Paderborn. Das 0:0 gegen Union Berlin war wohl nur ein "Ausrutscher". Beim 3:3 (1:2) gegen den SV Sandhausen bot der SC Paderborn seinen Fans am Samstag jedenfalls wieder jede Menge Spektakel. Die 8.216 Zuschauer in der Paderborner Benteler-Arena erlebten ein Wechselbad der Gefühle, denn nach einem 0:2-Rückstand führten die Hausherren zehn Minuten vor Schluss mit 3:2, um dann doch den fünften Saisonsieg zu verpassen. Die Enttäuschung hielt sich bei den SCP-Verantwortlichen aber in Grenzen. Die Leistung des Zweitliga-Aufsteigers hatte schließlich unterm Strich erneut gepasst.
"Klar kann man darüber reden, warum wir ein 3:2 aus der Hand geben. Aber ich bin sehr zufrieden mit den Jungs. Denn wenn man so zurückkommt, ist das ein Grund, um stolz zu sein", urteilte Steffen Baumgart. Paderborns Chefcoach hatte Sebastian Vasiliadis völlig überraschend als Stürmer aufgeboten. Und der spielstarke 21-Jährige sollte alle drei SCP-Treffer vorbereiten.
Zunächst aber hatte alles danach ausgesehen, als würde der SCP erstmals seit 261 Tagen wieder eine Heimpleite kassieren. Sandhausen lauerte auf Konter und schlug mit einer enormen Effizienz gnadenlos zu. Nach einem Ballverlust von Klaus Gjasula an der Mittellinie schickte SVS-Stürmer Andrew Wooten seinen Teamkollegen Fabian Schleusener auf die Reise, der sicher zum 0:1 (14.) einnetzte. Dann wurde ein harter Körpereinsatz von Schleusener gegen SCP-Linksverteidiger Jamilu Collins nicht geahndet. Rurik Gislason schnappte sich den Ball und spielte einen traumhaften Außenrist-Pass auf Wooten, der auf 0:2 (27.) erhöhte. "Ich habe schon viele Mannschaften gesehen, die dann mit einem 0:3 oder 0:4 nach Hause gehen", sagte Baumgart.
»Ich bin stolz, wie die Jungs mit solch schwierigen Situationen umgehen«
So mancher SCP-Fan hatte am 14. August 2015 sogar ein Paderborner Zweitliga-Team erlebt, das nach einem frühen 0:2-Rückstand gegen Sandhausen mit 0:6 unterging. Doch damals hatte es sich auch um eine Ansammlung von zum Teil leidlich motivierten Individualisten gehandelt, die am Ende in die 3. Liga absteigen sollten. Nun aber hat der SCP eine Mannschaft, die als Einheit funktioniert und stets an ihre Spielidee glaubt. Denn obwohl die Fehlerquote am Samstag auch nach dem 0:2 ungewöhnlich hoch blieb, spielten die Hausherren mit jeder Menge Einsatzwillen unermüdlich nach vorne. "Ich bin stolz, wie die Jungs mit solch schwierigen Situationen umgehen", erklärte Paderborns Trainer.
In Minute 35 konnte Baumgart hierbei den 1:2-Anschlusstreffer durch Babacar Gueye notieren. Kurz vor der Pause jubelten die Paderborner über den vermeintlichen 2:2-Ausgleich durch Bernard Tekpetey. Schiedsrichter Alexander Sather erkannte den Treffer jedoch nicht an, denn er hatte ein gestrecktes Bein von Sebastian Schonlau gesehen. Eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung.
In der 66. Minute aber netzte Tekpetey dann tatsächlich zum 2:2 ein. Und nach der schönsten Kombination des Spiels über Tekpetey und Vasiliadis markierte der eingewechselte Marlon Ritter mit seinem ersten Saisontreffer das 3:2 (80.). Der Sieg? Denkste! Denn nur drei Minuten später traf Wooten zum 3:3-Endstand. "Natürlich bin ich glücklich über meinen Treffer. Aber ich bin auch enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben", konstatierte SCP-Torschütze Ritter. Dass sein Team auch nach dem 3:2 weiter munter nach vorne gespielt hatte, bewertete der 24-Jährige aber nicht als Fehler. "Das ist unser Spiel. Ob wir nun 5:0 führen oder 0:3 zurückliegen", betonte Ritter. Und auch wenn der SCP damit nicht immer erfolgreich sein kann. Unterhaltsam ist es allemal.