
Dramatisch endete die vorherige Folge, die Schwester von Mycroft und Sherlock schießt auf Dr. Watson. Ein Cliffhanger wie man ihn aus Sherlock kennt, doch in "Das letzte Problem" folgt mitnichten die Auflösung. Vielmehr eröffnet sich ein Katastrophenszenario, einzig ein kleines Mädchen ist an Bord eines vollbesetzten Passagierflugzeugs bei Bewusstsein. Professor Moriarty ruft sie an und begrüßt das Mädchen und die Zuschauer zum letzten Problem.
Als wäre dieses Szenario nicht bereits einschüchternd genug, muss sich Mycroft Holmes ungebetenen Eindringlingen in seine Wohnung stellen. Bis Sherlock Holmes die Szenerie betritt. An der Seite des Meisterdetektivs natürlich Watson, lebendig und unverletzt, allerdings mit einer recht profanen Auflösung des Cliffhangers.
Verdrängte Kindheitserinnerungen der Holmes Kinder

Im Mittelpunkt steht die Vergangenheit der Familie Holmes, rund um die bislang durch Mycroft verschwiegene Schwester Eurus. Sherlock hingegen hat bislang alle seine Erinnerungen an seine Kindheit unterdrückt. Die Tests, die die außergewöhnlichen Holmes Kinder durchlaufen haben, hätten ergeben, dass ihre Schwester Fähigkeiten eines "Ära prägendes Genie, bedeutender als Newton" besitze, wie Mycroft die Ergebnisse zusammenfasst. Sie ist der große Gegenspieler für Sherlock, Mycroft und Watson. Allerdings sitzt sie eigentlich in Sherringford, einem Hochsicherheitsgefängnis auf einer kleinen Insel, in Haft.
Durch die Erzählungen seines Bruders kommen die Erinnerungen an die Vergangenheit bei Sherlock langsam zurück. Im Mittelpunkt der Verlust eines Spielkameraden, für den Eurus scheinbar die Verantwortung trägt und dessen Verbleib codiert in einem Kinderreim verborgen hält. Spätestens der Anschlag von Eurus auf die Baker Street 221 B veranlasst das Trio auf Sherringford nach Antworten zu suchen.
Die brutale Inszenierung der Eurus Holmes
Geklärt wird auf dem Eiland, wie Moriarty auch posthum noch sein Unwesen treiben konnte. Überhaupt hat das Wirken des Erz-Bösewichts viel mehr mit Mycroft Holmes zu tun als der Zuschauer bislang dachte. Zudem eskaliert die Situation, als klar wird, dass auf der Gefängnisinsel nichts so sicher ist wie es scheint. Sherlock, Watson und Mycroft müssen sich Rätseln stellen, deren Lösung auch immer Gewissensfragen für sie beinhalten. Außerdem ist da noch das Mädchen im Flugzeug, dem die Absturzkatastrophe droht.

Der Zuschauer muss aufmerksam bleiben, denn die Sprünge in den Erinnerungen und die Rückblenden mischen sich mit dem Verwirrspiel, das Eurus rücksichtslos erdacht hat und es mit einem Höchstmaß an Abgebrühtheit und Brutalität durchzieht. Das Trio um Sherlock wird zu Laborratten, die immer wieder auf ihre Fähigkeiten und Reaktionen getestet werden. Alles mündet in einem aufreibenden Finale. In dem sich die Flugzeugsituation auflöst und auch das Rätsel um Sherlocks Spielkamerad Rotbart wird geklärt.
Ungereimtheiten verderben ein wenig die Spannung
Alles in allem bewegt sich „Das letzte Problem" im oberen Mittelfeld der Serie, für ein Staffelfinale ist die Folge dann doch ein wenig mau. Es sind einige Details, die einem Meisterdetektiv und dem ihm assistierenden Arzt auffallen sollten. Auch wenn Watson von einer Betäubung benebelt ist, sollte er als Arzt nicht Menschenknochen von Tierknochen unterscheiden können? Sollte Sherlock nicht in der Lage sein, das Spiel von Eurus schneller zu unterbrechen? Durch einen relativ einfachen aber strikt logischen Schachzug das Spiel von Eurus durchkreuzen können, anstatt auf seine dann doch einmal eingeschränkten Fähigkeiten zu verweisen. Oder ist die viel größere Herausforderung für den Meisterdetektiv sich seiner aufgewühlten Gefühlswelt zu stellen, diese Chance wird verpasst.
Fazit: An die vorherige Folge kommt "Das letzte Problem" nicht heran, ist aber ein Sherlock, den man in dieser harten Gangart noch nicht kennt.
INFORMATION
Das Staffelfinale "Das letzte Problem" um 21.45 Uhr in der ARD.
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