SC Paderborn

Rettung des SC Paderborn ist in Reichweite

Da 1860 München keine Drittliga-Lizenz gestellt hat, wird ein Startplatz frei. Der SCP wäre der erste Nachrücker, muss nun aber auf die Lizenzvergabe warten. Vom DFB gibt es aber erste positive Signale

Ein Banner spricht Bände: Der Wunsch der SCP-Fans, dass ihr Verein nicht untergeht, könnte in Erfüllung gehen. | © Marc Köppelmann

Frank Beineke
03.06.2017 | 03.06.2017, 12:06

Paderborn. Erst zehn Minuten vor Ende der Abgabefrist mailte der SC Paderborn am Freitag um 15.20 Uhr seine nachgebesserten Lizenzunterlagen an die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes. Sechs Minuten später kam die Eingangsbestätigung aus Frankfurt.

Bis zuletzt arbeitete der Verein mit Hochdruck daran, die Lizenzauflagen für die Fußball-Drittliga-Spielzeit 2017/18 zu erfüllen. Offenbar mit Erfolg. "Wir konnten die Etatlücke schließen. Sonst hätten wir die Unterlagen erst gar nicht eingereicht", sagt SCP-Präsident Wilfried Finke, der um 15.45 Uhr eine wichtige Nachricht erhielt.

Da nämlich wurde vermeldet, dass Zweitliga-Absteiger TSV 1860 München keine Drittliga-Lizenz erhält, da eine Einigung mit Investor Hasan Ismaik ausblieb. Somit wird ein Startplatz frei. Erster Nachrücker wäre der SC Paderborn, der nun auf die Lizenz-Entscheidungen des DFB warten muss.

"Ein härterer Ritt als ein ganzes Möbelhaus zu eröffnen"

"Unsere Chancen auf den nachträglichen Klassenerhalt sind damit um ein Vielfaches gestiegen", erklärt Finke, der am Freitagnachmittag erst einmal tief durchatmen musste. Denn hinter dem Vereinsboss lagen enorm anstrengende Wochen, in denen der SCP eine Etatlücke in Höhe von zwei Millionen Euro schließen musste. "Ich will nicht allzu pathetisch werden. Aber einige sind über die Grenzen des eigentlich Zumutbaren gegangen. Sie haben einen erstklassigen Job gemacht", berichtet Finke, der selbst nach eigenen Angaben bis zu elf Stunden pro Tag mit potenziellen Sponsoren und Geldgebern telefonierte. "Das war ein härterer Ritt als ein ganzes Möbelhaus zu eröffnen", urteilt der SCP-Präsident. Gerade in den letzten 24 Stunden vor Ablauf der Abgabefrist habe es noch entscheidende Verhandlungserfolge gegeben. "Dieses Spiel haben wir in der Nachspielzeit gewonnen", sagt Finke.

Nun liegt der Ball beim DFB, der wohl im Laufe der kommenden Woche die Entscheidungen treffen wird. "Aus meiner Sicht haben wir eine ganz starke Lizenz eingereicht. Aber vor Gericht und auf hoher See ist man bekanntlich in Gottes Hand. Wir sind jetzt nicht mehr Herr des Verfahrens", sagt Paderborns Vereinschef und hofft auf ein Happy End. Die Chancen dürften gut stehen.

Positive Signale vom DFB

Vom DFB gab es schon am frühen Freitagabend nach einer ersten Sichtung der Unterlagen positive Signale. "Der SCP scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Es sieht eigentlich ganz gut aus", sagte Manfred Schnieders, Vorsitzender des DFB-Spielausschusses, gegenüber der NW.

Möglich macht es das Drama um den TSV 1860 München, der künftig in der Regionalliga Bayern kicken wird, sofern der Verein die Auflagen erfüllt. Die Löwen reichten am Freitag erst gar keinen Drittliga-Lizenzantrag beim DFB ein, denn die erforderliche Zahlung von rund zehn Millionen Euro durch Investor Hasan Ismaik war ausgeblieben.

"Leider ist es Herrn Ismaik nicht möglich, den erheblichen Betrag, der für die 3. Liga benötigt wird, bereitzustellen, da der e.V. sich weigert, notwendige Änderungen vorzunehmen", heißt es in der Pressemitteilung, die Ismaiks Unternehmen HAM kurz nach Ablauf der Abgabefrist veröffentlichte. Der bisherige Zweitligist stürzt damit in den Amateurbereich ab.

Zuversicht ist groß

"Bei der Historie dieses Traditionsvereines tut mir das unheimlich leid. Ich habe einige Freunde in der Vorstandsriege der Sechziger und hoffe, dass dort nun kluge Entscheidungen getroffen werden", kommentiert Wilfried Finke den TSV-Absturz. Die Münchener stehen vor einer ungewissen Zukunft. "Wir können nicht sagen, wie es weitergeht", so 1860-Vizepräsident Heinz Schmidt.

Wahrscheinlich ist ein Neustart in der Regionalliga und der Umzug ins Grünwalder Stadion. Doch auch Ismaik will trotz der verweigerten Rettung weiter mitmischen. "Herr Ismaik wird den Klub auch in der 4. oder 5. Liga unterstützen", erklärte sein Unternehmen. Beim SC Paderborn aber wird nun auf die Entscheidung des DFB gewartet. Und die Zuversicht ist groß.

Kommentar

Der Fußballgott hat doch ein Einsehen

Zugegeben, beim SC Paderborn wurden seit dem Erstliga-Aufstieg unzählige Fehler gemacht. Drei Abstiege in Folge sind kein Zufall. Und der sportliche Absturz bis in die Regionalliga war alles andere unverdient, denn dem SCP standen sowohl in der 2. als auch in der 3. Liga stattliche Etats zur Verfügung.

Dennoch war auch viel Pech im Spiel. Der Fußballgott trug wahrlich kein Paderborner Trikot. Das Drama am letzten Drittliga-Spieltag passte exakt ins Bild. Doch alle SCP-Fans, die den besagten Fußballgott verflucht haben, müssen nun wohl Abbitte leisten. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit gelingt dem Klub doch noch der nachträgliche Klassenerhalt. Möglich macht’s das Chaos beim TSV 1860 München, der sogar einen heftigeren Absturz als der SCP erlebt. Dabei erwischt es einen Klub, der noch weitaus größere Fehler gemacht hat und der exemplarisch für die Auswüchse im Profifußball steht.

Immerhin: Die Löwen haben nun die Chance, in der Regionalliga zu ihren Wurzeln zurückzufinden. Und der SCP erhält die Gelegenheit, sich in Liga drei auf seine alten Stärken zu besinnen. Er sollte sie tunlichst nutzen. Sonst muss künftig wirklich niemand mehr mit dem Fußballgott hadern.

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DFB könnte schnell entscheiden

Bereits am Freitag wurden die ersten Drittliga-Lizenzunterlagen gesichtet und geprüft. „Vielleicht kann man schon am Dienstag eine erste grobe Einschätzung vornehmen", sagt Manfred Schnieders, Vorsitzender des DFB-Spielausschusses. Letzter Termin für die Bekanntgabe der Lizenzerteilungen wäre der 12. Juni. „Ich gehe aber davon aus, dass die Entscheidungen im Laufe der kommenden Woche fallen", so Schnieders.


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