Terra Wortmann Open

Diese Tennis-Jungväter streben beim ATP-Turnier in Halle nach dem Titel

Kevin Krawietz und Tim Pütz wollen bei den Terra Wortmann Open ein Wörtchen mitreden. Beide müssen derzeit Tennisalltag und Familie unter einen Hut bringen.

Kevin Krawietz (l.) und Tim Pütz wollen beim Rasenturnier in Halle ihren ersten gemeinsamen ATP-Titel feiern. | © IMAGO/Beautiful Sports

Benedikt Riemer
20.06.2023 | 20.06.2023, 18:04

Halle. Den flexiblen Alltag eines Tennisprofis mit den Pflichten des Elternseins zu vereinbaren, scheint auf den ersten Blick schwierig. Ein Paradebeispiel dafür, dass es nicht unmöglich ist, ist sicherlich Tatjana Maria. Die 35-Jährige erreichte im vergangenen Jahr als zweifache Mutter das Halbfinale von Wimbledon. Auch das deutsche Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz steht vor dieser Herausforderung. Bei den Terra Wortmann Open will das Duo den ersten gemeinsamen ATP-Titel einfahren.

Seit Anfang des Jahres bestreiten beide die Tour gemeinsam und hatten dabei - wenn auch aus positiven Gründen - mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. "Die Zusammenarbeit hat holprig begonnen. Allerdings nicht sportlich, sondern eher privat, weil wir beide Nachwuchs bekommen haben", berichtet Krawietz. Im Januar wurde der gebürtige Coburger gemeinsam mit Ehefrau Judit Eltern von Sohn Theo. Dafür sagte der 31-Jährige auch seinen Start bei den Australian Open ab.

Pütz hat bereits einen zwei Jahre alten Sohn, seit März ist er nun auch Vater einer Tochter. Das nimmt, wenig überraschend, Einfluss auf den Alltag als Tennisprofi. "Natürlich verändert sich der Rhythmus. Wir können nicht mehr bis um neun Uhr schlafen, sondern müssen um sechs Uhr aufstehen", sagt Krawietz mit einem Schmunzeln. Nicht bei jedem Turnier sind die Familien mit dabei, in Halle aber schon. Die überschaubaren Entfernungen in Deutschland bieten es an.

Große Erfolge bei den French Open

Von Stuttgart, wo das Duo am Sonntag noch das Finale verlor, ging es noch am selben Abend auf den Weg nach OWL. "Wir haben alles zusammenpackt und sind mit der ganzen Familie plus Oma hier hochgefahren. Angekommen sind wir mitten in der Nacht und haben dann die schreienden Kinder ins Bett gebracht. Klar ist es auch anstrengend, wenn man so unterwegs ist", sagt Pütz. Und Krawietz ergänzt: "Es ist ein schönes Gefühl, aber komplett anders." Es sei harte Arbeit, den Tennis und das Vatersein unter einen Hut zu bringen.

Krawietz und Pütz können sich bei dieser Herausforderung auf ihre Familien verlassen. "Wir haben beide das große Glück, Frauen und Familien zu haben, die uns sehr, sehr viel abnehmen. Nur so können wir auf höchstem Niveau Tennis spielen", sagt Pütz.

Ein hohes Niveau wird das Duo auch in der anstehenden Woche brauchen, soll tatsächlich der erste gemeinsame Erfolg auf der ATP-Tour her. In der vergangenen Woche war es in Stuttgart beinahe soweit. Im Finale des Rasenturniers siegte das kroatische Topdoppel aus Nikola Mekti? und Mate Pavi?. Natürlich hätte man gerne gewonnen, aber auch so sei es "ein ordentlicher Auftakt in die Rasensaison" gewesen, ist sich das deutsche Doppel einig. Beide feierten mit anderen Partnern bereits große Erfolge. Pütz gewann unlängst an der Seite seiner japanischen Partnerin Miyu Kat? den French-Open-Titel in der Mixed-Konkurrenz. Krawietz feierte gemeinsam mit Andreas Mies zwei Erfolge bei den French Open, ehe sich das Duo zum Ende der vergangenen Saison trennte.

Wiedersehen mit ehemaligem Partner

Eben jener Mies wird am Mittwoch nun mit seinem brasilianischen Partner Marcelo Demoliner der Erstrundengegner für Krawietz und Pütz. "Klar wird es speziell sein. Dass es ein halbes Jahr gedauert hat, bis es soweit kommt, ist schon ziemlich lang. Darauf habe ich gewartet und jetzt ist es soweit", sagt Krawietz und betont, dass er mit Mies im Guten auseinandergegangen sei. Pütz nimmt die Situation eher gelassen: "Wenn man als 14-Jähriger bei den Kreismeisterschaften gegen seinen besten Freund spielt, beschäftigt einen das mehr."

Der alte Bekannte soll für das an Nummer vier gesetzte Team auf dem Weg zum Titel in Halle nur die erste Hürde sein. Auch wenn Krawietz um die Qualität der anderen Doppel weiß, liebäugelt er dennoch mit dem Titel. "Klar wollen wir diese Woche den Titel gewinnen. Es gibt aber viele Mannschaften, die gut genug sind, um den Titel zu holen. Es gehört auch das nötige Quäntchen Glück dazu."