Bünde. Schatten liegen über Bündes schönem Erholungsort Randringhausen. Bald ein Jahr ist es her, seit das Kurhaus Ernstmeier Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bielefeld stellen musste. Am Wochenende wurde der Schlüssel umgedreht. Zunächst bis zur Gläubigerversammlung am 12. August im Amtsgericht Bielefeld, wie Marcel Moranz vom Osnabrücker Rechtsanwalt Stroot - Insolvenzverwalter in dem Verfahren - gestern auf Anfrage bestätigte.
"Der Geschäftsbetrieb wurde suspendiert", sagt Moranz, was so viele bedeutet wie "auf Eis gelegt." Der Grund: Es sind seinen Worten nach überraschend "Wartungsarbeiten" im Kurhaus erforderlich geworden, die wegen ihres Umfanges ohne eine Zustimmung der Gläubiger nicht rechtzufertigen seien. Deshalb sei das Haus mit allen Einrichtungen am Wochenende geschlossen worden. Marcel Moranz hofft, dass die Gläubiger zustimmen und die Arbeiten ausgeführt werden können.
Ein Schild am Kurhaus weist darauf hin, dass die ans städtische Wassernetz angeschlossene Einrichtung wegen "kontaminiertem Trinkwasser" geschlossen ist. Wie Dr.Ursula Muchow, Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes, erläuterte, seien die im Zuge der Überwachung vorgelegten Befunde mit Keimen belastet. Das Wasser dürfe weder getrunken noch für die Körperpflege verwendet werden. Die Schließung gelte solange, bis eine Lösung - eventuell Sanierung der Hausinstallation - vorgelegt werden könne.
Nach wie vor ist das Büro Stroot nach Auskunft von Marcel Moranz mit Interessenten für die Immobilie im Gespräch, die komplett vermarktet werde. Dazu gehören neben dem Kurhaus/Sanatorium mit rund 80 Hotelbetten das Badehaus, der Hof Ernstmeier und ein Außenbereich mit Kurpark. Von der Schließung sei auch das Restaurant betroffen. Sigrid Meyer zu Knolle, Besitzerin des Kurhauses, wollte gestern keine Stellungnahme abgeben. "Ich muss mich erst einmal sortieren."
Zwei der Kurgäste des Hauses Ernstmeier wurden am Wochenende an das benachbarte Kurhaus Wilmsmeier weitervermittelt, mit dem der Insolvenzverwalter in Kontakt steht. Das Haus verfügt ebenfalls über alle therapeutischen Einrichtungen wie ein Bad mit Schwefelwasser, Moorbäder-Angebote und Krankengymnastik.
Rainer Michaelis, der das Kurhaus zusammen mit Ehefrau Rosemarie gepachtet hat, bestätigte im Gespräch mit der NW, dass er versuchen werde, alle Gruppen und Einzelpersonen aus den Einrichtungen des Kurhauses Ernstmeier zu übernehmen. "Wir fangen morgens schon früher an."
Das Babyschwimmen am Samstagmorgen habe er aber absagen müssen. Für die Unterbringung der Kurgäste sieht er keine Probleme, das Haus verfüge über 43 Betten. Den Kurpark könnten die Gäste ebenfalls nutzen. Schon frühzeitig hätten Dr. Wilmsmeier, er selbst und Eckhard Clausmeier dafür gesorgt, dass die Bäume wie von der Stadt gefordert aus Sicherheitsgründen geschnitten wurden. Andere Wege im Kurgebiet, so der Kurpark bei Ernstmeier, sind wie berichtet immer noch geschlossen.
Das August-Programm für Randringhausen - bisher verteilt auf beide Kurhäuser -, findet jetzt allein im großen Speisesaal bei Wilmsmeier statt. Am Donnerstag, 5. August, steht der Vortrag "Durch Sibirien entlang der Transsibirischen Eisenbahn" auf dem Programm, am Freitag, 6. August, beginnt um 19.30 bei Wilmsmeier "Oin lustiger Oamd" mit dem Plattdeutschen Gesprächskreis.
"Wir haben organisatorisch keine Probleme, die Veranstaltungen anzubieten", so Rainer Michaelis. Wie Wirtschaftsförderer Hartmut Bokel bestätigte, solle auch für September und Oktober ein Programm aufgestellt werden. Stadt und Politik hätten dabei ein Interesse daran, dass das vor mehr als 80 Jahren gegründete Kurhaus Ernstmeier für Randringhausen erhalten bleibe.
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ZWISCHENRUF - Chance verdient
Die Nachricht, dass das Kurhaus Ernstmeier wegen belastetem Trinkwasser geschlossen bleibt, kommt zu denkbar schlechter Zeit. Das Insolvenzverfahren konnte noch immer nicht erfolgreich abgeschlossen werden, Geld für aufwändige Sanierungen dürfte kaum vorhanden sein. Deshalb sind die Gläubiger jetzt gefragt. Von ihrem Einverständnis wird abhängen, ob es weitergeht. Die Chance sollten sie dem Kurhaus geben, hat dieses den Erholungsort Randringhausen doch einst mitgeprägt.
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