Halle. Der Turnierinitiator fühlte sich sichtlich unwohl. "Ich werde mich bei Nicolas Kiefer entschuldigen. Diesen Gegner hat er wahrlich nicht verdient." Gerhard Weber zeigte großes Mitgefühl für den deutschen Daviscupspieler, dem er mit Tomas Berdych jenen Spieler zugelost hatte, der im vergangenen Jahr im GWO-Finale gegen Roger Federer stand.
Die Auslosungszeremonie, die Weber gemeinsam mit seinem Sohn Ralf (Turnierdirektor), Udo Hardieck (Technischer Leiter) und dem deutschen Daviscupspieler Philipp Kohlschreiber vornahm, hatte es ohnehin in sich.
Auch der viermalige Turniersieger Roger Federer dürfte nicht über seinen Erstrundengegner Olivier Rochus begeistert sein. Federer musste im Viertelfinale des vergangenen Jahres vier Matchbälle gegen den Belgier abwehren, ehe er in dem Krimi, der dreimal im Tiebreak entschieden wurde, als glücklicher Sieger feststand. Federer wird übrigens heute von Paris aus nach Zürich fliegen. Nach einem kurzen Zwischenstopp (Wäschewechsel) erfolgt der Weiterflug nach Bielefeld.
Nicolass Kiefer hatte sich sicherlich nach einjähriger Verletzungspause einen leichteren Gegner bei seiner Rückkehr vorgestellt. Von der Papierform betrachtet gilt der Tscheche als klarer Favorit. Bisher traten die beiden - nur auf Sand - dreimal gegeneinander an. Und dreimal durfte Kiefer Berdych zum Sieg gratulieren. Hinzu kommt Kiefers fehlende Matchpraxis. "Nicolas braucht noch zwei bis drei Wochen", meint sein Daviscupkollege Alexander Waske. "Sollte er gewinnen, wäre dies ein Wunder", sagt Waske.
Wunder erlebte in den vergangenen zwölf Monaten auch Benjamin Becker, der 2006 in Halle sein erstes ATP-Turnier überhaupt bestritt. Nun ist Becker, der am Haller Halbfinaltag 26 Jahre alt wird, zu seinem "Geburtsort" zurückgekehrt. Er hat Andre Agassi bei den US Open besiegt und wurde erstmals in das deutsche Daviscupteam berufen. Mit Boris Becker schloss Benjamin Becker einen langfristigen Werbevertrag ab. B. Becker trägt die Sportkleidung des dreimaligen Wimbledongewinners. Sportlich hingegen lief es für den Saarländer zuletzt weniger erfolgreich. Drei Erstrundenniederlagen (Paris, Hamburg und Rom) stehen zu Buche. "Sand ist der Belag, der mir überhaupt nicht liegt", entschuldigt Becker sein frühes Scheitern. "Zudem hatte ich mit Erkältungskrankheiten zu kämpfen."
Auftaktgegner Teimuraz Gabaschwili aus Russland ist für ihn allerdings kein Unbekannter. "Wir haben schon häufig miteinander trainiert", berichtet Becker, der mittlerweile sein Gefühl für den Grasbelag gefunden hat. Eine gute Voraussetzung für sein heutiges Spiel.
Mit Philipp Kohlschreiber hat sich ein weiterer deutscher Spieler in den vergangenen Wochen stark in den Vordergrund gespielt. Der Daviscupspieler aus Augsburger gewann in München sein erstes ATP-Turnier überhaupt. Bei den Gerry Weber Open trifft Kohlschreiber zunächst auf den Qualifikanten Raemon Sluiter. Sein Kommentar: "Ich bin gewarnt, denn der Niederländer weist deutlich mehr Rasen-Matchpraxis auf als ich."
In einem rein deutschen Duell treffen Florian Mayer und Michael Kohlmann aufeinander, während Mischa Zwerew ebenfalls in einem deutsch-deutschen Vergleich gegen den Qualifikanten Simon Stadler spielt. Zwei deutsche Spieler finden damit auf jeden Fall den Weg ins Achtelfinale. Ganz so schlechte Arbeit haben Patron Weber und seine Mitstreiter also doch nicht gemacht.