München - Joachim Löw geht kämpferisch ins EM-Jahr. Drei Wochen vor den ersten Länderspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sagte der Bundestrainer, dass er die heftige Kritik nach dem 0:6 im Nations-League-Spiel gegen Spanien auch für sich als großen Antrieb sehe.
Der Weltmeister-Coach von 2014 ist auch weiterhin überzeugt von einer erfolgreichen EM mit seinem Umbruchteam in diesem Sommer.
Die Kritik sei für ihn «natürlich jetzt auch eine Form von besonderem Ehrgeiz und eine Zusatzmotivation», sagte der 61 Jahre alte Löw in einem am Sonntag veröffentlichten ARD-Interview: «Für mich ist das Ansporn.» Er spüre nach den internen Debatten zum Jahresende das Vertrauen der Verbandsspitze: «Wir bündeln alle Kräfte Richtung EM: Das ist unsere Aufgabe, unsere Priorität, unser Ziel. Wir müssen eine gute EM spielen. Das sind wir den Fans und uns selbst schuldig nach den Ergebnissen (bei der WM) 2018 und in der Nations League.»
Das Turnierziel sei immer gleich. «Wir wollen immer so weit wie möglich kommen. 2018 haben wir bei der WM versagt, die haben wir in den Sand gesetzt. Aber das hindert uns nicht daran, unsere Ansprüche wieder ganz oben anzulegen», sagte Löw: «Ich weiß, unsere Mannschaft hat die Möglichkeit. Wenn wir ein paar Wochen zusammen sind, dann ist die Mannschaft allemal in der Lage, dass wir weit kommen können.»
Die Kritik an seinem Verhalten während des 0:6 in Sevilla gegen Spanien müsse er sich gefallen lassen. «Meine Körpersprache war schlecht. Ich hatte das Gefühl, nichts mehr bewegen zu können. «Das war ein falsches Zeichen», sagte Löw einsichtig.
Indes schloss Löw ein sofortiges Comeback von Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng aus. Der Bundestrainer erwägt eine Rückkehr insbesondere von Bayern-Profi Müller (31) höchstens zur EM, wie er der ARD und dem «Kicker» sagte Löw und ergänzte: «Einen Umbruch sollte man nie abbrechen und in eine völlig andere Richtung gehen.» Darum werde er bei den drei anstehenden WM-Qualifikationsspielen im März gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien «den Umbruch jetzt nicht unterbrechen». Über allem stehe aber eine erfolgreiche EM-Teilnahme. «Besondere Umstände», so Löw, «können eine Unterbrechung des Umbruchs rechtfertigen».
Die 2014er-Weltmeister Müller (31), Hummels (32) und Boateng (32) hatte er im Frühjahr 2019 aussortiert. Nach dem jüngsten 0:6 wurde der Ruf nach der Rückkehr von Angreifer Müller sehr laut. «Am Ende muss ich irgendwie im Mai entscheiden», sagte Löw im ARD-Interview mit Blick auf die Nominierung des EM-Kaders.
Dann laute für ihn die Frage: «Welche Spielertypen brauchen wir? Was brauchen wir auf den einzelnen Positionen um den größtmöglichen Erfolg zu garantieren?» Es wäre aus seiner Sicht kein Problem, einen oder alle Rückkehrer schnell wieder ins DFB-Team zu integrieren. «Die Spieler wissen genau, wie es bei der Nationalmannschaft läuft.»
Die DFB-Auswahl startet Ende März mit den Partien gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien in die Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Bei der EM sind im Juni Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und Ungarn in München die sportlich anspruchsvollen Gruppengegner.
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