Sportfunktionär Volker Wilde zollt heimischen Olympioniken höchsten Respekt

Bielefeld. Volker Wilde ist als Präsident des Stadtsportbundes (SSB) erstmal ein Funktionär. Allerdings gemeinsam mit dem SSB-Geschäftsführer Simon Böer der wohl wichtigste in Bielefeld. Beider Arbeit läuft zu große Teilen im Verborgenen, allerdings immer im Sinne der rund 80.000 Mitglieder in 220 Bielefelder Sportvereinen. Und Volker Wilde ist auch Chef der Bielefelder Sektion des Deutschen Alpenvereines, vor allem aber ein großer Fan des Sports. Und damit natürlich ein Fan der Olympischen Spiele. Für diese Zeitung blickt er auf zwei Wochen Paris 2024 zurück. Und natürlich auf das Abschneiden zweier Bielefelder Olympioniken. Wilde begeistert von Olympia-Auftakt in Paris &bdquo;Zunächst bin ich als bekennender Breitensportler mit Skepsis in die Spiele der 33. Olympiade 2024 in Paris gestartet. Waren doch manche der Vorgängerspiele zu kommerziell, zu seelenlos und zu überorganisiert – einfach gedopt.“ Doch Wilde ließ sich eines Besseren belehren. Und das besonders gerne: &bdquo;Paris ließ schon mit der Auftaktveranstaltung aufmerken: alles, aber nicht größenwahnsinnig. Die stolzen Teilnehmenden nicht im Gleichschritt im geschlossenen Stadion, sondern mit der Barkasse über die Seine. Zwar keine Queen mit James Bond am Fallschirm wie bei den Spielen 2012 in London, aber ein Feuermagier an den wichtigsten Orten der Stadt, und: eine begnadete Céline Dion, allein mit einer Begleitung am Flügel auf der zweiten Plattform des Eiffelturms singt hinreißend ein schlichtes Chanson – einfach grandios.“ Überraschend hat Volker Wilde auch das große Ganze der Spiele empfunden, die immerhin unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ausgetragen wurden: &bdquo;Es folgten sehr volle zwei Wochen mit dem umfangreichsten und größten Sportfest der vergangenen Jahre. Ungewöhnlich geplant und perfekt umgesetzt. Selbst meine französischen Freunde zeigten sich angenehm überrascht: alles funktionierte wie gedacht – und auch ohne Streik! Keine neuen, aber gut sanierte Stadien und Hallen, Sport unter freiem Himmel vor historischer Kulisse temporär errichtet, Geld für Nachhaltigkeit wie Kläranlagen und Nahverkehr: prima Plan, gut gemacht. Dann das Olympische Feuer nicht im geschlossenen Stadion, sondern ein Ballon mit nicht-fossiler Flamme am Himmel über der Stadt. Fantastische Zuschauer am Spielfeld und Becken zu schlimm horrenden Preisen gut bezahlbar für Millionäre, aber Millionen begeisterte Pariser und Gäste in der ganzen Stadt: kostenfrei beim Publik Viewing mit Spaß in den Backen und großer Leidenschaft wie die Athleten – einfach großartig.“ Strahlende Helden und traurige Verlierer Doch natürlich standen auch für Wilde die Athleten im Vordergrund. &bdquo;Meine eigentlichen Tops und Flops fanden natürlich beim aktiven Sport statt. Klettern und Wildwasser Cross waren als Bergsportler meine Favoriten, was sonst? Natürlich, da gab es für alle und jeden etwas: Olympische Spiele sind das umfangreichste Sportfest überhaupt. Da gibt es Traditionelles wie Laufen, Springen, Werfen, Turnen gemeinsam mit Neuem wie 3x3-Basketball, Breakdance, BMX. Was Sport ausmacht: dramatische Kräftemessen im Wettbewerb mit strahlenden Helden und traurigen Verlierern. Fairplay im Umgang zwischen den um den Sieg streitenden. Bester Sport – einfach gigantisch.“ Lesen Sie auch: Keine Medaillen für Athleten aus OWL &bdquo;Für Bielefeld“ gingen die Radsportlerin Mieke Kröger und der Marathon-Mann Amanal Petros in Paris an den Start. Mieke Kröger erfüllte sich mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft ihren Traum vom Start im Straßen-Einzelzeitfahren und trat dann im Verfolgungsrennen des Bahn-Vierers als Titelverteidigerin an. Bei strömendem Regen fuhr sie gleich zu Beginn der Spiele auf Platz 13 und damit deutlich an einer besonders in ihrem Heimatverein RV Teutoburg Brackwede erhofften Medaille vorbei. Sie musste auf Sicherheit fahren, um nicht zu stürzen. Auf der Bahn reichte es nach dem Titelgewinn von Tokio 2012 &bdquo;nur“ zu Rang sechs. Petros muss völlig entkräftet aufgeben Petros, gebürtig aus Eritrea, kam 2012 als Asylbewerber nach Bielefeld und zeigte sein läuferisches Talent zunächst beim TSVE 1890 Bielefeld, dann bei der SV Brackwede. Nun ist er für den SCC Berlin am Start. Optimisten hatten ihm eine Top-5-Platzierung im Marathon zugetraut. Doch eine Corona-Infektion in der Vorbereitung schwächte den 29-Jährigen so, dass er nach 32 Kilometern völlig entkräftet aufgeben musste. Für Volker Wilde hält sich die Enttäuschung im Rahmen, denn: &bdquo;Zunächst einmal dürfen wir stolz sein auf die Qualifikation der beiden – natürlich habe ich ihre Rennen verfolgt. Dass es für beide nicht zu mehr reichte, zeigt, dass wir es mit lebendigem Sport zu tun haben. Beide haben sich komplett verausgabt. Aber Erfolg hängt von vielen Faktoren ab, selbstverständlich auch von der Konkurrenz, die wir ebenfalls respektieren – und ist eben nicht programmierbar. Es ist wie im ganzen Leben. Da heißt es aufstehen und weitermachen.“ Wildes Fazit: &bdquo;Allen, die jetzt über den deutschen Medaillenspiegel meckern: schon jede Qualifizierung ist ein persönlicher Triumph. Ein fünfter Platz im Vorlauf mit persönlicher Bestzeit ist ein Sieg, jede Medaille ist ohne Zweifel etwas für die Ewigkeit. Allen Qualifizierten, Siegerinnen und Siegern und Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinnern – einfach Glückwunsch von Herzen.“

Meistgelesen