Von
Martin Krause
19.10.2015 | 19.10.2015, 13:30
Für die ostwestfälische Wirtschaft entwickelt sich das Jahr 2015 zu einer traurigen Zäsur – zumindest, was die börsennotierten Unternehmen angeht.
Erst wird im Januar 2015 die Übernahme des früheren Bielefelder Maschinenbauers Gildemeister durch den japanischen Konzern DMG Mori angekündigt und innerhalb weniger Wochen durchgezogen. Und jetzt steht auch das zweite große Börsenunternehmen der Region, die Wincor Nixdorf AG, vor dem Verkauf.
Solche Fusionen können aus betriebswirtschaftlicher Sicht durchaus Sinn machen – allerdings steht am Ende häufig auch ein Scheitern.
Für den Standort OWL aber ist eine Schwächung die wahrscheinlichste Folge: Kompetenzen werden verlagert (im Fall Wincor wohl in die USA), in Paderborn wird es weniger hochdotierte Entscheidungsträger geben, die heimische Zulieferbranche muss mit Einbußen rechnen, und auch der Stellenabbau könnte noch drastischer ausfallen als ohnehin schon geplant.
Berichte, dass ausgerechnet Goldman Sachs das Paderborner Unternehmen bei den Gesprächen mit Diebold berät, geben der Angelegenheit ein zusätzliches Geschmäckle. Denn Aufsichtsratschef Alexander Dibelius war für die US-Bank viele Jahre Deutschland-Chef, bevor er nun angeblich zur Private-Equity-Firma CVC geht.
Profitiert am Ende der Aufsichtsratschef vom Ausverkauf des von ihm kontrollierten Unternehmens? Zugegeben, solche Überlegungen sind blanke Spekulation. Aber gerade die Verantwortlichen börsennotierter Firmen – von A wie Adidas bis V wie VW – haben in der jüngeren Vergangenheit viel Porzellan zerschlagen. Zu viel, als dass ihnen vorbehaltlos vertraut werden könnte.
Ihr Kontakt zum Autor
Ein Webabo bietet Zugriff auf alle Artikel.
Mit NW+-Updates per Mail - jederzeit kündbar.