Geld für Arminia-Rettung: Das sagen die Fans zur kniffligen Lage

Bielefeld. Die Fans von Arminia Bielefeld durchleben - mal wieder - harte Wochen. Täglich steigen die Wassermeldungen über Schulden, heute muss der Lizenzantrag eingereicht werden. Angeblich bis zu 5,8 Millionen Euro fehlten zuletzt im laufenden Betrieb. Sogenannte Retter aus der Wirtschaft arbeiteten an einem Entschuldungsplan, einem, der echte Spielräume eröffnen sollte - den DSC im Idealfall sogar unter die zehn-Millionen-Euro-Schulden-Marke führt. Was sagen Fans und Bielefelder zur Lage beim DSC? Einer, der quasi schwarz-weiß-blaues Blut in seinen Adern hat und den Verein bereits überall in Deutschland unterstützt hat, ist Stefan Homann (52). Er leitet in Bethel die Freiwilligenagentur - und hat schwere Tage mit seiner Arminia hinter sich. "Ich habe jetzt aber die Hoffnung, dass es endlich einmal zu verbindlichen finanziellen Strukturen kommt, die dafür sorgen, dass ich nicht vor jedem Abstieg in die dritte Liga Angst haben muss, weil er für den Verein das endgültige Aus sein kann." Homann wundert sich erheblich über die millionenschwere aktuelle Finanzlücke. Die Summen, die plötzlich bis heute benötigt werden, können aus seiner Sicht nicht in dieser Saison aufgelaufen sein. "Das sind irgendwelche Schulden, die man immer wieder verlagert hat und die nun wieder da sind." Er ahnt: "Die heutige Situation wäre bereits 2015 eingetreten, wenn nicht das Pokalhalbfinale damals Millionen eingebracht hätte." "Unter schwierigen Bedingungen zweimal sogar aufgestiegen" Er sagt jedoch auch: "Vorstand und Verein haben es aber in den vergangenen Jahren immerhin geschafft, unter sehr schwierigen Bedingungen zwei Aufstiege zu packen." Es sei also auch durchaus gute Arbeit geleistet worden. Ihm imponiere zudem, wie derzeit jeder bei Arminia stillhalte, keiner verbal ausschere - und nicht einmal etwas zu Gerrit Meinke, in dem Homann den Hauptverantwortlichen der Krise vermutet, gesagt werde. DSC-Urgestein ist auch Oliver Burau. Er betreibt 400 Meter von der Alm entfernt das Brause-Syndikat, zu ihm kommen täglich Fans. "Volkes Meinung ist: Typisch Arminia, es geht einfach nie ruhig durch die Winterpause." Burau: "Für mich als Kaufmann ist es eine Katastrophe, was bei Arminia passiert - die fehlende Summe ist viel zu hoch, als dass sie am Zuschauerschnitt oder am Merchandising liegen kann." Für ihn steht fest, dass grundlegend etwas verkehrt läuft: "Du hast einen Etat und musst als Unternehmen vorsichtig kalkulieren - ich habe Zweifel, ob es gut ist, dass all die Unternehmer da mitmischen und im Aufsichtsrat sitzen." Er sei sich sicher, dass die Probleme nicht mit verschobenen Schulden zusammenhängen. Zu hinterfragten sei "die Rolle der Webers und Co. - Geld verschenken die selten." Burau: "Und es geht doch gerade Weber auch nicht so blendend, oder?" Zudem zweifle er an Sportgeschäftsführer Samir Arabi: "Seit er plant, haben wir jeden Winter diesen Zirkus." Eine andere als die Fanperspektive hat Volker Voß. Er arbeitet im Ordnungsamt, gehört zum Team, das sich vor jedem Heimspiel zur Sicherheitsbesprechung trifft. "Wenn diese Millionenzahlen wirklich stimmen, wundert es mich - das hätte ich echt nicht erwartet." Voß, der regelmäßig im Stadion ist, weiter: "Arminia, das ist für viele Menschen Emotion pur, die aktuelle Lage und das Bündnis sehe ich als Chance, den Verein endlich auf sichere Beine zu stellen." Das sei sinnvoll, denn "Arminia ist und bleibt ein Aushängeschild für Bielefeld". Komplett genervt vom Club der Ostwestfalen ist dagegen Thomas Püschel (48). "Ich bin Fußballfan, aber ich bin auch gegen Misswirtschaft", sagt der Verkaufsleiter einer mittelständischen Firma. "Dass Millionen Euro seit Jahren von der Stadt gestundet, gestundet und gestundet werden, das gibt?s doch nicht." Er könne nicht akzeptieren, "dass es in Bielefeld einerseits Kinderarmut gibt und andererseits Arminia immer wieder Steuergelder erhält". Püschel: "Keiner durchschaut das finanzielle Konstrukt des Klubs, alles wirkt wie ein einziger großer Schmu." Er sagt: "Jedes Unternehmen, das so geführt wird, wäre lange insolvent." Was ihn auch ärgert, ist, dass die vermeintlichen Retter immer dastünden, als schenkten sie dem Verein Geld. "Das wird so nicht sein, ich wüsste gerne, welche Forderungen die Folge sind - mit welchen weiteren Belastungen", sagt der Vater dreier erwachsener Frauen. Eine davon ist im Judo-Nationalkader und trainiert am Olympiastützpunkt. "Jedes so geführte Unternehmen wäre längst insolvent" Püschel gibt zu Bedenken: "Sie bekommt nicht einen Cent Sportförderung." Anders denken Laura (16) und Zeynep (17): "Arminia ist doch echt was Besonderes in Bielefeld." Fast alle Mitschüler seien begeisterte Fans, auch die Mädels. Zeynep: "Man darf jetzt nicht Arminia kaputtgehen lassen, das geht nicht." Ein älterer Fan urteilt mit der Ruhe aller durchlebten Krisen: "Das läuft seit Jahrzehnten immer so - ich habe das Gefühl, dass die fast künstlich auf der Intensivstation festgehalten werden." Er sagt: "Wenn es jetzt klappen sollte mit der Entschuldung, das wäre was."

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