Bielefeld. "Ich glaube prinzipiell, dass wir uns nur über unsere Beziehungen wahrnehmen", sagt die in Bielefeld lebende Schweizer Malerin Elisabeth Masé. Zu lesen ist das Zitat in der neuesten Ausgabe von Künstler – Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Das renommierte Kunst-Lexikon stellt auf 16 Seiten die Künstlerin und ihr Werk vor.
Der Kunstkritiker Hans-Joachim Müller führt unter der Überschrift "Konstruktion und Einfühlung" kenntnisreich und lesenswert in das Werk Masés ein und setzt sich mit der von der 50-Jährigen weiter entwickelten Porträtkunst auseinander, denn Masés Porträts erschließen sich erst auf den zweiten Blick – setzt die Malerin doch die von ihr Porträtierten immer in Beziehung zu surreal verfremdeten Räumen und Dingen. Diese Chiffren und Geheimnisse machen es so reizvoll, sich Masé Bildern zu nähern.
Müller schreibt dazu in seiner Einführung: "Das ist das faszinierend Irritierende, wie sich hier die klassische Gattung des Porträts verbindet mit einer komplexen Bildgeschichte." Erst wer sich auf diese Zusammenschau einlässt, entdeckt schließlich auch die faszinierenden Gesichter der Porträtierten. "Porträtieren ist in diesem Werk eine Weise, die Porträtierten in Laborgeschichten zu verwickeln", nennt Müller Masés Verfahren und lobt ihre Porträt-Malerei als "glühende Konstruktion" und betont: "Das ist neu."
Abgerundet wird der Lexikonbeitrag mit dem Abdruck von 15 Bildern, die die Vielfalt der Maséschen Kunst widerspiegeln und Lust machen auf mehr. Zuletzt waren sechs dieser Werke in der Alten Synagoge in Oerlinghausen in einer kleinen, sehr anregenden Ausstellung zu sehen, sie sich aufs treffendste in die Architektur der Synagoge einfügte. Das Künstler-Lexikon hat sehr zurecht Elisabeth Masé eine Ausgabe gewidmet.