Enger

Heilbad mit Bahnhof

AUFLÖSUNG: Gesucht wurde das Belker Bad

Früher wies ein Schild an der Bahnlinie auf das Bad Belkerbrunnen und die Heilquelle hin. | © FOTO: SAMMLUNG BRAKENSIEK

24.09.2014 | 24.09.2014, 00:31
Im Belker Bad sind heute Wohnungen. Außerdem stehen viele hohe Bäume drum herum. - © FOTO: MAREIKE PATOCK
Im Belker Bad sind heute Wohnungen. Außerdem stehen viele hohe Bäume drum herum. | © FOTO: MAREIKE PATOCK

Enger. Das letzte Mittwochsrätsel war gar nicht so leicht zu lösen: eine schmauchende Dampflok, die gerade an einem alten Haus vorbeifährt - drum herum nur freies Feld und ein paar hohe Bäume. Dennoch haben einige Leser das Gebäude erkannt: Es ist das ehemalige Belker Bad.

"Das Bild ist um 1920 entstanden", sagt Werner Brakensiek, der das Foto aus seinem umfangreichen historischen Bildarchiv zur Verfügung gestellt hat. "Es zeigt die Bahnstation ,Belker Bad?, wo der Zug der Kleinbahn anhielt, der nach Herford fuhr", schreibt Ilse Twelenkamp.

Auch Rudi Grimm hat das Belker Bad erkannt. "Als alter Engeraner erinnert mich dieses Bild an unsere Kindheit." Er sei im Mai 1946 geboren und habe früher am Unteren Eschweg in Herringhausen, ganz in der Nähe des Belker Bads, gewohnt. Sein Elternhaus sei aber der Ostumgehung zum Opfer gefallen. An das Belker Bad kann er sich noch gut erinnern. "Der Pfad an der Bahnlinie war im Sommer der Gang zur alten Badeanstalt."

Das Belker Bad um 1920. - © FOTO: ARCHIV BRAKENSIEK
Das Belker Bad um 1920. | © FOTO: ARCHIV BRAKENSIEK

Sprungbrett und Fünfzig-Meter-Bahnen suchte man dort allerdings vergeblich. Auf die Gäste warteten stattdessen Wannenbäder - und heilsame noch dazu: Denn die Besucher badeten im Wasser der Belker Heilquelle.

Schon Ende des 16. Jahrhunderts sei der "Engeraner Sauerbrunnen" erstmals urkundlich erwähnt worden, sagt Brakensiek. Die wichtigsten Mineralstoffe der Quelle sollen Kalzium, Eisen, Schwefel und Magnesium sein. "Und das Solebad half insbesondere gegen Rheumaerkrankungen."

Auch Bettina Würslin hat uns geschrieben. Ihre Mutter habe das Gebäude Belker Brunnen ebenfalls erkannt, berichtet sie. "Sie ist damals mit ihrer Oma bereits dorthin gegangen, damit die Großmutter ein Moorbad nehmen konnte."

Das Belker Bad sei von Heinrich Dreckmann (1806 - 1889) um 1850 eingerichtet worden, sagt Brakensiek. Später hätten Friedrich und August Dreckmann den Betrieb übernommen. Es habe 12 Badezimmer gegeben, außerdem Schlaf-, Wohn-, Aufenthaltsräume und einen großen Garten. Kurgäste habe die Einrichtung aber nur in den Sommermonaten gehabt. Im Winter sei das Bad geschlossen gewesen. "Es war ja nicht beheizt."

Auch Klaus Korfsmeier kennt sich mit der Geschichte des Bads gut aus: 1968 habe sein Vater Dr. Karl Korfsmeier das Gebäude von der Familie Dreckmann erworben. Zu der Zeit sei die Quelle jedoch schon nicht mehr für Heilzwecke genutzt worden. Der Badebetrieb sei Ende der 1950er Jahre eingestellt worden.

Zu Hochzeiten sei das Bad bei Kurgästen jedoch überaus beliebt gewesen. Sie seien vorwiegend aus dem Ravensberger Land angereist, berichtet Korfsmeier.

"Zwischen den beiden Weltkriegen kamen aber auch Kumpel aus dem Ruhrgebiet, die dort eine Kur machten." Zuletzt seien bis zu 10.000 Bäder jährlich verabreicht worden.

Die Familie Korfsmeier baute das Belker Bad in den 1970er Jahren zu Wohnungen um. "Und es war auch mal die Bezirksstelle für Naturschutz des Regierungsbezirks Detmold dort untergebracht", sagt Korfsmeier, dessen Familie bis 2009 im Besitz des Hauses war.

Ein Zug fährt am ehemaligen Belker Bad übrigens schon lange nicht mehr vorbei. Die alte Kleinbahntrasse ist heute ein gern genutzter Radweg.

Auch der Blick auf das Gebäude ist lange nicht mehr so frei wie in den 1920er Jahren, als die Dampflok schmauchend daran vorbeifuhr. Mittlerweile säumen hohe Bäume das Haus.