Bielefeld. Was war zuerst da – Huhn oder Ei? Bei einer kleinen Familie aus dem Bielefelder Norden ist die Antwort klar: das Ei. Beziehungsweise die Lust aufs Ei. Franka, Amadou und Söhnchen Amar wünschten sich jeden Tag ein frisches Frühstücksei. Also schafften sie sich Hühner für den eigenen Garten an. Jetzt gackern, scharren und flattern ein Hahn, 16 Hennen und sechs kleine flauschige Küken durch das grüne Idyll. Vorwerk-Hühner mit schwarzen Köpfen und braunen Körpern, helle, pummelige Lachshühner und bunte Druffler Haubenhühner, die gut an ihrem üppigen Federkopfschmuck zu erkennen sind.
Mit der eigenen Hühnerschar liegt die Familie voll im Trend, wie Ute Esken vom Geflügelhof Dietmar Esken in Verl-Kaunitz weiß. Das Kaufverhalten habe sich nach verschiedenen Lebensmittelskandalen rund ums Ei verändert. „Immer mehr Menschen kaufen heute drei bis fünf Hühner für den eigenen Garten."
Laut Tierseuchenkasse Münster, wo jedes einzelne Huhn gemeldet werden muss, verteilen sich in OWL derzeit 87.623 Vögel auf 5.861 Hobbyhalter (bis 50 Tiere). Manch Hühnerhalter scheint jedoch etwas flatterhaft. „Viele Leute melden ihre Hühner an, melden sie aber häufig schon nach einem Jahr wieder ab", berichtet eine Sprecherin der Tierseuchenkasse. Das verflixte erste Jahr mit Hühnerschar haben Franka, Amadou und Amar bereits hinter sich. Und niemand denkt daran, sich von den Tieren zu trennen. „Die gehören schon zur Familie", versichert Amadou (28).
Wann Haushühner besonders viele Eier legen
„Ich habe Hühner früher immer für ein bisschen doof gehalten", gesteht seine Verlobte, „aber mittlerweile mag ich sie richtig gerne". Besonders ins Herz geschlossen hatte sie eine Henne, die sehr zahm war und sogar aus der Hand fraß. „Das war ein sehr cleveres Huhn", erinnert sich Franka, „doch dann kam der Habicht". Sie sei sehr traurig gewesen, als das Huhn gestorben sei. Insgesamt hat die Familie drei von ursprünglich 20 Tieren verloren. Denn auch im eigenen Garten haben Hühner natürliche Feinde. Zum Beispiel Füchse, Marder oder Greifvögel. Unbehelligt von Raubtieren können Haushühner je nach Rasse drei bis fünf Jahre alt werden, erklärt Expertin Ute Esken. In ihrer Hochzeit produzierten besonders legefreudige Tiere dabei alle 24 Stunden ein Ei.
Auf den Eiersegen musste die Bielefelder Familie erst ein wenig warten. „Am Anfang war die Ausbeute ziemlich enttäuschend", sagt die 31-jährige Franka. Mittlerweile sammeln die drei täglich zehn bis 13 Eier aus den Hühnergelegen. Fast zu viel des Guten. „Wir verschenken davon einige und machen häufig Tortillas." Hühner legen Eier, wenn sie sich wohlfühlen, weiß Fachfrau Esken. Große Ansprüche haben die Tiere dabei nicht: „Die Hühner sollten nach draußen können, täglich Wasser und Futter bekommen und alle paar Wochen sollte man den Stall sauber machen", fasst Esken die Grundbedürfnisse zusammen.
Darauf sollten Hühnerbesitzer achten
Die Tiere machten nicht viel Arbeit, stimmen Franka und Amadou zu, allerdings hätten sie Tag für Tag mit den Vögeln zu tun. Das sollte den Menschen bewusst sein, meint Ute Esken: „Hühner sind Lebewesen, man muss sich ein bisschen darum kümmern." Ebenfalls sollte sich jeder, der mit dem Hühnergedanken spielt, im Klaren darüber sein, dass ein Hahn kräht. „Und man kann ihm das nicht abgewöhnen", betont Esken. In Wohngegenden könne ein ausdauernder Kräher als „sehr störend" empfunden werden. „Dann lassen sich die Nachbarn auch mit kostenlosen Eiern von glücklichen Hühnern nicht mehr besänftigen", sagt sie.
Laut aktueller Rechtsprechung sind in reinen Wohngebieten vier Hennen und ein Hahn erlaubt. In Wohn- und Mischgebieten dürfen Hobbyhalter bis zu 20 Hennen und einen Hahn besitzen. Was das Hobbyhühnern koste, sei schwierig zu überschlagen, sagt Ute Esken. Sie verkaufe Legehennen für 8,50 Euro pro Tier. Dann sei das Huhn schon „durchgeimpft". Das heißt, es hat die 18 vorgeschriebenen Immunisierungen innerhalb der ersten 20 bis 21 Lebenswochen erhalten. „So muss sich der Kunde keine Gedanken machen", sagt Esken.
Beim Futter seien die Tiere genügsam. „Hühner fressen gerne vom Mittagstisch: gekochte Kartoffeln, Nudeln, Salat, eingeweichtes Brot", zählt Esken auf. Sie rät außerdem dazu, Legekorn oder Legemehl zuzufüttern, einen Mineralienmix, der die Tiere mit allem versorge, was sie zum Eierlegen bräuchten. Bei Futter- und Wassernäpfen sei nicht entscheidend, so Esken, ob im Fachhandel oder günstig gekauft werde. Wer seinen Tieren einen Stall bauen möchte, muss ihn unter Umständen genehmigen lassen. Alternativ gibt es mobile Ställe, die häufig genehmigungsfrei sind.
Die ersten Küken sind auch schon da
Als sich die Familie die Nutztiere anschaffte, gab es bereits einen Scheune mit einem kleinen abgetrennten Stallbereich auf dem Grundstück. „Wir haben nur das Außengehege aufgebaut", erklärt Amadou. Zunächst sei der umzäunte Bereich vielleicht etwas klein gewesen, denn die Tiere hätten den Boden in null Komma nichts „komplett umgegraben".
Jetzt residiert das Federvieh auf einem mehr als doppelt so großen Areal inklusive Unterstand, Sitzstangen, Sandbad und viel dichtem Grün, in dem sich die Vögel verstecken oder gar heimlich brüten können. Das niedliche Resultat: sechs piepsende Küken, die ihrer Haubenhuhnmutter nun im Gänsemarsch überallhin folgen.