Mit Paderborn in Heidenheim: Leipertz und sein Duell gegen die alte Liebe

Paderborn. Es war der 20. Oktober 2017. Der FC Ingolstadt hatte soeben sein Zweitliga-Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim mit 3:0 gewonnen. Und Robert Leipertz saß auf dem Zaun des Gästeblocks, um sich von den mitgereisten Heidenheimer Fans feiern zu lassen. Dabei kickte der Stürmer damals für Ingolstadt. Doch von 2014 bis 2016 hatte "Leipi" das Heidenheimer Trikot getragen, um auf der Ostalb zum Publikumsliebling zu avancieren. Diesen Status festigte der gebürtige Jülicher von Anfang 2019 bis Sommer 2022, als er erneut für den FCH auf Torjagd ging. Daher ist es für Leipertz ein ganz besonderer Moment, wenn er an diesem Samstag, 5. November, mit dem SC Paderborn in Heidenheim (13 Uhr, Voith-Arena) gastiert. "Ich habe Heidenheim unfassbar viel zu verdanken", betont der 29-jährige SCP-Neuzugang, der von den heimischen Fans und seinen ehemaligen Teamkollegen äußerst herzlich empfangen werden dürfte. Auf dem grünen Rasen aber wird es dann wohl eher hart als herzlich zur Sache gehen. Frank Schmidt als Leipertz-Entdecker "Wir sollten uns nicht allzu viel Zeit am Ball lassen. Du weißt, da kommt immer schnell einer. Und dann kann es schon mal wehtun", sagt Leipertz angesichts der aggressiven Spielweise seines ehemaligen Teams, das Woche für Woche mit überragenden Laufwerten aufwartet. "Wir dürfen nicht überrascht sein, wenn uns die Heidenheimer mit ihrer Wucht überrollen wollen, sondern müssen gewappnet sein", mahnt der erfahrene Offensivakteur. Dieser schnürte am vergangenen Sonntag bei der Paderborner 2:3-Niederlage gegen Hamburg seinen ersten Doppelpack im Profibereich. Nach 203 Zweitligaspielen werden für Leipertz damit nun 47 Tore und 28 Assists notiert. Das ist eine überragende Bilanz für einen Spieler, der mit 21 Jahren noch meilenweit von der 2. Liga entfernt gewesen war. Doch dann kam Frank Schmidt. Heidenheims Coach beobachtete Leipertz, der zu diesem Zeitpunkt in Diensten der Schalker Regionalliga-Reserve stand, am 20. April 2014 beim Gastspiel in Siegen und erlebte ein schnödes 0:0. "Aber er hat etwas in mir gesehen, was ich damals selbst nicht gesehen habe", erklärt Leipertz. Träume vom Trainer Schmidt lotste ihn nach Heidenheim. Es war eine exzellente Entscheidung. Leipertz verbuchte gleich in seiner ersten Zweitligasaison 15 Scorerpunkte und eroberte die Herzen der Fans im Sturm. Es folgten 167 Pflichtspiele für den FCH, die er allesamt unter Cheftrainer Frank Schmidt bestritt. Schließlich lenkt der Kultcoach seit nunmehr 15 Jahren nach dem Prinzip "Fördern und Fordern" die sportlichen Geschicke an der Ostalb. Und Schmidt fordert viel. "Er lebt zusammen mit Klubchef Holger Sanwald eine absolute Leidenschaft vor. Der Trainer würde wohl am liebsten im Stadion wohnen. Da bleibt den Spielern keine andere Wahl als voll mitzuziehen", sagt Leipertz. Bei seiner Verabschiedung in Heidenheim witzelte der langjährige Publikumsliebling, dass er mitunter sogar vom Trainer geträumt habe. "Ich habe im Traum Frank Schmidt laut schreien hören. Dann bin ich schweißnass aufgewacht und wollte gleich loslaufen", so Leipertz, der sich bei seinem neuen Chefcoach aber nicht sonderlich umstellen musste. "Frank Schmidt und Lukas Kwasniok sind beides verrückte Hunde. Wenn man die von der Leine lässt, unterscheiden sie sich nicht großartig", urteilt der SCP-Neuzugang, für den es bei seinem neuen Verein bislang nach Wunsch läuft. Nach 16 Pflichtspielen hat Leipertz bereits neun Tore und zwei Assists auf dem Konto. Zuletzt erzielte er sechs Tore in sieben Zweitligapartien. Leipertz lebt Laufbereitschaft vor "Leipi ist ein Gefahrendeuter. Er erkennt, wenn der Gegner in Gefahr ist und weiß, wo der Ball landet", sagt SCP-Coach Kwasniok über seinen Schützling, der als Absolvent der "Heidenheimer Schule" zudem über einen ungeheuren Fleiß und Einsatzwillen verfüge. "Leipi lebt mit 29 Jahren die Laufbereitschaft vor. Das kann der Eigendynamik innerhalb einer Mannschaft nicht schaden", so Kwasniok. "Es macht hier unheimlich viel Spaß", sagt Leipertz mit Blick auf seinen neuen Klub, der viele Parallelen zum 1. FC Heidenheim aufweise. "In beiden Vereinen geht es sehr familiär zu. Beide verfügen über ein solides Grundgerüst. Da werden keine verrückten Sachen gemacht und kein Geld ausgegeben, das man nicht hat. Man denkt langfristig und strategisch", betont der Offensiv-Akteur, der bislang ein Mal in einem gegnerischen Trikot auf der Ostalb auflief. Am 31. März 2018 holte Leipertz mit Ingolstadt im Rückspiel einen 2:1-Erfolg in Heidenheim, bei dem er sogar ein Tor erzielte. Der 29-Jährige hätte wohl nichts dagegen, wenn sich am Samstag Geschichte wiederholt. Bleibt die Frage, auf welchem Zaun Leipertz dann feiern würde.

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