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ATP-Turnier in Halle: Wer die Favoriten sind – und wann freier Eintritt ist

Das Karriere-Ende des Rekordsiegers Roger Federer bedeutet für die Terra Wortmann Open eine Zeitenwende. Warum sich ein Besuch in der OWL-Arena trotzdem unbedingt lohnt.

Turnierdirektor Ralf Weber (r.) begrüßt Alexander Zverev auf Court Nummer 1. Der Paris-Halbfinalist hat am Donnerstag seine Vorbereitung auf Rasen in Angriff genommen. | © Wolfgang Rudolf

Stephanie Fust
16.06.2023 | 16.06.2023, 14:15

Halle. Es war eine innige Liebesbeziehung, die zwischen Roger Federer und dem Tennis-Publikum in Halle. Immer wenn der Ausnahmekönner aus der Schweiz seine Teilnahme beim ostwestfälischen Rasenklassiker ankündigte, strömten die Menschen in die OWL-Arena, geriet somit der Ticketverkauf zum Selbstläufer. Federers Tenniskunst mindestens einmal auf dessen Lieblingsbelag beizuwohnen, war Genuss und Pflicht zugleich für Tennisfans weltweit. Egal, ob zu den Glanzzeiten des 20-maligen Grand-Slam-Gewinners oder auf den letzten Metern seiner eindrucksvollen Karriere.

Alexander Zverev erinnert sich noch sehr gut an seine erste Begegnung mit dem achtmaligen Wimbledon-Gewinner in Halle. Das sei 2008 gewesen, als sein Bruder Mischa mit Mikhail Juschni die Doppelkonkurrenz gewann, erzählt Deutschlands bester Tennisprofi. „Damals war ich das erste Mal mit dabei. Ich weiß noch, dass ich ein Foto mit Roger Federer gemacht habe, das lange als riesengroßes Poster in meinem Kinderzimmer in Hamburg über meinem Bett hing.“ 2008 ist Federers fünfter Triumph auf dem Haller Rasen datiert. Es sollten noch fünf weitere bis zu seinem mit 41 Jahren späten Karriereende im September 2022 folgen.

Wieder wird die OWL-Arena bis auf den letzten Platz gefüllt sein, wenn Roger Federer am Mittwoch von Turnierdirektor Ralf Weber geehrt und standesgemäß verabschiedet wird. - © Christian Weische
Wieder wird die OWL-Arena bis auf den letzten Platz gefüllt sein, wenn Roger Federer am Mittwoch von Turnierdirektor Ralf Weber geehrt und standesgemäß verabschiedet wird. | © Christian Weische

Ralf Weber hat sich auf diesen einschneidenden Moment und die Folgen für sein ATP-Turnier vorbereitet. Der – nennen wir ihn – Federer-Effekt kommt für den Turnierdirektor also nicht unerwartet. „Federers Karriereende bedeutet auch für uns eine Zäsur. Die vielen Fans aus der Schweiz oder auch Japan, die Jahr für Jahr angereist waren, um Roger hier zu sehen, bleiben nun weg.“ 2022 – auch da war der Basler schon nicht mehr dabei – fiel das nicht ins Gewicht, da die verkauften Tickets aus den beiden Corona-Jahren noch Gültigkeit hatten und genutzt wurden. Dass Federers letztes Gastspiel in Halle ausgerechnet vor leeren Rängen stattfand, geht als wohl traurigster Moment in die Turniergeschichte ein. Vielleicht schied der zehnmalige Gewinner auch deshalb so früh wie nie in der zweiten Runde gegen den jungen Kanadier Felix Auger-Aliassime aus.

Zverev & Co. – wer sind die Favoriten?

Jener Auger-Aliassime ist inzwischen in die Weltspitze marschiert und zählt zum elitären Teilnehmerfeld der am Wochenende beginnenden 30. Ausgabe der Terra Wortmann Open (17. bis 25. Juni 2023). Turnierdirektor Weber leitet die Post-Federer-Ära mit einem Staraufgebot in der Einzel- und Doppelkonkurrenz ein und lockt zudem mit einem attraktiven Rahmenprogramm rund um die OWL-Arena. „Der Ticketverkauf hat in den letzten drei Wochen anzogen. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr zumindest auf 95.000 Zuschauer kommen“, sagt Weber zuversichtlich. Der Spitzenwert liegt bei 115.000 Besuchern und stammt aus dem Jahr 2019, als Federer die Trophäe zum zehnten Mal gewann.

>>> Terra Wortmann Open verschenken 600 Tickets für den Roger-Federer-Tag

Am kommenden Mittwoch wird der Maestro noch einmal ins Rampenlicht treten, wenn Weber ihn auf dem Centre Court ehren und standesgemäß verabschieden wird. Auch eine Autogrammstunde wird organisiert. Dann wird er die Bühne freigeben für seine Nachfolger, die spielerisch längst seine großen Fußstapfen füllen können. Mit Daniil Medwedew (ATP 3), Stefanos Tsitsipas (ATP 5), Andrei Rublew (ATP 7) sowie Jannik Sinner (ATP 9) mischen vier Top-Ten-Spieler beim 500er-ATP-Event um die Titelvergabe mit. Eigentlich wären es derer sechs gewesen, jedoch haben French-Open-Finalist Casper Ruud aus Norwegen (ATP 4) und der Weltranglistenzehnte Karen Katschanow ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt.

Nicht zu unterschätzen sind Titelverteidiger Hubert Hurkacz aus Polen (ATP 17) und Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios, der 2022 ins Haller Halbfinale stürmte und aufgrund seines unkonventionellen Spiels und seiner provokanten Art einen hohen Unterhaltungswert bietet. Und Alexander Zverev hat mit seinem Halbfinal-Einzug bei den French Open gezeigt, dass nach seiner schweren Verletzung wieder mit ihm zu rechnen ist. Außerdem will der Hamburger, seit Donnerstag zur Vorbereitung in Halle, nach zwei Final-Teilnahmen (2016 und 2017) nun endlich seine erste Rasentrophäe gewinnen. Ralf Weber, der mit dem Deutschen gern die nächste Ära starten will, würde das gefallen. Und dem Publikum in Halle bestimmt auch.

Freier Eintritt und ein Schlagerstar am ersten Wochenende

Schon das Qualifikationsturnier am Wochenende ist stark besetzt. Der Cut liegt bei Weltranglistenplatz 82. Aus deutscher Sicht kämpfen Yannick Hanfmann und Daniel Altmaier, die sich zuletzt bei den French Open mit starken Leistungen für die letzte Wildcard empfahlen, um die Hauptfeld-Teilnahme. Der Eintritt zu den Qualifikationsmatches ist wie gewohnt frei. Zudem erwartet die Besucher nach Match-Ende am Samstag mit dem Auftritt des Schlagerstars Ben Zucker ein musikalisches Highlight.

Gesonderte Centre-Court-Tickets werden für die Champions Trophy benötigt, die anlässlich des Jubiläums um eine zweite Show-Veranstaltung erweitert wurde. Im Mixed-Duell am Samstag (16 Uhr) treten die Ex-Profis Andrea Petkovic und Henri Leconte gegen Lokalmatadorin Anastazja Neumann und Philipp Kohlschreiber an, am Sonntag (16 Uhr) sorgen die Altstars Tommy Haas und Mansour Bahrami gegen Thomas Muster und Goran Ivanisevic für beste Doppel-Unterhaltung.

Weltklasse im Doppelfeld

Weltklasse wird auch in der Doppelkonkurrenz geboten. Angeführt wird das Feld von den letztjährigen French-Open-Siegern Marcelo Arevalo (El Salvador) und Jean-Julian Rojer (Niederlande), die in der aktuellen Weltrangliste den gemeinsamen sechsten Platz belegen. Besonders freuen dürfen sich die deutschen Zuschauer auf das Gastspiel des erfolgreichen Davis-Cup-Duos Kevin Krawietz und Tim Pütz. Nicht nur Krawietz, der mit seinem vorherigen Partner Andreas Mies zweimal die French Open gewinnen konnte, auch Pütz darf sich jetzt Grand-Slam-Sieger nennen. Er gewann zuletzt in Paris mit seiner japanischen Partnerin Miyu Katos die Mixed-Konkurrenz.

Mit einer Wildcard gehen Jan-Lennard Struff und Oscar Otte ebenso wie das Duo Marcelo Demoliner (Brasilien) und Andreas Mies (Köln) an den Start. Um den Siegerpokal kämpfen auch die Titelverteidiger Marcel Granollers (Spanien/ATP-Doppel 21) und Horacio Zeballos (Argentinien/ATP-Doppel 19). Ein Highlight wird der gemeinsame Auftritt des letztjährigen TWO-Champions Hubert Hurkacz und Jannik Sinner sein, die beide bei der Titelvergabe im Einzel mitmischen.

Rahmenprogramm: Extras für Shopping-Queens

Nicht nur auf Spitzentennis, auch auf das Rahmenprogramm dürfen die Besucher der Wortmann Open gesteigerten Wert legen. So sorgen Big N (Sonntag), Blue Scream featuring Dennis Hormes (Dienstag), Giovanni Zarella (Mittwoch), Vanessa May (Donnerstag) sowie die Graffiti Party Band (Freitag) an den jeweiligen Tagen für Unterhaltung nach Match-Ende. Neben den gewohnt vielfältigen kulinarischen Angeboten sollen beim Jubiläumsturnier auch die Shopping-Queens wieder mehr auf ihre Kosten kommen. "Es ist zuletzt kritisiert worden, dass die Zahl der Modeanbieter abgenommen habe. Darauf haben wir nun mit zahlreichen Verkaufsständen reagiert", verspricht Weber.