BAD OEYNHAUSEN

"Rudi Assauer macht es richtig"

INTERVIEW: Dr. Alexander Hemmersbach zum Umgang mit der "Alzheimer-Erkrankung"

10.02.2012 | 10.02.2012, 13:00
Die Alzheimer-Gesellschaft hat mehrere Broschüren für Angehörige und Patienten veröffentlicht. Vorstandsmitglied Dr. Alexander Hemmersbach hält sie bereit. - © FOTO: HEIDI FROREICH
Die Alzheimer-Gesellschaft hat mehrere Broschüren für Angehörige und Patienten veröffentlicht. Vorstandsmitglied Dr. Alexander Hemmersbach hält sie bereit. | © FOTO: HEIDI FROREICH

Bad Oeynhausen. Sein freimütiges Bekenntnis hat für Schlagzeilen gesorgt: Der ehemalige Schalker Fußball-Manager Rudi Assauer ist an Alzheimer erkrankt. Von Dr. Alexander Hemmersbach, Vorstandsmitglied der Alzheimer-Gesellschaft Minden-Lübbecke und Chefarzt Neurologie der Johanniter-Ordenshäuser, bekommt er Lob. "Es ist gut, sich nicht mit seiner Erkrankung zu verstecken," erläutert der Fachmann im Gespräch mit NW-Redakteurin Heidi Froreich.

Alzheimer- und Demenzerkrankungen sind noch immer für viele Menschen ein Tabuthema. Nun hat sich mit Rudi Assauer ein weiterer Prominenter zu seiner Erkrankung bekannt. Hilft das anderen Patienten und Angehörigen, offener damit umzugehen?
DR. ALEXANDER HEMMERSBACH: Prinzipiell kann es helfen, wenn man als Betroffener oder Angehöriger eines Patienten sieht, das jeder betroffen sein kann. Demenz-Erkrankungen sind an sich in unserer Gesellschaft zunehmend kein Tabuthema mehr, für die Patienten und deren Angehörigen ist es aber gut zu sehen, dass man nicht allein ist.

Rudi Assauer hat nicht nur für Bier Reklame gemacht, sondern häufig selbst Alkohol genossen. Zigarren hat er auch ganz gern geraucht. Haben diese Laster seine Erkrankung verursacht?
HEMMERSBACH: Häufiger Genuss von Alkohol oder Nikotin führen nicht direkt zu einer Alzheimer-Erkrankung. Allerdings kann insbesondere der übermäßige Konsum direkt oder indirekt über eine Störung der Durchblutung beispielsweise zu Schädigungen des Gehirns führen, die sich dann in Symptomen äußern, wie sie bei einer Demenzerkrankung auftreten.

Mal abgesehen vom Alter – erhöht auch eine Alzheimer- oder Demenzerkrankung in der Familie das eigene Risiko?
HEMMERSBACH: Bei einem kleineren Teil der Alzheimer-Demenz liegt eine vererbte Form vor, das ist bei etwa zehn Prozent der Erkrankungen der Fall. Durchschnittlich wird hier die Anlage an jedes zweite Kind vererbt. Die Erbanlage allein reicht aber nicht aus,um zu erkranken. Es müssen noch andere Faktoren hinzutreten. Insgesamt kann man aber sagen, dass bei einer Alzheimer-Erkrankung in der Familie das Risiko erhöht ist.

Gunter Sachs hat sich das Leben genommen, um sich " würdelose letzte Tage" zu ersparen. Ist diese Befürchtung begründet?
HEMMERSBACH: Mich hat das damals sehr geärgert, als ich Überschriften gelesen habe wie "Er nahm sich wegen Alzheimer das Leben". Was mögen damals die Betroffenen und deren Angehörigen gedacht haben? Hinzu kam dann noch, dass ja die Diagnose bei Herrn Sachs nicht einmal feststand.