Enger (bs). Über 23.000 Stolpersteine in mehr als 500 europäischen Städten hat Gunter Demnig seit 1993 verlegt. Acht davon in Enger. Jeden einzelnen zum Gedenken an einen Menschen, der Opfer des Nazi-Regimes wurde.
Nachdem der Bildhauer aus Köln am Freitagmorgen die Gedenksteine im Engeraner Straßenpflaster verlegt hatte (die NW berichtete), informierte er am Abend im Widukind-Museum über seinen eigenen Lebenslauf als Künstler. Dabei zeigte Demnig anschaulich auf, wie sich sein künstlerisches Schaffen konsequent bis hin zum Projekt Stolpersteine entwickelt hat, das er heute als sein "Lebenswerk" beschreibt.
Jeder einzelne Stein sei ein Kunstwerk, alle zusammen bildeten "eine dezentrale, soziale Skulptur", erläuterte er vor rund 50 Zuhörern. "Ich möchte den Opfern, die zuletzt nicht mehr als eine Nummer waren, auf diese Weise ihren Namen und ihr Gesicht zurückgeben."
Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte im 12. Jahrgang des Widukind-Gymnasiums hatten die Lebensgeschichten der Juden recherchiert, für die in Enger Stolpersteine verlegt wurden. Sie erzählten von Familien, die einst im gesellschaftlichen Leben der Widukindstadt integriert waren - als Mitglieder im Sport- und Schützenverein oder als aktive Helfer beim Roten Kreuz. Die Aktion Stolpersteine böte "eine besondere Möglichkeit", dieser Menschen zu gedenken und zwar direkt vor Ort. Dadurch sei der persönliche Bezug viel größer als bei Gedenkstätten "in Berlin, Dachau oder Bergen-Belsen", betonten die Schüler.
Die Schwestern Stefanie und Franziska Hodde bereicherten den Informationsabend musikalisch. Mit Akkordeon und Geige spielten sie ausdrucksstarke Klezmermelodien aus der jüdischen Volksmusik und begeisterten mit dem Titelmotiv aus dem Film "Schindlers Liste".