Bielefeld/Gütersloh (dpa). Oliver Welke ist in Deutschland eine etwas ungewöhnliche Erscheinung. Viele Entertainer, Schauspieler und Musiker beklagen ja für gewöhnlich, jeder müsse in Deutschland seine feste Rolle und keine andere haben. Für Oliver Welke scheint das nicht zu gelten, denn er hat mindestens zwei.
Die Leute mögen ihn als seriösen Fußballmoderator, aber auch als bissigen Quatschmacher in der ZDF-Satire-Sendung „heute-show". Am Dienstag wird er 50 Jahre alt und man kann durchaus fragen, wie er das geschafft hat.
Interviewanfragen zu seinem Geburtstag lässt er höflich absagen, das sei zu viel Privates. Daher muss man sich zunächst auf die biografischen Fakten verlassen. Welkes Karriere beginnt im Grunde beim Radio. Schon da fällt er als begabter Komiker, Autor und Sprecher auf - deutschlandweit bekannt wird er aber wohl erst als Sportmoderator bei der Sat.1-Fußballshow „ran".
"Ich gehe ja auch nicht auf eine Beerdigung und sage: Herzlichen Glückwunsch"
2003 wird ihm die Ehre zuteil, den altehrwürdigen Rudi Carrell bei „7 Tage - 7 Köpfe" (RTL) zu beerben. Es folgen Edgar-Wallace-Parodien fürs Kino („Der Wixxer", „Neues vom Wixxer") und immer wieder Fußball.
Seine Paraderolle im lustigen Fach findet er allerdings erst 2009. Inspiriert von der amerikanischen „Daily Show" mit Starkomiker Jon Stewart etabliert er als Anchorman die „heute-show" im ZDF, die danach Preis um Preis einheimst und bis heute läuft.

Mit Oliver Kahn moderiert er im Fußball die Champions League. Fußball präsentiert er locker, aber nicht spöttisch. Welke sagte selbst mal in einem „Tagesspiegel"-Interview, dass Fußball und Witzigkeit eine „Gratwanderung" seien. Man müsse sich in Erinnerung rufen, dass nach einem Spiel womöglich Millionen „ins Kissen beißen", weil ihr Verein verloren hat. „Ein bisschen gesunder Menschenverstand kann da nicht schaden. Ich gehe ja auch nicht auf eine Beerdigung und sage „Herzlichen Glückwunsch"."
"Gegen Gütersloh ist Bonn wie Manhattan"
Gesunden Menschenverstand unterstellt man Welke ohne große Zweifel. Das trägt wohl dazu bei, dass man ihm den stetigen Rollenwechsel abkauft. Sein alter Weggefährte Dietmar Wischmeyer sagt dazu: „Intelligenz und Neugier sind für eine Fernsehkarriere normalerweise eine schwere Last. Olli Welke hat ohne sie abzustreifen trotzdem eine hingelegt."
Welke selbst kokettiert dabei mit seiner unverfänglichen Langweiligkeit, auch das ist ein Faktor beim Rollentausch. Geboren in Bielefeld, aufgewachsen in Gütersloh, schon bei Sat.1 „zu alt und zu spießig", um mit Fußballspielern um die Häuser zu ziehen. Er zog sogar von Berlin in das als betulich verschriene Bonn. Übrigens auch ein Grund, seiner Heimat noch einmal einen mitzugeben. „Ich bin in Gütersloh aufgewachsen, dagegen ist Bonn wie Manhattan."
Aber vielleicht, nur vielleicht, wäre Oliver Welke auch nicht der, der er ist, wäre er in Manhattan aufgewachsen. Und nicht in Gütersloh.