Ein Ex-Paderborner erobert die Rostocker Herzen im Sturm

Rostock/Paderborn. Ein Nachwuchsleistungszentrum hatte Kai Pröger nie kennen gelernt. Mit 19 kickte er noch in der Bezirksliga. Erst mit fast 27 Jahren feierte der gebürtige Wilhelmshavener im Januar 2019 sein Profi-Debüt. Pröger war damals vom Viertligisten RW Essen zum Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn gewechselt, um die Herzen der SCP-Fans im Sturm zu erobern. Nach dreieinhalb ereignisreichen Jahren an der Pader wechselte er in diesem Sommer zum Zweitligakonkurrenten FC Hansa Rostock. Auch dort avancierte der inzwischen 30-jährige Flügelstürmer in Windeseile zum Publikumsliebling. Im Rostocker Ostseestadion kommt es nun an diesem Samstag, 8. Oktober, um 13 Uhr zum Wiedersehen mit dem SCP. So manchem Paderborner Fan dürfte dann das Herz bluten, wenn Pröger im Hansa-Trikot auflaufen wird, zumal der Blondschopf seinem Ex-Klub richtig wehtun könnte. Mit bislang vier Treffern und drei Assists ist Pröger jedenfalls Topscorer der Rostocker, die mit 13 Punkten nach zehn Spielen voll im Soll sind. "Es war ein schöner Einstieg. Natürlich geht immer mehr, aber ich kann mit unserer Ausbeute und mit mir selbst zufrieden sein", bilanziert der Neuzugang, der bei Hansa einen Vertrag bis Juli 2024 unterschrieben hat. In Rostock stimmt das Gesamtpaket Der Abschied aus Paderborn fiel ihm nicht leicht. Doch die Rolle als Edeljoker, die Pröger in den vergangenen beiden Spielzeiten zumeist inne gehabt hatte, reichte ihm nicht mehr. "Mein Hauptziel ist es, auf dem Platz zu stehen und eine Stammkraft zu sein. Das wäre in Paderborn in dieser Saison wohl noch schwieriger geworden", sagt der pfeilschnelle Offensivakteur. Die Chance auf Einsatzzeiten war daher das wichtigste Kriterium bei der Suche nach einem neuen Verein. "Und ich habe geschaut, wo ich den Fußball liefern kann, den die Fans sehen wollen", erklärt Pröger. Zudem sollten sich seine Ehefrau und die knapp eineinhalb Jahre alte Tochter in der neuen Umgebung möglichst wohl fühlen. Ergebnis: Die Wahl fiel auf Hansa Rostock. Und diese Entscheidung sollte Pröger nicht bereuen. "Hier stimmt das Gesamtpaket", betont der 30-Jährige. Beruflich wie privat läuft es nach Wunsch. Seine Familie hat sich prima eingelebt. "Wir mögen das Wasser", sagt Pröger, der schon so manchen gemütlichen Strandtag im benachbarten Ostseebad Warnemünde verbracht hat. Gerne auch zusammen mit der Familie seines Teamkollegen Damian Roßbach, den er noch aus alten Mainzer Zeiten kennt. So effektiv wie nie zuvor "Kai passt genau dort hin", sagt unterdessen SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügt an: "Hansa hat eine Mannschaft, die viel über Mentalität kommt und auf Einzelmomente lauert. Das ist exakt das Spiel für Kai." Die Zahlen untermauern diese Einschätzung. Pröger steht in Sachen Scorerpunkte schon jetzt vor einem persönlichen Saisonrekord. "Ich bin derzeit sicher ein Stück weit effektiver, denn ich vertraue auf meine Stärken und bin reifer und ruhiger geworden", sagt der Hansa-Stürmer. Pröger hat wieder das Gefühl, gebraucht zu werden. "Ich will ein Spielertyp sein, der vorangeht", betont er. Zudem stimme der Spaßfaktor. Doch eben jener Spaß am Fußball war ihm in den vergangenen beiden Spielzeiten in Paderborn mitunter verloren gegangen. Nichtsdestotrotz blickt er voller Dankbarkeit und Zufriedenheit auf seine Zeit beim SCP zurück. "Ich habe dort die Chance bekommen, Profi zu werden. Der Verein hat mein Leben und meine Karriere geprägt. Und die vielen Erfolge und schönen Erlebnisse überwiegen stark", so Pröger. Zudem pflegt er noch engen Kontakt zu ehemaligen Teamkollegen wie Dennis Srbeny, Leo Zingerle oder seinem alten Sitznachbarn Julian Justvan. "Ich freue mich auf die Jungs", sagt Pröger, der gleichzeitig um die Schwere der Aufgabe weiß. "Paderborn spielt einen brutalen Angriffsfußball, da greift ein Rädchen ins andere", urteilt der 30-Jährige. Auch mit 30 ist der Hunger da Doch wenn auch bei Hansa ein Rädchen ins andere greife, sei mit der Unterstützung der eigenen Fans ("Die sind der Wahnsinn", so Pröger) alles möglich. "Wir kommen über die mentale Schiene. Wenn alle 100 Prozent geben und jeder die Fehler des anderen ausbügelt, macht es brutalen Spaß. Wenn wir nicht an diese 100 Prozent kommen, kann es aber auch schnell in die andere Richtung gehen", sagt der Ex-Paderborner. Hansas Primärziel ist und bleibe der Klassenerhalt. Und Pröger ist guter Dinge, dass dieses Vorhaben gelingt. Der Flügelstürmer will jedenfalls noch möglichst lange in der 2. Bundesliga kicken. Dabei wähnt er sich noch nicht im Herbst seiner Fußballer-Karriere. "Ich fühle mich nicht wie andere 30-Jährige, die schon mit 18, 19 im Profifußball debütiert haben. Ich bin immer noch hungrig und habe viele Ziele", betont Pröger. Das Nahziel dürfte klar sein: Am Samstag sollen drei Punkte gegen seinen Ex-Arbeitgeber her.

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