Jeder Halter wünscht sich, dass sein Hund ruhig und gelassen und mit durchhängender Leine neben ihm hergeht. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Denn das Ziehen gehört zu den größten Problemen am anderen Ende der Leine. «In der Regel ist das hausgemacht, weil der Hund am Erfolg lernt», sagt Hundetrainerin und Autorin Katharina Schlegl-Kofler.
Wenn man spazieren geht und der Hund drängt zu einer Duftmarke, geht man automatisch mit. «Dadurch lernt er unbewusst: Wenn ich ziehe, komme ich hin, wohin ich will.»
Schlegl-Kofler empfiehlt daher, gerade bei Welpen und jungen Hunden nur kurze Strecken an der Leine zu gehen. Je nach Situation kann man dann immer mal wieder stehenbleiben und so lange warten, bis die Leine locker ist. Erst dann geht man weiter.
Hund darf keinen Erfolg haben
Bei älteren Hunden kehrt man, ohne etwas zu sagen einfach mal um, wenn er nach vorn zerrt. «Dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als auch die Richtung zu ändern», so die Ausbildungsexpertin. Und dies störe auch nicht das Verhältnis zum Vierbeiner. «Aber er merkt, da ist noch jemand an der Leine.»
Wenn man konsequent daran arbeitet, funktioniere es meist recht schnell, dass der Hund auf der gleichen Höhe bleibt. «Das A und O ist, dass er keinen Erfolg mit seinem Ziehen haben darf.» Hängt die Leine aber locker durch, kann man ihn natürlich belohnen und ab und zu ein Leckerchen geben.
Klar ist aber bei allem Bemühen auch: Jeder Hund benötigt grundsätzlich genügend Freilauf und Auslastung. «Wenn ich täglich nur ein paar Minuten um den Block gehe, kann ich schlecht von ihm verlangen, dass er gelassen neben mir hertrottet.»
Die Leinen-Rowdies
Doch die Probleme rund um die Leine sind noch steigerungsfähig: Scheinbar friedliche Hunde fletschen die Zähne, knurren und springen aggressiv los, wenn ihnen ein Artgenosse entgegenkommt. Das ist nicht unbedingt ein Zeichen für eine bestimmte Charaktereigenschaft. «Auch das ist oft hausgemacht», sagt Schlegl-Kofler.
Denn bleibt man stehen, weil ein anderer Hund den Weg kreuzt, dann vermittelt man seinem Tier keine Sicherheit. «Bleibe ich im Hintergrund und warte ab, gebe ich ihm das Gefühl: Keine Ahnung, was wir jetzt hier machen. Regle du das!», so die Hundetrainerin. Und hat man dann zum Beispiel einen unsicheren Hund, geht er nach vorn, um sich den anderen vom Leib zu halten.
An der Leine keine Begrüßung
Andere Hunde, die manchmal ihre Artgenossen an der Leine begrüßen dürfen und manchmal nicht, sind frustriert, wenn ihnen das dann mal verwehrt bleibt. Schlegl-Kofler empfiehlt, konsequent zu sein und an der Leine gar keine Kontakte zuzulassen. Auch dann nicht, wenn einer frei ist. Denn dann fühlt sich der andere eingeschränkt und beide können nicht wirklich kommunizieren.
Die beste Lösung besteht immer darin, angeleint grundsätzlich an anderen Hunden vorbeizugehen - mit einem ausreichenden Abstand und zur Ablenkung gerne auch mit Leckerli. Dabei sollte man von Beginn an auch mit seiner eigenen Körpersprache deutlich machen, dass man ganz ruhig, aber entschlossen geradeaus weitergeht. «So vermittle ich meinem Hund, alles okay, der interessiert uns nicht. Wir werden nicht bedroht und er muss sich nicht aufregen.»