SC Paderborn schrammt gegen Kiel haarscharf an einem Spielabbruch vorbei

Paderborn. Lukas Kwasniok war am Samstag bei der 0:4 (0:2)-Heimpleite seines SC Paderborn gegen den Zweitliga-Tabellenzweiten Holstein Kiel nicht nur an der Seitenlinie gefragt. Einen mindestens ebenso wichtigen Einsatz hatte der SCP-Trainer auf der Südtribüne der Home-Deluxe-Arena. So suchte Kwasniok zusammen mit seinem Sportchef Benjamin Weber und seinen Assistenztrainern das Gespräch mit der aktiven Fanszene, um einen Spielabbruch zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt war die Partie bereits rund 20 Minuten lang unterbrochen. Schiedsrichter Patrick Alt hatte die Teams in die Kabinen geschickt. Die Spielzeit wurde bei Minute 70 eingefroren. Die Proteste gegen die Investorenpläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) drohten in Paderborn einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Dabei war es in der ersten Hälfte erst einmal ruhig geblieben. Und dies zunächst buchstäblich. Beide Fanlager schwiegen in den ersten zwölf Minuten, um ihren Protest auszudrücken, ehe die obligatorischen &bdquo;Scheiß-DFL"-Wechselgesänge angestimmt wurden. Im Gästeblock hing ein Banner mit der Aufschrift &bdquo;Transparente Neuabstimmung jetzt!". Auf der SCP-Südtribüne war die Botschaft &bdquo;50+1. Wir Fans sind die Stimme des Vereins" zu lesen. Sprechchöre gegen die Fanszene Eine ganz offensichtlich konzertierte Aktion beider Fanlager sorgte dann ab der 62. Minute für eine halbstündige Spielunterbrechung. Einige Paderborner und Kieler Anhänger verkleideten sich als Ärzte, um sich zugleich zu vermummen. &bdquo;Wir Fans sind die Medizin", stand auf einem Spruchband im Gästebereich. Die SCP-Anhänger präsentierten derweil Banner mit dem Logo des Roten Kreuzes. Schließlich flogen die ersten Gegenstände, wobei die Kieler den Anfang machten. Unter anderem wurden Plastikspritzen auf den grünen Rasen geworfen. Aus dem Paderborner Block hagelte es derweil Tennisbälle. Schiedsrichter Patrick Alt unterbrach die Partie zunächst für acht Minuten. Doch 30 Sekunden nach Wiederanpfiff segelten erneut Tennisbälle und andere Gegenstände aufs Spielfeld. Von der Südtribüne ertönten &bdquo;Hornberger-raus"-Rufe gegen SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger. Von genervten Zuschauern auf der Osttribüne gab es dagegen Pfiffe und Sprechchöre gegen die aktive Fanszene. Und der Referee hatte erst einmal die Faxen dicke. Ein Spielabbruch drohte. &bdquo;Es hat nicht viel gefehlt", berichtete Lukas Kwasniok, der sich wie erwähnt mit seinem Trainerteam und dem Sportchef auf den Weg zur Südtribüne machte. Trainer und Spieler halten sich bedeckt &bdquo;Wir haben im sportlichen Bereich einen ganz guten Draht zur Fanszene. Daher war es sinnig, dorthin zu gehen. Wir hatten ein sachliches Gespräch mit dem Capo", erklärte der SCP-Coach. Das Gespräch trug offenbar Früchte. Der Schiedsrichter pfiff die Partie wieder an. Und fortan blieb das Werfen von Gegenständen aus. Wie aus seiner Sicht nun auf die Fanproteste reagiert werden soll und was denkbare Lösungsansätze sein könnten, wollte Kwasniok nach Spielschluss nicht sagen. Paderborns Cheftrainer hielt sich bei diesem Thema ebenso bedeckt wie seine Spieler. So wollten sich auch Maximilian Rohr und Raphael Obermair nicht dazu äußern. &bdquo;Das ist Sache des Vereins. Damit haben wir Spieler nichts zu tun", sagte Obermair. Die SCP-Vereinsführung nahm bislang allerdings ebenfalls kaum zum Thema DFL-Investorenpläne und den Fanprotesten Stellung. Dies soll sich aber an diesem Montag ändern, wenn der SCP um 19.07 Uhr zur Mitgliederversammlung in den Schützenhof bittet. Dann könnte es aber nicht nur wegen des Investoren-Themas ein recht emotionaler Abend werden. So stehen auch einige Satzungsänderungen auf der Tagesordnung, die der aktiven Fanszene gar nicht schmecken.

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