Schloß Holte-Stukenbrock. Ein Traktor, ein Wohnwagen, ein Liegestuhl und sein Fahrrad. Mehr brauchte Hermann Wienstoer (64) nicht, um seinen Traumurlaub zu erleben. "Viele Menschen träumen zu viel, haben Wünsche, aber setzen sie nie um", sagt der pensionierte Maurermeister. Er hat seinen Traum wahr gemacht. Und hier im Dorf für Aufsehen gesorgt.
Fast 18 Monate hatte er zuvor an seinem grünen Traktor, einem Deutz D 252, Baujahr 1962 geschraubt und sich mit einem alten Wohnwagen sein eigenes Urlaubs-Gespann gebaut. Am 20. Juni ging es dann auf große Fahrt – aber langsam und gemütlich. Mit etwa 20 Stundenkilometern tuckerte er von Ortschaft zu Ortschaft.
Gestartet war er in Ennigerloh-Osterfeld im Kreis Warendorf. Von dort aus ging es durch die Lüneburger Heide nach Rostock, an der Ostsee entlang in Richtung Usedom. "Ich habe mir bewusst viel Zeit gelassen. Mehr als 80 Kilometer bin ich pro Tag durchschnittlich nicht gefahren", sagt Wienstoer. Dass es schön werden könnte, das hatte er gehofft. Aber dass es ein unvergesslich schöner Traumurlaub würde, damit hatte auch er nicht gerechnet.
"Die Menschen schmieden Pläne, legen sie dann aber weit weg in die Schublade, und letztendlich bleibt es dabei". Dabei wissen sie gar nicht, was ihnen alles entgeht", sagt Wienstoer. Er habe Orte gesehen, die auf keiner Karte eingezeichnet sind und er sei Menschen mit einem großen Herzen begegnet, die er sonst wohl nie kennengelernt hätte. "Ich bin sehr oft eingeladen worden, durfte meistens mit meinem Gespann bei den Leuten kostenlos stehen bleiben und hatte sehr viele unvergesslich schöne Begegnungen mit wundervollen Menschen. "Wer so eine Tour einmal gemacht hat, will es wieder tun", also plant auch er seine nächste Reise, die wieder an die Müritz führen wird.
"Meine Art, Urlaub zu machen ist eine besondere Form der Entschleunigung. Früher sei er als Maurermeister selbstständig gewesen und wisse genau, was es heiße, ein Leben nach Zeitplan zu führen. Jetzt habe er Dinge und Sehenswertes wahrgenommen, an denen andere Urlauber nur vorbeirauschen, kleine Seen gesehen, die Pauschaltouristen nie zu Gesicht bekommen. Oft seien Einheimische auf ihn zugekommen und hätten ihm mit Stolz ihre Heimat mit all den geheimen und besonderen Ecken gezeigt. "Ich könnte ein Buch darüber schreiben, was ich alles erlebt habe, so spannend war diese Reise", sagt der Rentner.
Außer dem Diesel für den Traktor sei die Reise sehr preiswert gewesen. "Wenn ich eines sicher sagen kann, dann ist es das: Für einen Traumurlaub muss keiner weit fliegen und schon lange keinen dicken Geldbeutel." Natürlich habe er auch auf seinem Gaskocher im Wohnwagen selbst gekocht. Das gehöre für ihn dazu. "Dosenfutter – nein, das ist nichts für mich."
Auch nicht für seine Frau Helene. Die ist bei der nächsten Reise wieder dabei.