Oerlinghausen. Der eine ist Mitbegründer der Soziologie, der andere der König der Theorie. Beide haben Spuren in Oerlinghausen hinterlassen. Die bronzenen Büsten von Max Weber und Niklas Luhmann sind jetzt auf einem eigens dafür hergerichteten Platz an der Heimvolkshochschule St. Hedwigs-Haus am Hermannsweg enthüllt worden.
Beide Büsten stehen auf Stelen aus Anröchter Dolomit unterhalb des Philosophenweges nahe der Hedwigs-Kapelle. Der Oerlinghauser Bildhauer Bruno Buschmann hat die Büsten geschaffen, der ehemalige Stadtwerke-Chef Peter Blome mit einer großzügigen privaten Spende die Umsetzung ermöglicht.
Warum die Brille fehlt
Bruno Buschmann hat die Büste von Niklas Luhmann nach Fotos und aus der eigenen Erinnerung im aufwendigen Bronzegussverfahren gearbeitet. "Luhmann und seine Frau waren oft bei mir im Atelier." Ein kluger, angenehmer, ungeheuer bescheiden auftretender Mensch sei der Soziologe, der dem örtlichen Gymnasium seinen Namen gibt, gewesen. Auf Luhmanns kennzeichnende große schwarze Brille hat Buschmann bewusst verzichtet. Neben der Weber-Büste sei das aus seiner Sicht nicht gegangen. "Alles solle aus einem Guss sein."Die Weber-Büste entstand nach einer Terrakotta-Vorlage, die bereits im Jahr 1924 Buschmanns Lehrer Prof. Arnold Rickert modelliert hatte. Büsten und Stelen passen nach Meinung von Bruno Buschmann "wunderbar in die Landschaft". (kap)
"Ich habe so lange in Oerlinghausen gearbeitet und hier mein Geld verdient, da wollte ich etwas zurückgeben", erläutert Peter Blome seine Motivation. Schnell habe er sich mit der Idee von Johannes Müller anfreunden können. "Den Gedanken hatten wir schon viel früher", bestätigt Müller. Vor etwa drei Jahren hat Bruno Buschmann dann mit den ersten Arbeiten begonnen.
Die Büsten der beiden Soziologen sollen zur Bildungsarbeit inspirieren, das ist die Hoffnung von Johannes Müller. Der Leiter des Institutes für Migrations- und Aussiedlerfragen ist sich sicher: "Wenn Weber und Luhmann zu einer Zeit gelebt hätten, hätten sie sich an dieser Stelle getroffen."
Luhmann (1927-1998) lebte in der Nähe des Philosophenweges, ging hier oft mit dem Hund spazieren. Weber (1864-1920), der im Jahr 1893 die gebürtige Oerlinghauserin Marianne Weber in der Bergstadt heiratete, habe einst den Begriff der "geistigen Geselligkeit" geprägt. Nicht zu Lebzeiten, aber über ihren Tod hinaus können die beiden Männer jetzt Kopf an Kopf in einen Dialog miteinander treten und über sie auch die Betrachter.
Johannes Müller hofft, dass der Platz, an dem die Büsten stehen, zu einem Ort der Begegnung wird. Nachbarschaft, das ist im Hedwigs-Haus von Beginn an das Thema. "Oerlinghausen ist die Stadt der Segelflieger, der Soziologen, der Archäologen und der Ost-West-Beziehungen", nennt Müller die Pfunde, mit denen gewuchert werden kann. Ausgehend von den neuen Büsten kann sich Johannes Müller gut vorstellen, ein Marketingkonzept daraus zu entwickeln.