Pendragon startet Taschenbuch-Werkausgabe der westfälischen Dichterin Hertha Koenig

Prosit am Detmolder Fürstenhof

03.05.2011 | 03.05.2011, 00:00
Hertha Koenig schrieb "Die Lippische Rose" in den 1950er Jahren. - © FOTO: PENDRAGON
Hertha Koenig schrieb "Die Lippische Rose" in den 1950er Jahren. | © FOTO: PENDRAGON

Bielefeld. Graf Friedrich Adolf zu Lippe liebte opulente Feste. Dafür ließ er nach holländischen Plänen eigens einen künstlichen Wasserweg mit Schleusen und Zugbrücken anlegen. Mit Booten konnten die Gäste so vom Residenzschloss in die Gartenlandschaft Friedrichstal außerhalb der Stadttore fahren. In ihrem historischen Roman "Die lippische Rose" belebt Hertha Koenig einen kleinen Abschnitt dieser barocken Zeit zwischen 1715 und 1729.

Die westfälische Dichtern entwirft ein genaues Bild der Sitten, Traditionen und Bräuche des 18. Jahrhunderts und scheut dabei nicht den Blick auf Klatsch und Alltägliches, Macht und Finanzwelt am prachtsüchtigen Detmolder Fürstenhof.

Die großzügige Parkanlage Friedrichstal, ein Lustschloss war dort geplant, lud zum Flanieren ein, mit Laubengängen, gestutzten Hecken, einer mit Muschelschalen verzierten Grotte, einem Krötenteich, Wasserspielen und der Orangerie als ein Ort der Geselligkeit und Kunst. Das große Vorbild des Landesfürsten war das bei Paris gelegene Versailles des Sonnenkönigs Ludwig XIV.. Als gar der russische Zar, Peter der Große sich anmeldet, wird ein Jagdrevier gepachtet, eigene Treiber engagiert. 40 Pfauen, üppiges Wildbret und beste Weine sorgen für ein ausladendes Menü, "Hollado und Prosit" für die Stimmung. "Euer Liebden sind zu groß für dieses kleine Land", ist die historische angelehnte Bemerkung des Zars im Roman (Euer Liebden sind zu groß für Euer kleines Land!).

Koenig entfaltet mit der freiweltlichen Herforder Frauenabtei auch eine Gegenwelt. Die adlige Äbtissin Charlotte Sophie, "Herzogin von Livland, Kurland und Semgallen", möchte die verwitwete Markgräfin Johanna Charlotte von Brandenburg-Schwedt nicht als ihre Nachfolgerin, sondern verheiratet sehen. Auch ist die Äbtissin eine Kusine des Preußenkönigs Wilhelms des I. und ein gern gesehener Gast bei festlichen Anlässen, Grund genug, das Fest für ihr Vorhaben zu nutzen. Jedoch, es kommt anders. Der Landesfürst Friedrich Adolph schenkt der Markgräfin eine Rose, die sie aber weiterreicht an einen jüngeren Verehrer, den Sohn und Erbgrafen Simon Henrich. So deutet sich schon symbolisch an, dass sie sowohl die weltliche Liebe wie auch die Lippische Rose als Zeichen eines herrschaftlichen Lebens nicht annehmen kann.

"Zwei Fassungen der Lippischen Rose"

In den 1950 Jahren begann Hertha Koenig (1884-1976) mit ihren Roman-Recherchen. Im Juli 1958 besuchte die seit 1927 auf dem Wasserschloss Gut Böckel in Rödinghausen-Bieren lebende Schriftstellerin das Lippische Landesarchiv in Detmold. "Es gab zwei Fassungen der Lippischen Rose, die nur in einzelnen Formulierungen voneinander abweichen", so Günther Butkus, Verleger des Bielefelder Pendragon-Verlages und seit 1992 Herausgeber ihrer literarischen Schriften.

Im Literaturarchiv Marbach liegt der literarische Nachlass der westfälischen Dichterin und bereits für die erste inzwischen vergriffene Hardcover-Ausgabe recherchierte er dort im Lesesaal. Mit der Schreibmaschine tippte Hertha Koenig ihren Roman, merkte handschriftlich ihre Korrekturen an. "Die lippische Rose gehört zu ihren schönsten Romanen", ist Butkus überzeugt. Insgesamt sei Hertha Koenigs Nachlass sehr lückenhaft, weiß der Verleger durch seine persönliche Recherche und es gebe durchaus noch unveröffentlichte Schriften.

Historische Rahmen ist verbürgt

Wie in jedem Roman ist natürlich vieles erfunden, aber der historische Rahmen um den Detmolder Fürstenhof ist verbürgt. Koenig taucht ein in die auch für sie fremde Epoche, schildert den politischen Rahmen, greift sprachliche Besonderheiten auf wie die Vorliebe der Adeligen für die französische Sprache und entfaltet ein moralisch sittenstrenges, aber nicht minder farbenfrohes Gesellschaftsbild, wobei manche Tradition, Gewohnheit und Ausuferung humorvolle wie aberwitzige Züge in sich trägt.

´Hertha Koenig. Die lippische Rose. Historischer Roman. Pendragon Verlag, Paperback, 142 Seiten, 9,95 Euro.