Champions League

«Dumm von uns»: Naive Eintracht schiebt Europa-Frust

Baute seine Spieler auf: Trainer Toppmöller. | © Uwe Anspach/dpa

27.11.2025 | 27.11.2025, 09:30

Der rote Pullover von Dino Toppmöller stand symbolisch für die Alarmstufe, die bei Eintracht Frankfurt in der Champions League in diesem Herbst herrscht. 1:5 bei Atlético Madrid, 1:5 gegen den FC Liverpool und nun 0:3 gegen Atalanta Bergamo - statt der erhofften magischen Europa-Nächte erleben die Hessen auf internationaler Bühne Schlappe um Schlappe.

In der Königsklasse überfordert

«Auf dem Level wirst du knallhart bestraft. Ich bin schon enttäuscht. Wir waren auf dem Level nicht gut genug», sagte Sport-Vorstand Markus Krösche. Ein denkwürdiger Sechs-Minuten-Kollaps, die dritte deutliche Königsklassen-Niederlage und ein drohender Ausfall von Top-Stürmer Jonathan Burkardt, der verletzt raus musste: Es war ein komplett gebrauchter Abend für die Hessen.

Stürmer Burkardt droht auszufallen. - © Uwe Anspach/dpa
Stürmer Burkardt droht auszufallen. | © Uwe Anspach/dpa

Toppmöller wirkte dementsprechend bedient, als er eine Stunde nach Abpfiff vor die Presse trat. «Es ist schon sehr, sehr ärgerlich. Es hat heute mehr an uns gelegen als an einem übermächtigen Gegner», sagte der 45-Jährige, dessen Team in dieser Saison Ergebnisse liefert, die sich wie gewürfelt lesen. Vor allem in der Champions League wirkt die vor der Saison noch als erster Bayern-Jäger gehandelte Eintracht derzeit komplett überfordert.

Tore schießen leicht gemacht: Bergamo traf dreimal in sechs Minuten. - © Uwe Anspach/dpa
Tore schießen leicht gemacht: Bergamo traf dreimal in sechs Minuten. | © Uwe Anspach/dpa

«Wir schenken das Spiel her»

Als wäre die sportliche Situation nicht knifflig genug, droht nun auch noch Tor-Garant Burkardt auszufallen. Der 25-Jährige zog sich bei einem Zweikampf eine muskuläre Verletzung in der Wade zu und soll sich an diesem Donnerstag einer MRT-Untersuchung unterziehen. Wer sah, wie mühsam Burkardt den weiten Weg zur Bank humpelte, erkannte: Das könnte Wochen dauern.

Toppmöllers Pulli brachte schon häufiger Glück - diesmal nicht. (Archivbild) - © Thomas Frey/dpa
Toppmöllers Pulli brachte schon häufiger Glück - diesmal nicht. (Archivbild) | © Thomas Frey/dpa

«Jonny ist extrem wichtig, darum wollen wir ihn immer auf dem Platz haben. Trotzdem müssen wir es besser verteidigen», sagte Kapitän Robin Koch. Burkardt hatte den Platz kaum verlassen, da kassierte Frankfurt binnen sechs Minuten drei Gegentore durch Ademola Lookman (60.), Ederson (62.) und Charles De Ketelaere (65.). «Wir schenken das Spiel her, muss man so sagen», sagte Koch, der harsch urteilte: «Dumm von uns.»

Zwei zentrale Ausfälle schmerzen

In Abwesenheit des noch immer fehlenden Youngsters Can Uzun wäre ein Burkardt-Ausfall besonders schmerzhaft. Für den aus Mainz gekommenen Torjäger gibt es im Kader quasi keinen gleichwertigen Ersatz. Er zählt zudem wie Außenbahnspieler Rasmus Kristensen zum Kreis der Führungsspieler. Der Däne fehlte gegen Bergamo aus privaten Gründen. «Das ist schon ein Brett», befand Toppmöller zum kurzfristigen personellen Aderlass.

Das Weiterkommen wird angesichts von gerade einmal vier Punkten, einem schlechten Torverhältnis und aktuell Platz 28 immer unwahrscheinlicher. Das Restprogramm ist mit einem Gastspiel beim FC Barcelona und einer Partie gegen Tottenham zudem schwierig. «Wir müssen Punkte sammeln, aber die Spiele werden nicht einfacher. Wir müssen dran glauben, dann geht es in Barcelona weiter», sagte Koch. Zuversicht strahlte er dabei nicht aus.

Toppmöller sucht «die beste Medizin»

Einen ähnlichen Tiefschlag wie gegen Bergamo erlebten die Hessen bereits im Oktober gegen Liverpool, als drei Gegentore in zehn Minuten das 1:5 einleiteten. «Du kannst mal ein Gegentor bekommen, aber wir dürfen dann nicht aufhören zu verteidigen», sagte Krösche, der in den Katakomben der Arena geknickt wirkte. Der Funktionär fügte vielsagend an, die Mannschaft habe «Angst vor der eigenen Courage» gehabt.

Toppmöller kündigte für Freitag einen freien Tag an, um für die nächste Bundesliga-Aufgabe gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) den Kopf freizubekommen.

«Die beste Medizin ist immer, direkt eine gute Antwort zu geben auf das Ergebnis von heute», sagte er. Als der Trainer um kurz vor Mitternacht seine Ausführungen schloss und sich verabschiedete, zeigte die Uhr fünf vor zwölf.