TV & Film

Netflix-Serie "The OA": Rätselhafter geht's kaum

Mystery-Serie ist ein Experiment

Die Netflix-Serie "The OA" dreht sich um Prairie Johnson (Brit Marling).  | © JoJo Whilden/Netflix

Angela Wiese
30.01.2017 | 30.01.2017, 19:10

Warum Netflix und vergleichbare Dienste so erfolgreich sind, lässt sich hervorragend anhand der neuen Mystery-Serie "The OA" erklären. Dieses Serien-Experiment würde es wohl nie ins normale Fernsehen schaffen, wo Inhalte in der Regel glatt und massentauglich sein müssen. "The OA" ist dafür zu ungewöhnlich. Diese Serie ist ein einziges Rätsel.

Prairie Johnson (Brit Marling) verbringt einen Teil ihres Lebens in Gefangenschaft von Dr. Hunter Hap (Jason Isaacs). - © JoJo Whilden/Netflix
Prairie Johnson (Brit Marling) verbringt einen Teil ihres Lebens in Gefangenschaft von Dr. Hunter Hap (Jason Isaacs). | © JoJo Whilden/Netflix

Über acht Folgen lernt der Zuschauer von "The OA" die Protagonistin Prairie Johnson (Brit Marling) kennen und ist (mindestens) genauso lange damit beschäftigt, die erzählte Geschichte zu enträtseln. So viel vorab: Die Enträtselung muss einfach scheitern.

Zu Beginn der Serie ist eine Frau zu sehen, die sich von einer Brücke stürzt und überlebt. Es stellt sich heraus, dass es sich um die seit sieben Jahren vermisste Prairie Johnson handelt. Als sie spurlos verschwand, war sie blind. Nun kann Prairie, mittlerweile 28 Jahre alt, wieder sehen und ihr Körper ist voller Narben. Gegenüber ihren Eltern und den Behörden schweigt Prairie über das, was sie während ihres Verschwindens erlebte. Nur einer kleinen Gruppe von Menschen, die durch eine Schule miteinander verbunden sind, erzählt sie ihre vermeintliche Geschichte. Denn sie will die Mitglieder dieser Gruppe für ihre Mission gewinnen.

Wahnsinn oder Realität

"The OA" ist merkwürdig. Das liegt weniger daran, dass es an Rückblenden nur so hagelt und der Zuschauer Prairie in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens begleitet. Es liegt eher daran, dass im Laufe der gesamten Serie nie wirklich klar wird, ob es sich bei Prairies Schilderungen um tatsächlich erlebte mysteriöse Erfahrungen oder eher um die Wahnvorstellungen eines psychisch erkrankten, schwer traumatisierte Menschen handelt. Zum Beispiel, wenn die Charaktere Tänze aufführen, die sie an der Grenze zwischen Leben und Tod gelernt haben. Bizarre Szenen für den Zuschauer. Unerklärlich, obendrein.

Prairie Johnson erzählt von ihren Erlebnissen in Gefangenschaft nicht ihren Stiefeltern, auch nicht den Behörden, sondern nur einer kleinen Gruppe von Menschen, die eine bestimmte Schule besuchen.  - © Myles Aronowitz/Netflix
Prairie Johnson erzählt von ihren Erlebnissen in Gefangenschaft nicht ihren Stiefeltern, auch nicht den Behörden, sondern nur einer kleinen Gruppe von Menschen, die eine bestimmte Schule besuchen.  | © Myles Aronowitz/Netflix

Trotz des bizarren Gezappels und einiger unausgereifter Charaktere - die dann leider auch etwas blass bleiben - eines kann "The OA": Das Publikum mit so vielen Rätseln bombardieren, dass selbst diejenigen, denen die Serie eigentlich zu seltsam ist, doch noch dranbleiben bis zum Schluss. Die letzte Folge ist schließlich ein derart großes Rätsel, dass es jemandem, der es bis dorthin geschafft hat, schwer fallen wird, keine weitere Staffel zu fordern.

Wer Rätsel mag und Lust auf etwas Neues hat, dem sei "The OA" empfohlen. Wer Logik liebt und alles umstürzende Serienfinale hasst, der sollte die Finger davon lassen. Für sie ist diese Serie einfach zu ungewöhnlich.

INFORMATION


Die 1. Staffel der US-amerikanischen Serie "The OA" besteht aus acht Folgen mit einer Länge von jeweils 30 bis 70 Minuten. Die Serie stammt von Brit Marling, die auch die Hauptrolle spielt, und Zal Batmanglij. Beide haben das Drehbuch geschrieben. Batmanglij führte außerdem Regie. Als Produzenten werden unter anderem Anonymous Content und Plan B, die Produktionsfirma des Schauspielers Brad Pitt, angegeben. Eine 2. Staffel ist bislang nicht bestätigt.