Paderborn. Krisenstimmung beim SC Paderborn. Nach der 0:4-Klatsche des Zweitligisten am Freitagabend beim VfL Bochum hat das Präsidium um Wilfried Finke Samstagfrüh das Auslaufen des Teams besucht und sich mit Manager Michael Born und Trainer Stefan Effenberg ausgetauscht. Um 14.09 Uhr erreichte die Öffentlichkeit dann der Paukenschlag: Aufgrund der anhaltenden Talfahrt wurden die erfahrenen Spieler Daniel Brückner, Mahir Saglik und Srdjan Lakic mit sofortiger Wirkung freigestellt. In einer Presseerklärung heißt es, der Verein strebe "nach der desolaten Vorstellung beim Auswärtsspiel in Bochum (...) auch mit diesen personellen Konsequenzen einen Neustart an."
Präsident Finke äußert sich dazu: "Wir stecken spätestens nach dem gestrigen Spiel mitten im Abstiegskampf. Der bisherige Saisonverlauf hat gezeigt, dass sich zumindest einige Spieler darüber nicht im Klaren sind. Mit den Suspendierungen wollen wir gemeinsam den notwendigen Umbau im Kader auch mit Blick auf die Saison 2016/2017 einleiten."
Die Entscheidung sei gemeinsam zwischen Effenberg, Born und dem Präsidium gefallen. Die drei betroffenen Spieler, deren Verträge zum 30. Juni 2016 auslaufen, sind vom Trainer über die Entscheidung informiert worden. "Wir werden den Kader gezielt umbauen und uns in der Winterpause im Vorgriff auf die neue Spielzeit entsprechend verstärken. Es kommt darauf an, dass wir die Kräfte bündeln und den Abstiegskampf beherzt angehen", betont Born.
"Nur schwer zu verkraften"
Gegenüber nw.de hatte sich Finke vor der Veröffentlichung der Erklärung noch deutlich erschüttert vom Auftritt seines Teams am Vorabend gezeigt. Er habe das Spiel zu Hause mit Vorstandskollegen angeschaut und die 90 Minuten nur schwer verkraften können. Das Auftreten der Mannschaft sei der Anlass für den Überraschungsbesuch des gesamten Präsisiums beim Auslaufen des Teams gewesen. "Wir waren der Meinung, dass wir mal an die frische Luft gehen sollten", sagte Finke exklusiv im Gespräch mit nw.de.Der Klub-Chef wollte zunächst zwar keine Details preisgeben, sagte aber, dass sich die Beteiligten zu einem "Gedankenaustausch" zusammengesetzt hätten, "um eine erste Analyse der außergewöhnlchen Partie in Bochum zu erstellen." Und in der Winterpause soll die Analyse dann vertieft werden: "Nach dem Düsseldorf-Spiel am übernächsten Montag werden wir uns zusammesetzen, um über die personellen Ergänzungen nachzudenken."
"Situation zu rosig eingeschätzt"
Vor dem Hintergrund der jüngsten Erfolglos-Serie zeigte sich Finke auch selbstkritisch: "Möglicherweise hat man die Gesamtsituation vor kurzer Zeit als noch zu rosig eingeschätzt."2. Bundesliga live
Manager Michael Born, der in Bochum wie immer auf der Trainerbank gesessen hatte, war nach der Aussprache deutlich wortkarger als sein Präsident. Dennoch sagte er gegenüber nw.de, nachdem er sich das Spiel noch einmal in kompletter Länge angesehen hatte: "Ein anderer Begriff als 'katastrophal' fällt mir nicht ein."
Gegenüber nw.de hatte Born die Pressemitteilung vom Nachmittag bereits angekündigt. Interessant: Als nw.de Präsident Finke vor der Veröffentlichung zu "personellen Konsequenzen" befragte, schien der Klub-Chef in diese Pläne nicht eingeweiht.