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„Die sechs Thatchers": Ein überdrehter Sherlock und eine Jagd um die Welt

Sherlock Holmes ist zurück in der Baker Street 221 B. Die vierte Staffel der BBC-Serie rund um die weltberühmten Detektivfigur ist gestartet

Eine Videobotschaft lassen Sherlock (Benedict Cumberbatch, re.) und Watson (Martin Freeman, li.) an Moriartys Tod zweifeln. | © Hartswood Films 2016/BBC

Marc Schröder
04.06.2017 | 05.06.2017, 08:01

Bielefeld. Eigentlich sollte Sherlock, nachdem er den Medienmogul Charles Magnussen erschossen hat, das Land verlassen. Doch eine Videobotschaft des totgeglaubten Sherlock-Erzfeindes Moriarty, macht die Anwesenheit des Meisterdetektivs in Großbritannien notwendig. Leider hinkt die Ausstrahlung der hochkarätig besetzten Serie in Deutschland dem Rest der Welt hinterher.

Die BBC sendete die Staffel bereits Anfang des Jahres. In der Originalfassung sind die drei Folgen zudem bereits seit ihrer Premiere über einen kostenpflichtigen Streamingdienst zu sehen oder auf Blu-Ray und DVD erhältlich. Fans dürften diese Gelegenheiten nicht entgangen sein. Dem breiten Publikum präsentiert die ARD am Pfingstsonntag den Auftakt der vierten Staffel mit Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes und Martin Freeman in der Rolle des Doktor Watson.

Wieder auf britischem Boden

Mit der landesweiten Ausstrahlung einer posthumen Videobotschaft hat sich Moriarty zurück ins Spiel gebracht. Entsprechend alarmiert sind die britischen Sicherheitsbehörden, Sherlock wird zurückbeordert und eine alternative Geschichte zum Tod des Charles Magnussen entworfen. Federführend dabei der mit besten Regierungsverbindungen ausgestattete Mycroft Holmes. Soweit der Brückenschlag zur vorherigen Staffel und Sherlocks Prognose zum weiteren ungewissen Nachwirken des Jim Moriarty.

Ansonsten ist Sherlocks Leben insofern unspektakulär, als dass er sich als Moriarty-Zielscheibe platziert und am Fließband Kriminalfälle löst. Selbst die Geburt von Rosamund Mary Watson, der Tochter von John und Mary Watson, lenkt den eigenwilligen Ermittler kaum ab. Seine Aufträge löst er hochproduktiv und bisweilen sogar überdreht, alles, ohne sich von seinem Sessel in der Baker Street zu erheben. Erst ein Fall, den Inspector Lestrade an ihn heranträgt, sorgt für ein wenig mehr Spannung und leitet die titelgebende Geschichte der sechs Thatchers ein.

Zwei Spürnasen bei der Arbeit, Sherlock und Toby auf der Fährte eines Einbrechers, der es auf Thatcher-Büsten abgesehen hat. - © Hartswood Films 2016/BBC
Zwei Spürnasen bei der Arbeit, Sherlock und Toby auf der Fährte eines Einbrechers, der es auf Thatcher-Büsten abgesehen hat. | © Hartswood Films 2016/BBC

Wie kam der Sohn eines Kabinettmitglieds zu Tode und warum in seinem Auto, obwohl er doch eigentlich in Nepal vermutet wird? Trotz der Hoffnung auf einen kniffligen Fall, der Detektiv löst ihn schnell. Allerdings fällt ihm ein Detail im Haus des Ministers auf. Besser gesagt ein Detail, das fehlt: eine Büste der „Eisernen Lady" Margaret Thatcher. Einziges Ziel eines Einbruchs und dabei zerstört worden.

Gehetzte Agentenstory

Lady Smallwood (Lindsay Duncan) und ihre Sekretärin Vivian Norbury (Marcia Warren, li.), haben Verbindungen zu den AGRA-Agenten. - © Hartswood Films 2016/BBC
Lady Smallwood (Lindsay Duncan) und ihre Sekretärin Vivian Norbury (Marcia Warren, li.), haben Verbindungen zu den AGRA-Agenten. | © Hartswood Films 2016/BBC

Nach und nach kommen die Fälle auf, bei denen weitere vier Figuren zerstört werden und zum Teil mit der Ermordung ihrer Besitzer einhergehen. Sherlock findet einen wohlbekannten USB-Stick in der letzten Statue und muss dabei den unbekannten Einbrecher stellen. Hier nimmt die Geschichte Fahrt auf und es entwickelt sich eine Agentenstory. Der Speicherstick enthält Daten zu Mary Watsons früherer freiberuflicher Tätigkeit als Agentin. Keine neue Information und doch bedroht die Vergangenheit das Familienglück der Watsons erheblich.

Die Erzählweise und schnelle Schnitte lassen die Geschichte rasant wirken. Doch bei den Details der Sherlock-Schlussfolgerungen und in den ruhigeren Szenen finden sich kleine Hinweise auf den Handlungsrahmen dieser vierten Staffel. Ebenso wie die Andeutungen, die auf die literarischen Grundlagen von Arthur Conan Doyle zielen. Neben dem Titel auch die Geschichte des Todes, der in Samara wartet. Manches fällt nur den echten Kennern des umfangreichen Conan-Doyle-Gesamtwerks auf. Anderes spielt, mal mehr, mal weniger elegant eine Rolle in den folgenden Episoden.

Die kleinen Hinweise

Zugegeben, das Gesamtniveau von Sherlock ist hoch, doch daran muss sich diese Episode messen lassen. Im Vergleich versagt sie durch ihre Stückelung, da hilft auch der überdrehte Gestus des Meisterdetektivs nicht weiter. Am Ende erscheint „Die sechs Thatchers" nur ein größeres Handlungsloch zur vorherigen Staffel füllen zu müssen. Dabei schweift die Story allerdings ab und verläuft sich in einer ränkeschmiedenden Agentenjagd um den Globus, die bei James Bond besser aufgehoben ist.

Dabei geht es nicht darum, dass Action bei Sherlock fehl am Platze wäre. Es passt nicht recht in die bisherige Struktur der Serie. In dieser Episode zeigt sich auch, dass der oft genial agierende Cumberbatch eine entsprechende Grundlage für seine Darstellung benötigt, daran hapert es in der Folge „Die sechs Thatchers" ein wenig.

Fazit: Wer darauf gewartet hat, wird nicht enttäuscht werden. Die stärkste Folge ist diese aber nicht.

INFORMATION


Sendetermine der vierten Staffel Sherlock:

  • 4. Juni: "Die sechs Thatchers"
  • 5. Juni: "Der lügende Detektiv"
  • 11. Juni: "Das letzte Problem"
  • Alle Episoden jeweils 21.45 Uhr in der ARD.