Paderborn. Das Hotel ist zwar nur ein Teil des Namens. Doch seit etwas mehr als 33 Jahren haben Paderborner, die das Gegenteil von Hochglanz-Kneipen und Schickeria-Gaststätten lieben, ein Zuhause an der Fürstenbergstraße 32a. In Willies Heartbreak Hotel.
Ob Selbstständige, Ärzte, Handwerker und Rentner, Studenten, Auszubildende oder Hartz-IV-Empfänger. Sie alle trinken hier ihr Pils, schauen Fußball, kickern, reden und hören Musik. So wie am vergangenen Wochenende, als der 33. Geburtstag gefeiert wurde und der Laden rappelvoll war. Es wird der letzte Geburtstag gewesen sein. Denn in knapp vier Monaten ist Schluss.
Ende Juni macht das Willies, wie es die Gäste nur nennen, dicht. Vermutlich wird Willies-Wirt Ulrich Majewski, bekannt als Maggu, aber schon eine Woche vorher alles ausräumen. Jedenfalls hat er von der Vermieterin die Kündigung bekommen. Daran könne er nichts ändern, sagt er. „Da ist es egal, wie lange man darin ist." Es sei überhaupt ein Wunder, dass er das so lange haben machen können.
Seit 23 Jahren hinter den Tresen
Manche Gäste kennt Maggu seit dem ersten Tag. Damals, am 19. Februar 1985, hatte er mit Meinolf Link noch einen Kompagnon, der jedoch nach vier Jahren – in Willies-Dimensionen also durchaus schnell – ausstieg. Im Willies tickt die Zeit immer etwas anders, mal scheint sie auch still zu stehen. Kurzlebigkeit ist hier nicht angesagt. Nicht vor und nicht hinter dem Tresen. So bedient Gisela Brinkmeier seit 23 Jahren hier.
Einige Stammgäste hätten mehr oder weniger sogar Angst, dass sie ohne die freistehende Kneipe – was eine echte Seltenheit ist – künftig vereinsamen. „Die sind seit 33 Jahren hier", erzählt Maggu. „Für die würde ich auch überhaupt woanders weitermachen." Auch Maggu selbst weiß nicht, ob er ohne Kneipe kann. Seit seinem 16. Lebensjahr hat er berufsmäßig immer mit Pinten zu tun gehabt und ist dem Paderborner Kneipenleben ganz eng verbunden.
Vermieterin möchte sich nicht äußern
Maggu überlegt sich derzeit Alternativen, wie es nach dem Aus an der Fürstenbergstraße weitergeht. Doch noch ist es auch zwei Gründen unklar. Einerseits steht er aufgrund einer schweren Erkrankung selbst seit einem Jahr nicht hinter dem Zapfhahn und muss sehen, wie es gesundheitlich voran geht. Andererseits müsse er ein neues Objekt mieten. Und was das betrifft, so sagt er, „können wir uns in Paderborn nicht verbessern". Die Fürstenbergstraße sei ideal.
Was in Zukunft an der Fürstenbergstraße 32, direkt neben der Von-Fürstenberg-Realschule, sein wird, ist noch unklar. Die Vermieterin möchte sich hierzu – und zu Gerüchten, wonach Wohnungen entstehen sollen – nicht äußern. Den Paderbornern wird das Willies aber noch lange im Gedächtnis bleiben. Und das nicht nur wegen einer Abschlussparty, die es kurz vor dem Ende im Juni geben könnte.
Bis zum 22. August 1961 war im heutigen Willies eine Metzgerei. Ab da war es eine Kneipe. Von 1977 bis 1980 war Martin Banzerus Mieter des Schädock – das so hieß wie sein Hund. Bis 1985 stand Michael Greifenberg – Stani – hinter dem Tresen. Bis Ulrich Majewski und Meinolf Link es übernahmen. Zuerst sollte es Heartbreak Hotel heißen, wie der Elvis-Titel. Doch das Ordnungsamt sagte Nein: Es verband den Namen mit einem Bordell – und dazu würden die Zimmer fehlen. So wurde es das Willies – nach Maggus damaligem Hund. Und Heartbreak Hotel kam klein auch noch aufs Schild.