HALLE

Leichenfund in Halle: Blauer Schlumpf auf gefrorenem Körper

Gespräch mit Nelli Grafs Familie

10.02.2012 | 10.02.2012, 18:37
Die Sonderkommission "Ahorn" ist nach dem Leichenfund wieder im Einsatz. - © FOTO: DONATH
Die Sonderkommission "Ahorn" ist nach dem Leichenfund wieder im Einsatz. | © FOTO: DONATH
Blauer Schlumpf lag auf gefrorenem Körper - © HALLE
Blauer Schlumpf lag auf gefrorenem Körper | © HALLE

Halle. Der Leichenfund im Haller Ortsteil Kölkebeck lässt die Sonderkommission "Ahorn" wieder antreten. Am Montag nimmt die Soko unter der Leitung von Ralf Östermann ihren Dienst wieder auf. Viele Indizien des Fundes vom Donnerstag weisen darauf hin, dass es sich bei der gefundenen Person womöglich um die seit Oktober vermisste Nelli Graf handelt.

Obwohl die Polizei nach wie vor betont, dass Definitives erst nach Abschluss der DNA-Untersuchung gesagt werden kann, war Ralf Östermann Freitagmorgen bei der Familie von Nelli Graf zu einem Gespräch. Später fuhr der Kriminalhauptkommissar zu den Gerichtsmedizinern nach Bielefeld: Dorthin wurden Leichnam und Bodenteile noch am späten Donnerstagabend gebracht.

Ehe gestern Morgen Einsatzkräfte der Staatspolizei mit Suchhunden das Waldstück am Kölkenweg durchkämmten, war Gerd Schacht bereits auf den Beinen. Der Landwirt hatte eine unruhige Nacht hinter sich, denn die schrecklichen Bilder, die er Donnerstagnachmittag gesehen hat, ließen ihn nicht zur Ruhe kommen: Der 66-Jährige und sein schwarzer Labrador Henry waren es, die bei einem Spaziergang die Leiche einer kleinen, zierlichen Person entdeckt hatten.

Blauer Schlumpf auf der Leiche

Entgegen anders lautender Aussagen lag die stark skelettierte Leiche in der Senke zwischen Acker und Waldrand allerdings nicht in einem blauen Sack mit einer weiteren Tüte über dem Kopf, sondern war lediglich mit etwas Sand sowie von einem blauen Schlumpf mit der Aufschrift "SC Halle" bedeckt – festgefroren am Boden. "Eigentlich wollte ich gar nicht so weit laufen, aber der Hund zerrte mich immer weiter in die Richtung und schnüffelte und bellte plötzlich ganz aufgeregt", erzählt Gerd Schacht. "Als ich näher kam, konnte ich nicht sofort erkennen, was dort liegt", fährt der Mann fort. "Erst bin ich davon ausgegangen, dass es sich um einen Ball, so rot und rund, und ein paar Textilien handelt. Ich bin dreimal auf- und abgelaufen, dann bin ich noch näher ran und konnte kaum glauben, was ich da sehe. Aber tatsächlich, es war ganz offenbar eine Leiche."

Mit Blick auf den Fundort, den die Polizei mit rot-weißem Flatterband weiträumig abgesperrt hat, erzählt er weiter. "Ich bin dann zur Straße gelaufen, weil ich kein Handy dabei hatte. Dort traf ich meinen Schwager und hab den erst mal mit zum Wald genommen. Das musst du dir anschauen, hab ich gesagt." Umgehend riefen die beiden bei der Leitstelle in Gütersloh an. Kurze Zeit später trafen die ersten Beamten ein und sicherten den Fundort.

Leiche mitsamt dem darunterliegenden Boden geborgen

Noch bis 22 Uhr waren die Ermittler und Gerichtsmediziner schließlich vor Ort und bargen unter Flutlicht, bereitgestellt vom THW, und mit Hilfe eines Radladers die Leiche mitsamt dem darunter befindlichen Boden. Der gesamte Fund wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft daraufhin nach Bielefeld zur weiteren Untersuchung und Obduktion gebracht.

Wie lange die beiden Rechtsmediziner benötigen, um die Identität sowie DNA-Spuren und weitere Details festzustellen, vermochte Freitag allerdings noch niemand zu sagen: "Das hängt von der Witterung ab, denn angesichts der eisigen Temperaturen muss der Fund erst einmal auftauen", erklärte Polizei-Pressesprecher Karl-Heinz Stehrenberg. Spätestens Anfang der Woche, so hoffen die Ermittler, können erste Obduktionsergebnisse bekanntgegeben werden. Dann würde zumindest  Gewissheit darüber bestehen, ob es sich bei dem Leichenfund um Nelli Graf handelt.