaften in NRW mit Sorgen. &bdquo;Je mehr Privatschulen es gibt, desto größer ist die Gefahr der sozialen Selektion", sagt der Bundes- und Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. &bdquo;Hält der Trend an, droht die Zerschlagung des öffentlichen Schulsystems", mahnt der Paderborner. Diese Befürchtung teilt auch die NRW-Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Dorothea Schäfer: &bdquo;Die Landesregierung bezeichnet Privatschulen als Ergänzung in der Schullandschaft, dabei haben Eltern und Kinder in vielen Kommunen schon keine Wahl mehr, weil Privatschulen zunehmend zum Ersatz werden." Um das öffentliche Schulsystem zu erhalten, fordern GEW und VBE, dass das Land Privatschulen dieselben Gründungsbedingungen stellt wie öffentlichen Schulen. &bdquo;Privatschulen können unabhängig der Schülerzahl gegründet werden", erklärt Beckmann. Öffentliche Schulen sind hingegen an eine Mindestanzahl von Schülern gebunden. &bdquo;Diese Ungleichbehandlung stärkt den Privatisierungstrend, vor allem in ländlichen Regionen wie OWL", erklärt Beckmann. Zudem werden Kommunen als Schulträger entlastet, wenn freie Träger Schulen gründen, ergänzt Schäfer. &bdquo;Kommunen geben so einen Teil der Verantwortung ab, können aber Schulstandort sein." Schäfer und Beckmann verstehen das stetig wachsende Interesse an Privatschulen als ein Warnsignal an die Politik. &bdquo;Die Politik arbeitet an mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass sich die Schülerschaft zunehmend spaltet", moniert Beckmann. Zunehmend zeige das Wahlverhalten der Eltern, dass sie mit der Arbeit in öffentlichen Schulen unzufrieden sind. &bdquo;Auch hier wird wieder deutlich, dass an öffentlichen Schulen Personalmangel herrscht."

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