Freiburg/Bielefeld

So beeinflusst das Wetter unser Wohlbefinden

Temperaturwechsel und hohe Luftfeuchtigkeit machen manchen Menschen zu schaffen

WIe beeinflusst das Wetter das Wohlbefinden? | © picture alliance / Geisler-Fotopress

Angela Wiese
27.07.2017 | 28.07.2017, 12:10

Bielefeld/Freiburg. Feuchte Luft, viel Regen, schnelle Temperaturwechsel: Der Sommer zeigt in diesem Jahr wieder seine ganze Bandbreite. Auch OWL stöhnte unter Dauerregen, Gewittern und der feuchten Luft. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie sich bei bestimmten Wetterlagen schlechter fühlen. Doch das Wetter selbst macht nicht krank.

Prof. Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes in Freiburg sagt: "Das Wetter verursacht keine Beschwerden, sondern verstärkt diese. Das Wetter bringt das Glas sozusagen zum Überlaufen." Menschen reagieren auf drei Arten auf das Wetter, erklärt Matzarakis:

  • Wetterreagierende Menschen sind wir alle, denn jeder reagiert auf Impulse des Wetters. "Auch in positiver Hinsicht", betont Matzarakis.
  • Wetterfühlige Menschen haben bereits Beschwerden wie Stress, Kopfschmerzen und Allergien. Diese Beschwerden, die vom vegetativen Nervensystem herrühren, werden bei bestimmten Wetterlagen verstärkt. Übrigens besonders häufig, wenn ein Tiefdruckgebiet vorbeizieht. "Nach Befragungen, die seit Jahrzehnten stattfinden, zählen knapp über 50 Prozent der Deutschen zu dieser Gruppe", sagt Matzarakis.
  • Wetterempfindliche Menschen haben Erkrankungen, deren Symptome sich bei einem bestimmten Wetter verstärken. Einige von ihnen können eine kommende Wettersituation vorfühlen. 15 bis 20 Prozent der Deutschen zählen zu dieser Gruppe.

Auch heftige Temperaturschwankungen von über 30 Grad auf 20 Grad, wie es sie in diesem Sommer schon gab, machen sich im Körper bemerkbar. Normalerweise ist der Körper anpassungsfähig, sagt Matzarakis. Bei schnellen Änderungen kann es aber zu Problemen kommen. Kranke Menschen sind außerdem nicht so anpassungsfähig wie gesunde Menschen.

Generell gilt aber: Man muss mit dem Wetter trainieren und sich abhärten, ist Matzarakis überzeugt. Passende Kleidung, frische Luft, Kalt-Warm-Duschen und an das Wetter angepasste Bewegung können helfen, sagt der Meteorologe.

Abschied vom "Bilderbuchsommer"

Abhärtung könnte die richtige Maßnahme sein. Denn Potsdamer Klimaforscher sagen, dass wir uns von einem "ganz 'normalen' Bilderbuchsommer" ohnehin verabschieden müssen. Trockenes Wetter mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad werde seltener, sagte der Meteorologe Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimaforschung in einem Interview. Hoffmanns Einschätzung zufolge werden längere Trockenperioden und Hitzephasen gefolgt von Stark- und Dauerregen zunehmen.

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In Ostwestfalen-Lippe bleibt es in den nächsten Tagen erst einmal wechselhaft, sagt Malte Witt, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Essen, gegenüber nw.de. Am Samstag zieht eine Warmfront von Westen heran. Das klingt sommerlich, ist es aber nicht wirklich. Denn die Front bringt Regen am Vormittag und auch am Nachmittag keine Auflockerung am Himmel. Erst am Sonntag folgt der Warmfront auch warme Luft. Damit steigt auch wieder die Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit.

Meteorologe Witt hält diesen Sommer übrigens bislang nicht für außergewöhnlich. Der Wetterverlauf mit feuchtwarmen und kühleren Perioden sei für einen mitteleuropäischen Sommer durchaus typisch. Dass es nach Unwettern zu Überschwemmungen kommt, habe es in den vergangenen Sommern in unterschiedlichen Teilen Deutschlands immer wieder gegeben. Wer den nächsten sommerlichen Wetterabschnitt herbeisehnt, für den hat Meteorologe Witt einen Rat: "Ich würde die Hoffnung noch nicht aufgeben." Schließlich stehe noch der gesamte August bevor und da sei eine längere Hochdruckphase gut möglich.