Bad Oeynhausen/Traunstein

Mutmaßliche Juwelenräuber stehen in Oberbayern vor Gericht

Landgericht Traunstein urteilt über zwei Männer, die auch in Bad Oeynhausen eine Juweliergeschäft überfallen haben sollen

Das überfallene Juweliergeschäft in Bad Oeynhausen. | © Foto: Steinert

05.02.2017 | 05.02.2017, 08:45

Bad Oeynhausen /Traunstein (nw/tcg). Im oberbayrischen Traunstein stehen ab dem 14. Februar zwei Tschetschenen vor Gericht, die auch für den Überfall auf den Bad Oeynhausener Juwelier Plach verantwortlich sein sollen. Die beiden Männer sollen laut Polizei einer etwa 100-köpfigen, europaweit agierenden Bande mit Sitz in Litauen angehören. Sie sollen an bewaffneten Blitzüberfällen auf Juweliere am 20. Januar 2015 in Bad Oeynhausen mit einer Beute von 70 Uhren im Wert von 237.000 Euro, am 5. März 2015 in Mühldorf mit einer Beute im Gesamtwert von rund 339.000 Euro sowie an einem gescheiterten Raubüberfall im Juni 2015 in Regensburg beteiligt gewesen sein.

Das Vorgehen der Beiden ähnelte gemäß Polizeierkenntnissen zahlreichen früheren Blitzeinbrüchen, unter anderem in Norwegen, Finnland, Italien und der Schweiz. Die offensichtlich von Litauen aus dirigierten Täter stürmten – stets vermummt, mit geladenen Schreckschusswaffen, Reizgas und schweren Spalt-äxten ausgerüstet – am helllichten Tag in vorher ausgekundschaftete Geschäfte.

Eigentlich sollte das Urteil gegen die zwei 33 und 29 Jahre alten Angeklagten im November gefallen sein, berichten die OVB-Heimatzeitungen. Doch die Kammer musste alle Termine wegen Verhinderung eines Prozessbeteiligten stornieren. Jetzt ist für den 14. Februar ein neuer Prozessauftakt geplant. Weitere Verhandlungstermine der Ersten Strafkammer sollen am 15., 16., 17., 21. und 22. Februar, jeweils um 9 Uhr, stattfinden.

Bei den Verbrechen in Mühldorf und Bad Oeynhausen waren jeweils mehrere Menschen durch Reizgas verletzt und nicht zuletzt durch abgefeuerte Schüsse teils erheblich traumatisiert worden.

Rabiate Täter hatten es auf Edeluhren abgesehen

Zwei bis drei Männer zerschlugen nach den Erkenntnissen der Ermittler jeweils mit den Äxten die Vitrinen, schnappten sich eine Vielzahl der teuersten Markenuhren und steckten sie in mitgebrachte Taschen. Ein weiterer Täter sicherte bei diesen Raubzügen den Fluchtweg. Für jeden Raubzug stahlen die Räuber andernorts Pkw, die sie später einfach irgendwo stehen ließen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die geraubten Uhren in Osteuropa verkauft wurden.

Gegen zwei 33 und 21 Jahre alte Litauer hatte die Jugendkammer am Landgericht Traunstein bereits am 20. Januar 2016 wegen der gleichen Taten eine Haftstrafe von acht Jahren beziehungsweise eine sechsjährige Jugendstrafe verhängt. In Bad Oeynhausen hatten am 20. Januar 2015 drei maskierte und bewaffnete Täter gegen 17.25 Uhr das Bad Oeynhausener Juwelier-Geschäft Plach betreten. Die Männer gingen laut Polizeibericht äußerst rabiat vor. Einer gab mit einer Gaspistole mehrere Schüsse ab. Zudem versprühten die Räuber Tränengas. Das Fluchtauto, in dessen Nähe die Spurensicherung DNA des 33-Jährigen fand, war kurz darauf in Herford entdeckt worden. Im bayerischen Mühldorf schoss einer der Täter gezielt mit der Schreckschusspistole auf einen Zeugen.

Die Raubserie dieser Bandenmitglieder beendete die Polizei am 10. Juni 2015 in Regensburg. Bei einer Kontrolle nahm sie zwei Männer fest, die sich umfangreich geständig zeigten und die Namen weiterer Beteiligter nannten. In dem aktuellen Prozess sollen sie als wichtige Zeugen fungieren.