Bielefeld

Alter Beton ist Gold wert

Immer mehr Bunker in Bielefeld werden zu Wohnraum umgebaut

27.04.2013 | 27.04.2013, 03:33
Die Fassade ist ansprechend gestaltet. Von außen erinnert nur noch die dicke sichtbare graue Wand an den einstigen Zweck des Bauwerks. Der Bunker ist heute Wohnquartier und ein markantes, stadtbildprägendes Gebäude. - © FOTOS: ANDREAS ZOBE
Die Fassade ist ansprechend gestaltet. Von außen erinnert nur noch die dicke sichtbare graue Wand an den einstigen Zweck des Bauwerks. Der Bunker ist heute Wohnquartier und ein markantes, stadtbildprägendes Gebäude. | © FOTOS: ANDREAS ZOBE

Bielefeld. Drei Schutzräume aus dem Zweiten Weltkrieg werden jetzt für zivile Zwecke genutzt. Erbaut in den Jahren 1941 und 1942 sollten die Hochbunker mit den 1,20 Meter dicken Wänden und den zwei Meter starken Decken den Menschen Schutz vor Bomben bieten. Jetzt werden die Gebäude umgebaut und vermarktet. Dabei sind die drei Betonklötze an der Neustädter Straße, der Ernst-Rein-Straße und am Lipper Hellweg unterschiedlich weit.

Die größten Fortschritte hat der Bunker an der Neustädter Straße 17, Ecke Kindermannstraße, gemacht. Nur eine graue dicke Wand erinnert an den früheren Zweck des Bauwerks. Zur Neustädter Straße hin sind zwei große Öffnungen geschnitten worden, jede vier mal fünf Meter groß. Die Wände sind an dieser Stelle zwei Meter dick.

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Ansonsten erinnert das Haus in seinem gestreiften Muster so gar nicht mehr an die dunkle Kriegszeit. Der Gütersloher Investor "G eins" des Architekten Walter Hauer hat den Bunker zu Wohnungen umgebaut. In dem Gebäude mit 1.300 Quadratmetern Wohnnutzfläche entstanden im ersten und dritten Geschoss zwölf barrierefreie Wohnungen. Im Erdgeschoss ist ein Ladenlokal geplant, im Keller sind noch zusätzliche 80 Quadratmeter. Die Gesamtinvestition betrug rund 3,5 Millionen Euro, wobei allerdings die Abbruch und Betonschneidearbeiten einen Großteil der Kosten verschlangen.

Baubeginn war im November 2011. Die Anwohner hatten sich über die lauten Arbeiten massiv beschwert. In "einigen Wochen" sei das Haus ganz fertig, sagt Hauer. Genauere Angaben verweigert er.

An der Ernst-Rein-Straße 54 ist der Hochbunker abgerissen. Noch allerdings steht kein Neubau. Im Februar war die Firma Uni Projektentwicklung eingestiegen und hatte das Grundstück von einer anderen Firma übernommen.

Der Bunker wurde ebenfalls 1941 gebaut und bekam 1951 Fenster, als ihn die Stadt zu einer Obdachlosenunterkunft umbauen ließ. Bis 2008 diente der Bunker, der im Volksmund immer noch so hieß, als Männerwohnheim.

2011 wurde er abgebrochen. Der frühere Planer schaffte zwar den Abriss, gab dann aber auf. "Wir steigen ein, wenn andere sich schwer tun", sagt Manuel Ersay von der Bielefelder Uni Projektentwicklung. Vorgesehen sind 14 Eigentumswohnungen in zwei sogenannten Stadthäusern, jede rund 90 Quadratmeter groß. Drei Zimmer, Küche, Bad plus Gäste-WC. Im Keller seien Tiefgaragen geplant.

Zehn Wohnungen seien schon verkauft, zwei reserviert. Ersay: "In sechs Wochen ist Baubeginn." Der Neubau soll bis zum nächsten Frühjahr schlüsselfertig übergeben werden. Der Entwickler: "Das schaffen wir."

Der dritte Bunker am Lipper Hellweg 295 in Stieghorst steht ganz am Anfang. Erbaut 1942 wurde er bis 1996 als Lager- und Abstellfläche für den Zivilschutz genutzt. 1998 kaufte ihn der Ingenieur Hans-Robert Werning, der inzwischen starb. Jetzt kümmert sich seine Witwe um die Immobilie. Sie hat den Makler Thomas Landau beauftragt.

Ihm schwebt vor, den Bunker als Wohnhaus oder Gewerbefläche zu nutzen. Für 150.000 Euro bietet er den Bau an. Hier sind die Wände 1,60 Meter dick, die Decken auch zwei Meter stark. Landau hält es für möglich, noch ein Geschoss oben drauf zu setzen. Der Makler: "Bei den Wandstärken kann ich mir kein besseres Fundament denken."