OWL

Im Kreis Paderborn ist besonders viel Nitrat im Grundwasser

Landesweit gibt die Grundwasser-Qualität Anlass zur Sorge

18.11.2014 | 18.11.2014, 16:50

Düsseldorf (dpa). Die Qualität des Grundwassers hat sich in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens deutlich verschlechtert. Rund 40 Prozent der Vorkommen sind so stark mit gesundheitsgefährdenden Nitraten belastet, dass dort kein Trinkwasser ohne Aufbereitung gewonnen werden könnte. Das geht aus dem neuen Nitrat- und Nährstoffbericht hervor, den NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Dienstag in Düsseldorf vorgelegt hat.

Demnach sind viele Böden durch zu viel Gülle und weitere Dünger überlastet. Teile des darin enthaltenen Stickstoffs sickern häufig als Nitrat bis ins Grundwasser.

Der Nitrat-Grenzwert liegt laut deutscher Trinkwasserverordnung bei 50 Milligramm pro Liter. An vielen Grundwasser-Messstellen in NRW wird er aber deutlich überschritten - teils an mehr als jeder zweiten.
Negativer Spitzenreiter mit einem Maximalwert von 440 Milligramm pro Liter ist laut NRW-Nährstoffbericht der Kreis Paderborn, gefolgt vom Kreis Steinfurt mit 370 Milligramm.

Remmel fordert neue Düngeverordnung

Mehr als 150 Milligramm Nitratkonzentration pro Liter Grundwasser finden sich auch in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Kleve, Neuss, Mettmann, Viersen, Wesel, Düren, Heinsberg, Rhein-Sieg-Kreis, Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf, Gütersloh, Minden-Lübbecke und in der kreisfreien Stadt Bielefeld.

Remmel forderte eine neue Düngeverordnung vom Bund. "Die derzeitigen Regeln vernachlässigen den Schutz unseres Grundwassers und damit unserer wertvollen Trinkwasserressourcen", kritisierte der Grüne. Remmel will vom Bund eine Handhabe, um in Gebieten mit belastetem Grundwasser strengere Vorgaben machen zu können.
"Es gibt eine eindeutige Verbindung zwischen den Nitratbelastungen und einer zu intensiven Landwirtschaft - etwa durch eine immer stärkere Konzentration der Tierhaltung, aber auch des Gemüse-Anbaus", erläuterte Remmel. "Ich halte es grundsätzlich für erstrebenswert, dass auf einem landwirtschaftlichen Betrieb nicht mehr Gülle anfällt, als auf eigenen Flächen ausgebracht werden kann."

Remmel fordert eine Höchstmenge von 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar, der nicht nur - wie bisher - den Gülle-Eintrag auf landwirtschaftlichen Böden deckelt, sondern auch Gärreste, Mist, Klärschlamm und weitere Quellen umfasst.

140.000 Tonnen Stickstoff

Der Nährstoffbericht wurde in diesem Jahr erstmals erstellt; Nitratberichte gab es auch schon zuvor. Beide Berichte sollen die Zusammenhänge zwischen Überdüngung und Grundwasserverschlechterung ausweisen. Sie zeigten, dass in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten im Norden und Westen von NRW die Nitratkonzentrationen seit mehr als 20 Jahren gleichbleibend hoch oder steigend seien, bilanzierte Remmel.

Demnach wurden in NRW etwa 140.000 Tonnen Stickstoff durch Gülle oder Feldmist auf die Felder aufgebracht. Hinzu kommen rund 30.000 Tonnen weitere organische Dünger sowie etwa 205.000 Tonnen Stickstoff aus mineralischen Düngemitteln. Nach Berechnungen des Landesumweltamtes müssten die Stickstoffeinträge in NRW jährlich um über 27.000 Tonnen pro Jahr vermindert werden, um die Grundwässer nachhaltig von Nitraten zu entlasten.