Rödinghausen

Rödinghauser Gesamtschüler besichtigen Auschwitz

Polenfahrt: Die Schüler des 10. Jahrgangs der Gesamtschule Rödinghausen besuchten im Rahmen einer Studienfahrt nach Polen das ehemalige Arbeitslager Auschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Auch das Gespräch mit einer KZ-Überlebenden hat sie tief beeindruckt

Fahrt in den Tod: Die so genannte Rampe in Auschwitz-Birkenau, auf der die Menschen selektiert wurden. | © emailgateway

17.08.2016 | 17.08.2016, 07:55

Rödinghausen. Dem 10. Jahrgang der Gesamtschule Rödinghausen wurde durch die Förderung der Bethe-Stiftung ermöglicht, das größte Konzentrationslager zu besichtigen, das es im Zweiten Weltkrieg gab. Somit konnten zum fünften Mal Schüler wie auch Lehrkräfte sich vor Augen führen, wie im Zweiten Weltkrieg die Juden vernichtet wurden.

Die Schüler nahmen im Stammlager Auschwitz an einer Führung teil. Sie gingen durch das Tor, welches mit den Worten "Arbeit macht frei" überschrieben ist. "Schon von weitem sahen wir die vielen Steinbaracken, in denen die Gefangenen gelebt haben und in denen heute alles ausgestellt wird", erzählt Anna Lynn aus der 10d.

"Wir sahen dort sehr viele erschreckende Dinge: die Gefangenenzellen sowie die Exekutionswand, die Gaskammer und die Räume, in denen die Leute geschlafen und sich gewaschen haben. Die Lebensbedingungen waren nicht nur unzumutbar, sondern grauenhaft und menschenverachtend, ein so großes Unrecht."

Geschichte wird plötzlich nahbar

In anderen Räumen seien die persönlichen Dinge der Gefangenen gelagert worden. "Wenn man hört, wie viele Juden im Konzentrationslager umgebracht wurden, ist es einfach nur eine riesige, unvorstellbare Zahl", sagt Aylina aus der 10b.

"Aber wenn man dann zwei Tonnen Haare sieht (was nur ein Bruchteil der eigentlich 7 Tonnen ist), die auf einem Berg zusammen gehäuft sind, dann merkt man erst richtig, wie vielen Menschen solch ein grauenhaftes Leid zugefügt wurde." Nicht nur Haare, auch viele persönlichen Dinge wie Schuhe und auch Teller oder Besteck seien in Massen vorhanden.

Im Gegensatz zum Stammlager Auschwitz sei das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager in Birkenau noch viel größer. "Dieses bestand nur aus Holzbaracken, was vor allem im Winter schrecklich gewesen sein muss", sagt Anna Lynn.

Ein Blick sage mehr als Worte

Auch hier nahmen die Schüler an einer Führung teil und besichtigten das gesamte Gelände. "Es ist riesig, überall stehen die Reste der Holzbaracken." An der Menge der Baracken hätten sie gesehen, wie viele Menschen dort gelebt haben. Die Gaskammern seien Anfang 1945 gesprengt worden. "Davon waren nicht mehr als zwei Trümmerhaufen übrig", berichtet Aylina.

Anders als im Stammlager Auschwitz sei in diesen Baracken nichts ausgestellt außer ein paar Bildern. "Man brauchte auch nichts zu lesen. Denn alles, was wir dort sahen, zeigte: "Ein Blick sagt mehr als Tausend Worte." Die Schüler waren tief beeindruckt. "Für uns war das, was wir dort sahen, schlimmer als das, was wir in Auschwitz gesehen hatten."

Während der Führung gingen sie auch durch die Waschräume, in denen sich die Menschen nach der Selektion auszogen und wuschen. "Es war richtig, dieses KZ zu besichtigen", findet Anna Lynn. "Wir hatten das Gefühl, es den Juden schuldig zu sein, uns anzuschauen, wie sie leiden mussten."

Gespräch mit einer Zeitzeugin

Die Schüler sprachen auch mit einer Zeitzeugin. "Die Geschichte dieser Frau zu hören, die das KZ überlebt hat, war erschreckend", sagt Aylina. "Wir hatten das Gefühl, jetzt erst richtig zu begreifen, wie die Juden sich gefühlt haben müssen. Diese Frau war und ist sehr mutig. Wir wissen nicht, ob wir so offen über diese Vergangenheit sprechen könnten, wie sie es tat. Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit galt ihr, als sie sagte: "Ihr seid die Zukunft, die Welt liegt in euren Händen und ihr sollt dafür sorgen, dass so etwas Schreckliches nicht noch einmal passiert."