Paderborn. Fußball der Marke SC Paderborn ist dann doch immer noch etwas anderes. Denn auch durch eine 0:6-Niederlage gegen den FC Bayern München ließen sich die Fans des ostwestfälischen Erstligisten die Freude an ihrer Elf nicht vermiesen. Noch eine Stunde nach Spielende harrten rund 300 Fans auf der Tribüne aus und hörten nicht auf, ihre Mannschaft zu feiern.
Sogar am Tag nach der bajuwarischen Abfuhr wurde das Team samt Trainerstab mit stehenden Ovationen bei der Jahreshauptversammlung des Klubs empfangen. Das 0:6 entsprach auch nicht dem Spielverlauf. Doch nach einer diskussionswürdigen Roten Karte gegen Florian Hartherz „war dieser Zug einfach nicht mehr aufzuhalten“, sagte Trainer André Breitenreiter.
Was für eine Aufregung rund um den FC Bayern München. Frauen, die sonst mit Fußball auch wirklich überhaupt nichts zu tun haben, bekommen mit einem Schlag im Angesicht einzelner Personen des Rekordmeisters leuchtende Augen. Geschäftsführer filmen mit ihrem privaten Handy sogar den Auftritt von Pep Guardiola bei der Pressekonferenz, um den historischen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Fußball wurde aber auch noch gespielt. Vom gastgebenden SC Paderborn sehr ordentlich, aber vom Tabellenführer eben einfach ein gehöriges Stück besser.
Lukas Rupp ersetzte Mario Vrancic
Trainer André Breitenreiter hatte seine Elf gegenüber dem Sieg in Hannover auf nur einer Position verändert: Lukas Rupp ersetzte Mario Vrancic. Taktisch aber trat der SCP in einer völlig anderen Grundordnung auf. Mit einem 5-4-1-System machte Paderborn dem Favoriten das Leben zunächst ganz schön schwer. "Das war eine Superordnung, das hat Paderborn gut gemacht und wir haben zunächst null Chancen bekommen", lobte Münchens Coach Pep Guardiola später.
Den ersten Torschuss feuerte sogar der SCP ab, als nach nur 24 Sekunden Elias Kachunga den Kasten von Neuer anvisierte. Paderborn stand defensiv kompakt und holte dann immer mal wieder den einen oder anderen Konter raus. In der 12. Minute zog beispielsweise Alban Meha von der linken Seite aus der Distanz ab, zielte aber knapp rechts vorbei. Überhaupt versuchte es der Albaner im Spielverlauf immer wieder aus allen möglichen Situationen, "weil du gegen München so viele Gelegenheiten im Spiel nicht bekommst."
In der 24. Minute aber schlug der Meister zu. Robben leitete nach einem Zuspiel von Alaba den Ball direkt weiter, hinweg über die SCP-Abwehr in den freien Lauf von Robert Lewandowski, der Kruse keine Chance ließ. "So etwas kannst du einfach nicht verteidigen", sagt Abwehrspieler Patrick Ziegler. In der 37. Minute demonstrierten die Gäste noch einmal ihre Klasse gegen eine dicht gestaffelte Abwehr. Ribéry erlief sich den Ball an der Torauslinie, flankte flach nach innen, wo wieder Lewandowski mit seinem rechten Fuß schneller am Ball war als der hereingrätschende Lopez.
Achtbares Ergebnis
Mit diesem achtbaren Ergebnis ging es in die zweite Hälfte, in der der SCP gleich eine gute Aktion hatte. Einen Freistoß passte Meha flach in den Lauf von Kachunga, der sich aber gegen eine Direktabnahme entschied. Und so wurde sein Schuss von Badstuber zur Ecke geklärt. Doch in der 63. Minute zappelte das Leder wieder im Paderborner Tor.
Nach einem Zweikampf zwischen Robben und Hartherz entschied der Schiedsrichter nicht nur auf Strafstoß, sondern auch auf Rot gegen den Paderborner. "Den Elfmeter kann man geben, aber den Spieler noch derart zu bestrafen, war übertrieben", sagte Breitenreiter. Robben traf vom Punkt.
Und gegen nur noch zehn Paderborner schraubten Ribéry (72.), Weiser (78.) und Robben (86.) das Ergebnis auf 6:0. "Eindeutig zu hoch", befand Breitenreiter, während Guardiola erklärte, jetzt endgültig vom Klassenerhalt der Paderborner überzeugt zu sein. Bei so viel Lob bekam auch Paderborns Trainer leuchtende Augen.