Bielefelder Klettertalente erklimmen die Spitze

Bielefeld. Bouldern und Klettern, worin liegt der Unterschied? Das weiß das Geschwisterpaar Luke (15) und Lea (13) genau. Die beiden Teenager betreiben den Sport, seit sie laufen können. Vater und Coach Peter Nicholson unterstützt seine Schützlinge, wo er nur kann – ob im Urlaub in Frankreich an der Felswand oder zweimal wöchentlich in den Bielefelder Kletterhallen. Mit ihrem ausdauernden Training haben es beide weit gebracht. Luke ist Teil des Nationalkaders und trat jüngst beim Europa-Cup an. Seine Schwester hat beim NRW Kids Cup Gold geholt. Bouldern ist eine Form des Kletterns, jedoch in vergleichsweise geringer Höhe. Dabei sind die Sportler nicht mit einem Seil gesichert, sondern fallen beim Verlassen der Wand in ein weiches Polster. Klettern ist alles darüber hinaus. Beim Speedklettern zählt nur die Zeit Dabei geht es dann 30 Meter und höher mit Seil und Gurt nach oben. Peter Nicholson: &bdquo;Beim Bouldern kommt es mehr auf Kraft an, beim Klettern eher auf Ausdauer, in beiden Fällen zählt jedoch vor allem die Technik.“ Im Wettkampf gibt es neben Bouldern und Klettern noch das Speedklettern. Dabei zählt einzig die benötigte Zeit nach oben. Eben diese Vielfalt fasziniert die Kletterfamilie. Nicholson: &bdquo;Trainer müssen viel Varianz zeigen und mehrfach die Woche und in verschiedenen Hallen üben.“ Steilwand, gerade Wand, positive Wand und Sprünge sind typische Herausforderungen. Luke Nicholson erhält eine Talentförderung In der Boulderhalle &bdquo;BlocBuster“ in Bielefeld sind die Routen von eins bis neun gleichbedeutend der steigenden Schwierigkeit nummeriert. Anfänger können laut Nicholson die Stufen drei bis vier schaffen. Seine Kinder haben beide bereits die acht bezwungen. Die Szene sei in der Stadt erheblich gewachsen. &bdquo;Vier Hallen gibt es in Bielefeld – wenn uns das nicht reicht, besuchen wir zur Abwechslung auch die in Bad Oeynhausen“, sagt der Vater. Die Lieblingsdisziplin von Luke ist das Bouldern. Er erhält vom deutschen olympischen Sportbund eine Talentförderung. Auf Landesmeisterschaften und dem Kids Cup hat er mehrfach, die norddeutsche Meisterschaft einmal gewonnen. Regelmäßig gehört er zu den Finalteilnehmern der deutschen Meisterschaft. Bielefelderin bei Landesmeisterschaft im Finale Höhepunkt seiner Karriere war bislang der 26. Platz beim Europa-Cup. &bdquo;Neben Trainings gehören im Nationalkader auch Lehrgänge, wie zum Umgang mit Stress, für mich dazu“, sagt Luke Nicholson. Bei einem Wettkampf hat er vier Minuten für eine Route. Bestenfalls schafft er diese im ersten Versuch, dann gibt es die meisten Punkte. Beim Speedklettern liegt sein Rekord bei 7,7 Sekunden für 15 Meter. Lesen Sie auch: Freizeitspaß in Bielefeld im Test: Bouldern und Klettern trotz Höhenangst Seine Schwester Lea ergänzt: &bdquo;Für Zuschauer ist Speedklettern superspannend, für den Sportler selbst weniger. Ich bin davon kein Fan, denn es gibt nur eine Route und es kommt nur auf Geschwindigkeit an.“ Die 13-Jährige war im Talentkader und stand zweimal bei den Landesmeisterschaften U13 im Finale. Kürzlich hat sie beim NRW Kids Cup die Goldmedaille geholt. Auch dabei waren alle drei Disziplinen gefragt. Jeder Sportler könne seine Vorteile ausspielen. Es ist ein Sport, der immer etwas Neues bringt und eine ebenso breite Zielgruppe anspricht. Peter Nicholson: &bdquo;Es geht um Anstrengung, Spannung, aber auch um problemlösendes Denken auf dem Weg nach oben.“ &bdquo;Im Kindergarten bin ich immer auf Bäume geklettert“ Die Kletterer müssen sich immer wieder auf neue Herausforderungen einstellen. Lea: &bdquo;Ich muss mir eine Route überlegen und gut planen, wo ich meine Füße und Hände hinsetze.“ Beim Klettern könne man gut von Problemen des Alltags abschalten, weil die Konzentration auf die Kletterwand alles andere ausblende. Unter Studenten seien Boulderhallen beliebt. &bdquo;Das Miteinander hier ist häufig wie eine gemütliche Kneipe, aber ohne Alkohol“, sagt Peter Nicholson. Zur Trainingsgruppe gehören auch die Freunde Lias (13) und Emilia (14). Lias ist im Landeskader, für den sich Emilia gerade bewirbt. Beide standen bereits in den Finalrunden der Landesmeisterschaften und haben den Kids Cup gewonnen. Lias war außerdem bei den deutschen Meisterschaften im Finale. Auch sein Interesse fürs Klettern kam früh: &bdquo;Im Kindergarten bin ich immer auf Bäume geklettert. Meine Erzieher rieten meinen Eltern, dass ich das unbedingt professionell machen sollte.“ Vor Verletzungen haben die Jugendlichen keine Angst &bdquo;Kleine Verletzungen wie Schrammen passieren gerade Anfängern häufiger“, sagt Lias. Ernsthaft verletzt hat sich bei dem Sport keiner der viere. Lea warnt: &bdquo;Falsch fallen ist gefährlich. Einen ausgestreckten Arm könnte ich mir leicht brechen.“ Daher sollte der Sturz zunächst mit den Beinen abgefedert werden, um sich dann möglichst breit auf den ganzen Rücken fallen zu lassen. Im Freien haben die Sportler sogenannte Crashpads dabei. &bdquo;Diese fangen Stürze aus vier bis fünf Metern auf und die Eltern sind beruhigt“, sagt Nicholson. Sportklettern ist seit 2020 olympisch Luke hat noch einige Tipps für Anfänger. Er empfiehlt, regelmäßig Übungen mit dem eigenen Körpergewicht zu machen. Das spielt auch beim Klettern die größte Rolle. Peter Nicholson würde sich freuen, wenn Bielefeld zu einem Kletterstützpunkt werde. Es fehle jedoch an qualifizierten Trainern. Er selbst mache das nicht beruflich. &bdquo;Der Deutsche Alpenverein DAV sieht sich als gemischter Verein mit Wanderangeboten, Mountainbikesport und Berghütten, die haben leider keinen Fokus auf Leistungssport“, sagt er. Dabei ist Sportklettern seit 2020 sogar olympisch. In Bielefeld gehört das Alpinzentrum an der Meisenstraße zu einer von 220 Kletteranlagen des DAV.

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