
Paderborn. Der spektakuläre 5:3-Erfolg des SC Paderborn beim 1. FC Köln war auch eine Partie der Premieren. Last-Minute-Neuzugang Babacar Guèye feierte sein Pflichtspieldebüt für den SCP und schoss prompt ein Tor. Sebastian Vasiliadis absolvierte seine ersten Zweitligaminuten und bereitete den 4:3-Führungstreffer vor.
Eben jenes 4:3 ging auf das Konto von Bernard Tekpetey, der damit sein erstes Tor im deutschen Profifußball erzielte. Nicht nur deshalb dürfte der aus Ghana stammende 21-Jährige gute Chancen haben, auch an diesem Sonntag im SCP-Heimspiel gegen Mitaufsteiger 1. FC Magdeburg (13.30 Uhr, Benteler-Arena) in der Startelf zu stehen. "Es war ein großartiges Gefühl. Aber genau das kann ein Team auch von einem Stürmer erwarten", kommentiert Tekpetey seinen Treffer, mit dem sich der pfeilschnelle Offensiv-Akteur für seine unermüdliche Arbeit belohnte.
"Eine großartige Familie. Gerald war wie ein Vater für mich. Er hat mir unheimlich viel geholfen"
Das 1,72-Meter-Kraftpaket ist viel unterwegs, agiert mitunter aber noch zu ungestüm. "Es gibt viele Dinge, in denen ich mich verbessern muss. Vor allem an meiner Technik muss ich arbeiten", urteilt Tekpetey. Nichtsdestotrotz hat er bereits bewiesen, dass er über ein gewaltiges Potenzial verfügt.
Dieses Potenzial war auch Gerald Asamoah nicht verborgen geblieben. Der deutsche Ex-Nationalspieler, der ebenfalls aus Ghana stammt, hatte Tekpetey bei einem Turnier in der ghanaischen Hauptstadt Accra in Aktion erlebt und war hellauf begeistert. Asamoah, damals Jugendtrainer beim FC Schalke 04, riet den Königsblauen, Tekpetey zum Probetraining einzuladen. Und bei der Schalker U 23 konnte der Stürmer auf Anhieb überzeugen. Im Winter 2015/2016 ging es für ihn ab in den Ruhrpott.
Tekpetey, der sein fußballerisches Rüstzeug in der "UniStar Soccer Academy" gelernt hatte, kickte erstmals für einen Verein - und musste sich erst einmal an die in Deutschland herrschenden Temperaturen gewöhnen. "Das war schon hart, ausgerechnet im Winter zu wechseln. Ich hatte vorher noch nie Schnee gesehen. Und diese Kälte war unglaublich", erinnert sich Tekpetey mit einem Schmunzeln im Gesicht. Äußerst warm und herzlich war dagegen die Aufnahme in seiner neuen Wahl-Heimat.
Denn das damals 18-jährige Fußballtalent wohnte bei den Asamoahs. "Eine großartige Familie. Gerald war wie ein Vater für mich. Er hat mir unheimlich viel geholfen", berichtet Tekpetey. Spielpraxis aber war rar gesät. Ab der Saison 2016/17 durfte er auch nicht mehr für Schalkes U 23 kicken, da der Verband den Einsatz von Nicht-EU-Ausländern in der Regionalliga verbot. So blieb es in der besagten Spielzeit bei zwei Bundesliga-Kurzeinsätzen und dem Startelf-Debüt am 24. November 2016 im Europa-League-Spiel gegen Nizza.
Große Pläne beim SCP
Tekpetey sah in der Nachspielzeit eine umstrittene Gelb-Rote-Karte, zeigte zuvor aber eine starke Vorstellung, die nicht nur die Schalker Fans begeisterte. So wurde er für Ghanas A-Nationalmannschaft nominiert, für die er Anfang 2017 zwei Partien beim Africa-Cup bestritt. "Das war eine tolle Erfahrung. Ich konnte eine Menge lernen", sagt Tekpetey, der vor dieser Saison zahlreiche Angebote aus dem In- und Ausland erhalten hatte. Die Entscheidung fiel für den SC Paderborn, bei dem er einen Vertrag bis Juli 2021 unterschrieb.
"Ich wusste, dass dies ein guter Ort für junge Spieler ist", begründet Tekpetey. Die Zwischenbilanz nach drei Monaten fällt sehr positiv aus. "Dieser Verein ist wie eine Familie", schwärmt der 21-Jährige. Und mit dieser Familie hat er viel vor. "Mein Traum ist es, mit Paderborn in die Bundesliga aufzusteigen", betont Tekpetey. Dessen Werdegang wird aber auch beim FC Schalke weiter genau verfolgt, denn die Knappen haben sich eine Rückkaufoption gesichert. Somit könnte Tekpetey beim S04 durchaus einmal in die Fußstapfen seines Entdeckers Gerald Asamoah treten.