Kunstverein zeigt Sammler-Stücke

Paderborn. Nach fast zwölf Jahren ist Schluss. Die Schau "Collecting" beendet die Zweckehe zwischen dem Kunstverein und der Stadt Paderborn, die den Ausstellungsmachern ihren schicken Bau anvertraut hatte. Zum Abschied - und ehe künftig Paderborns Stadtgeschichte am Abdinghof präsentiert wird - gibt?s den Einstieg in eine neue Reihe. Mit "Collecting 1" zeigt der Kunstverein erstmals Auszüge der Sammelleidenschaft von Kunst-Fans aus dem Raum Paderborn.Einige wollen nicht genannt werden, doch die meisten Kunstsammler stehen mit ihrem Namen für die gezeigten Arbeiten. "Die Idee zu dieser Ausstellung gab es schon länger", sagt Kurator Kai-Friedrich Niermann vom Kunstverein. Dass es die Premiere der Collecting-Schauen nun gibt, liegt an der fünfwöchigen Verlängerung, die der Verein spontan erhalten hatte. Da kam die relativ rasch umzusetzende Sammlungs-Idee gerade recht.Mit Collecting habe der Kunstverein die Möglichkeit, "einen Querschnitt davon zu zeigen, welche Kunst Paderborner Sammler kaufen und besitzen", sagt Niermann. Darunter sind Arbeiten von Paderborner wie auch überregional bedeutsamen Künstlern, von Heinz Mack, Günther Uecker, Arno Breker, Konrad Kröger, Julia Murakami, Hyazinth Pakulla oder Emell Gök Che. Zu sehen ist auch ein früher Herman Reichold von 1992 und damit aus der Zeit, "als der noch gemalt hat", wie Niermann sagt.In der oberen Etage stehen zudem zwei Vitrinen. Die eine zeigt drei Arbeiten von Jonathan Meese, Wolf Vostell und Damien Hurst, die dem Paderborner Wolfgang Brenner gehören. In der anderen sind kleine Werke von Takashi Murakami, Joseph Beuys und Anish Kapoor. Blickfang zwischen den beiden Glaskästen ist die "Madonna" von Lukman Ibrahim, die sich im Besitz der Sammlung Wemhöner (Delbrück) befindet.Gekleidet zugleich mit einem Tschador, wie ihn muslimische Frauen tragen, sowie einem Madonennumhang, und mit einem Kalaschnikow-Nachbau ist es eine Arbeit, die Ibrahim gerade erst geschaffen haben könnte - und nicht bereits 2007 für eine Einzelschau beim Kunstverein Paderborn. Der syrische Künstler kam 1990 als politischer Flüchtling nach Deutschland und lebte lange in Paderborn.Wie Ibrahim waren auch die ebenfalls mit einem Werk vertretenen Andreas Kopp und Dietmar Walther bereits Einzelexpositionen im Kunstverein präsentiert worden.Die Arbeit an dieser Schau habe Niermann gezeigt, dass es in Paderborn viel Kunst gebe in verschiedenen Formen des Sammelns, im Kleinen wie im Großen. Ein im Erdgeschoss ausgestelltes geairbrushtes Motorrad von Peter Kröger, eine Suzuki Intruder, veranschauliche dabei die Offenheit des Kunst-Begriffs. Umgeben ist es von großflächigen Bildern: Bei Marius Wezorke ist eine Angst vor der Zukunft spürbar, Fred Baumgart hat zu Hip-Hop-Musik eine Frau mit Schuhen über die Leinwand tanzen und sie dadurch gestalten lassen.Übernommen hatte der Kunstverein die Regie für den Bereich der zeitgenössischen Kunst in der Städtischen Galerie im November 2003 mit einer Ausstellung zum Paderborner Künstler Hans Ortner. Bis dahin hatte der Verein die Räume nur einmal pro Jahr als Gast nutzen können. Dass der Kunstverein fortan die hohen Galerie-Flure bestücken durfte, anstatt wie bis dahin die niedrigen Decken des Adam-und-Eva-Hauses, lag an der klammen Stadtkasse. Die Übergabe an den Verein und damit in Privathand war damals von der CDU-Fraktion im Stadtrat beschlossen worden - gegen den Willen der Opposition und zahlreicher Vertreter aus dem Paderborner Kunst-Sektor.In der Diskussion um die bereits angelaufene Neuordnung der Paderborner Museen war auch Kritik am Kunstvereins aufgekommen. Unter anderem hatte Andrea Wandschneider, Leiterin Städtische Museen und Galerien, gesagt, dass sich die in die Kooperation mit dem Kunstverein gesetzten Erwartungen aus Sicht der Stadt "nicht erfüllt" hätten.Die Vorsitzende des Kunstvereins, Alexandra Sucrow, ist indes überzeugt: Der Verein habe gute Arbeit geleistet mit einem konsequenten Programm zur zeitgenössischen Kunst. Er habe sein Profil entwickelt mit "glücklichen Griffen". Einige der ausgestellten Künstler seien später auch größer herausgekommen, betont Sucrow: "Und wir hoffen, dass wir die Arbeit fortsetzen können."Dabei setzt Sucrow auf das Adam-und-Eva-Haus. Hierhin wollen die Ausstellungsmacher gern wieder zurück, um es gemeinsam mit der Uni zu nutzen. Noch aber ist die Zukunft des künftigen Kunstverein-Domizils offen. Für die Zwischenzeit sucht der Verein aktuell in der Endphase eine Räumlichkeit in der City. "Wir hatten uns erst einmal auf eine Örtlichkeit fokussiert", sagt Sucrow. Derzeit werde jedoch durchgerechnet, ob diese Lösung finanzierbar sei, da viel renoviert werden müsste. "Wir schauen, ob wir Firmen finden, die dies gratis machen oder für wenig Geld", sagt Sucrow. "Ein gemeinsam mit der Uni erarbeitetes Konzept ist fertig. Jetzt warten wir nur darauf, dass wir den Zuschlag bekommen." Doch selbst wenn dies beschlossen sei, vergehe noch einige Zeit bis zur möglichen ersten Schau.Einerseits bedauert Sucrow das Ende, da die Städtische Galerie ein tolles Ambiente bot, das gut zum Ansatz und Raumkonzept gepasst habe. Im Adam-und-Eva-Haus würde das Konzept an die Örtlichkeiten angepasst. Im Gegensatz zu früher, als nur in einem oberen Teilbereich Kunst gezeigt wurde, sollten dann jedoch alle Räume des ehemaligen Stadtmuseums nutzbar sein.´ "Collecting 1" wird heute um 19 Uhr eröffnet. Die Ausstellung läuft bis zum 27. September und hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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