Paris. Für Benjamin Becker schließt sich in der kommenden Woche der Kreis. Am Donnerstag wird der 25-Jährige nach Halle reisen, um seine Vorbereitungen für die 15. Gerry Weber Open aufzunehmen. Zwölf Monate sind gerade einmal vergangen, als der damals noch unbekannte Tennisspieler in Halle sein erstes ATP-Turnier überhaupt bestritt und dann seine wundersame Reise durch die Tennis-Landschaft antrat.
B. Becker ist mittlerweile ein Begriff im internationalen Tennissport. Und für die meisten Tennisfans verbirgt sich hinter dem "B." nicht mehr Boris sondern Benjamin. "Ich freue mich, dorthin zurückzukehren, wo meine Karriere begann", erzählt der Saarländer, der nach seinem Erstrundenaus bei den French Open in Paris einen einwöchigen Zwischenstopp bei seinen Eltern eingelegt hat ? "zum Ausspannen und Nachdenken, was in den letzten Monaten so alles passiert ist."
Nicht in seinen kühnsten Träumen hatte sich B. Becker, der nicht mit dem deutschen Wimbledongewinner verwandt ist, die seit Juni 2006 eingetretenen Ereignisse vorstellen können. Innerhalb der vergangenen 18 Monate verbesserte er sich in der Weltrangliste von Rang 1.400 auf Platz 43. "Unvorstellbar", so sein Kommentar zu dieser Leistungsexplosion. Dabei verlief seine Karriereplanung eher ungewöhnlich.
Im Gegensatz zu den meisten Tennisprofis zog Becker zunächst eine Uni-Ausbildung der Tennislaufbahn vor. Vier Jahre lang studierte er Wirtschaftslehre an der Baylor Universität in Waco/Texas und entwickelte sich zu einem der besten Tennisspieler in der amerikanischen College-Liga. Dann erst wagte er den Schritt zum Profi. Nach den Gerry Weber Open mischte der unbekümmerte Bursche die Tennisszene auf. "Am beeindruckendsten für mich waren die US Open 2006", sagt Becker.
Dort staunte selbst Tennislegende John McEnroe, dass er in der dritten Runde noch einmal ein Tennisspiel erleben durfte, in dem B. Becker auf Andre Agassi traf. Und nicht nur Steffi Grafs Ehemann war baff, als der junge Deutsche ihn mit einer Niederlage in die sportliche Rente schickte. Ein Becker-Sieg, der in die Sportgeschichte eingegangen ist. Es folgten weitere Top-Platzierungen bei diversen Turnieren und die Berufung in das deutsche Daviscup-Team. "Es ist schon ein wahnsinniges Gefühl, für das eigene Land zu spielen", sagt Becker. "Am ganzen Körper verspürte ich beim Abspielen der Nationalhymne eine Gänsehaut."
Auch finanziell hat sich seine wundersame Reise durch die Tennis-Landschaft gelohnt. Mit Boris Becker hat B. Becker einen langjährigen Werbevertrag abgeschlossen und präsentiert Sportkleidung des Leimeners. Sportlich, so glaubt er, müsse er seine bisher gezeigten Leistungen bestätigen. In Halle soll dies der Fall sein. In seiner Sporttasche, die er zu seinen Matches im Gerry-Weber-Stadion mitbringt, wird sich auch eine Hasenpfote befinden. Sie ist sein Glücksbringer. "Ich habe sie im September 2005 bei einem Future-Turnier in den USA von einem kleinen Mädchen bekommen", erzählt Benjamin Becker. Und seitdem läuft es bei ihm wie am Schnürchen.