Warum Fördervereine für Bielefelder Schulen so wichtig sind

Bielefeld. Ein neues Klettergerüst auf dem Schulhof soll her und der Klassenraum der 4 b muss dringend gestrichen werden: In solchen Fällen ist meistens der Förderverein der Schule gefragt. Ohne ihn ginge es an den Bielefelder Schulen wohl wesentlich karger zu. An der Grundschule Ubbedissen gibt es bereits seit 30 Jahren einen Förderverein. Eine große Feier gab es zum Geburtstag nicht - dafür neue Tische und Stühle für die drei ersten Klassen. 26.000 Euro hat der Verein dafür in die Hand genommen, erzählt Kassenwart Frank Jessen. Der Förderverein ist rührig: Allein bei der Tannenbaum-Sammelaktion nach Weihnachten wurden 5.300 Euro in die Kasse gespült. 2018 soll neben Ubbedissen und Teilen von Hillegossen auch in Lämershagen gesammelt werden, sagt Vorsitzende Antje Obermeier. Das Engagement der Eltern ist ungebrochen, der Aufwand aber auch groß, sagt sie. Laut Schulleiter Martin-Theodor Seifert war der Verein vor 30 Jahren von Eltern und der damaligen Konrektorin der Schule gegründet worden, um allen Schülern die Klassenfahrt nach Langeoog zu ermöglichen. Heute fährt die Schule nach Spiekeroog, jedes Kind bekommt mittlerweile eine Unterstützung in Höhe von 10 Euro. Aktive Mitglieder zu finden wird immer schwieriger "Hätten wir den Förderverein nicht, wäre das alles nicht möglich", sagt Schulleiter Seifert. Als er vor 14 Jahren an die Schule kam, war Inklusion noch nicht das Thema. "Die Unterrichts-Gestaltung hat sich verändert, dafür brauchen die Schulen bestimmtes Mobiliar", sagt er. Das aber sei aus dem Schulbudget nicht zu finanzieren. Schulamtsleiter Georg Müller: "Aus meiner Sicht ist die materielle oder finanzielle Unterstützung der Schulen durch Fördervereine nur ein Aspekt." Ein mitgliederstarker aktiver Förderverein erhöhe auch die Identifikation mit der Schule, unterstütze die Zusammenarbeit von Schule und Eltern und fördere das Image einer Schule. "Die materielle Unterstützung wird allerdings oft im Vordergrund gesehen, weil sie im Gegensatz zu den weichen Faktoren messbar ist." Schulträgerseitig seien Spenden, Sponsoring oder jedwede andere Unterstützung der Schulen erwünscht und werden im Rahmen des rechtlich möglichen von der Stadt unterstützt, so Müller. "Das bedeutet aber nicht, dass sich die Stadt deshalb aus ihrer Verpflichtung zur Ausstattung und Finanzierung der Schulen zurückziehen darf", erklärt er. "Aufgrund unserer Haushaltslage können wir aber seit Jahren nur die wirklich pflichtigen Leistungen erbringen, für die Kür reicht das Geld definitiv nicht." Alles was es an freiwilligen Leistungen mal gab, sei in den letzten Jahren den diversen Einsparvorgaben zum Opfer gefallen. Auch könne die Stadt nicht immer alle Bedarfe oder Wünsche von Schulen zeitgleich erfüllen. "Wenn Schulen dann nicht warten wollen, helfen oft Fördervereine." "Ohne Förderverein geht's nicht", sagt auch Matthias Haße, Schulleiter der Stapenhorstschule. So sorgen die Mitglieder nicht nur dafür, dass es am Einschulungstag Kaffee und Kuchen für die Eltern der Erstklässler gib. "Der Förderkreis unterstützt auch kurzfristig, wenn bei einem Kind das Geld für die Klassenfahrt fehlt", sagt Haße. Einmal pro Schulhalbjahr trifft sich der Förderkreis, dann wird auch besprochen, wie er die Schule unterstützt - wie zum Beispiel bei der Anschaffung von drei neuen Beamern. 15 Euro zahlen die Mitglieder pro Jahr, nach oben gibt es aber keine Grenze, sagt Haße. So gibt es einen Privatier, ein ehemaliger Schüler der Stapenhorstschule, der der Schule in jedem Jahr eine Finanzspritze in Höhe von 2.000 Euro zukommen lässt. Das Geld ist zweckgebunden für den Musikunterricht. 280 Schüler hat die Schule, 119 Eltern sind Mitglied im Förderkreis. Haße freut sich über jeden, der dazustößt, sagt er. Es ist allerdings schwierig geworden, auch Eltern zu finden, die sich in der Vorstandsarbeit engagieren, sagt Evelyn Molle, Schulleiterin der Gertrud-Bäumer-Realschule und Schulform-Sprecherin. Die, die die Arbeit machen, seien aber mit Leib und Seele dabei und steckten viel Herzblut rein. "Einige sind auch noch aktiv, wenn ihre Kinder die Schule längst verlassen haben", sagt Molle. Laut Birgit Duffert, Schulleiterin der Grundschule Theesen, funktioniere es gut, wenn Eltern gezielt angesprochen werden. "Es finden sich dann immer welche, die die Arbeit für wichtig halten und sie auch machen wollen." Die Aufgaben der Fördervereine sind bei jedem Schultyp ähnlich. Claudia Fischer, Leiterin der Osningschule, erklärt, der Förderverein helfe da, wo der Schuh drückt. So werden für die Spiele-Oase Bücher angeschafft, aber auch Lernmaterialien gekauft. "Alles on top", sagt Fischer. "Der Förderverein springt da ein, wo wir mit schulischen Mitteln eben nicht weiterkommen", sagt Barbara Albath, Schulleiterin der Grundschule Oldentrup. "Denn große Sprünge können wir mit unserem Etat nicht machen."

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