

"Ich halte mich
für sehr geerdet" | © FUSSBALL
Frankfurt. In den Regalen stehen alte DFB-Jahrbücher, gebundene Zeitschriften und Vereinschroniken – auch die von Fortuna Düsseldorf. Der Autor des Werkes kommt zur Tür der Bibliothek in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes herein. Aus dem Journalisten und Autor Wolfgang Niersbach ist der Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt geworden – bei Kaffee und Mineralwasser sprachen Christoph Fischer und Harald Pistorius mit einem langjährigen Berufskollegen.
Herr Niersbach, Ihre Spontaneität wollten Sie sich erhalten im Amt – ist das bisher gelungen, ohne dass Sie gestolpert sind?
WOLFGANG NIERSBACH: Ich denke schon, und diese Eigenschaft will ich mir auch erhalten. Das ist meine Art, mein Stil, und so kennen mich die Leute. Ich gebe zu, dass ich gerne lache und mich ebenso gerne mit offenen, freundlichen Menschen umgebe. Wenn die Delegierten des DFB-Bundestages einen anderen gewollt hätten, hätten sie einen anderen wählen können.
Welche Schlagzeile würden Sie zum Ende Ihrer Präsidentschaft gerne lesen?
NIERSBACH: Er hat viel bewegt, sich selbst aber nicht verändert.
Wolfgang Niersbach wird am 30. November 1950 in Nettesheim bei Düsseldorf geboren, ist Jugendfußballer beim DSC 1899. Mit dem Ziel Sportjournalist zu werden, arbeitet er 1972 als Freier Mitarbeiter beim Sportinformationsdienst. Danach geht es schnell: 1973 Volontariat, 1976 Fußballchef der weltweit anerkannten Agentur, für die er von über 200 Länderspielen berichtet.
1987 holt ihn der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger auf die andere Seite: Niersbach wird Pressechef der EM 1988 in Deutschland, danach Mediendirektor beim DFB. Von 2001 bis 2006 ist er mitFranz Beckenbauer der Macher des WM-Sommermärchens. 2007 wird er Generalsekretär des DFB, 2012 zum 11. Präsidenten des DFB gewählt.
Sie wirken bei öffentlichen Auftritten locker und entspannt, gleichgültig ob die Kanzlerin oder der Bundespräsident neben Ihnen sitzt. Antrainiert oder angeboren?
NIERSBACH: Ich halte mich für sehr normal, für sehr geerdet, sagt man heute ja. Das ist vielleicht sogar eine Stärke von mir. Schon als junger Journalist habe ich gelernt: Je unverkrampfter man mit Prominenten umgeht, desto unverkrampfter verhalten sie sich. Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen hat mir die Bundeskanzlerin eine SMS "Viel Glück der U 17 im Finale" geschickt, nachdem ich ihr in Berlin erzählt habe, dass ich nach Ljubljana fliegen würde, falls unsere U 17 dort das EM-Finale erreichen würde. Und auch der Umgang mit dem Bundespräsidenten beim Pokal-Endspiel war extrem angenehm und wohltuend normal.
Manchmal reden Sie wie ein Fan. Neulich zum Beispiel haben Sie gesagt, dass Sie den Freiburger Trainer Christian Streich gern mal kennenlernen würden.
NIERSBACH: Und wissen Sie, was ein paar Tage später in der Post war? Ein persönlicher Brief von ihm, in dem er sich bedankt hat und mich nach Freiburg eingeladen hat. Ist doch toll, oder?