Lebensversicherung im Wasser: Wie ein Top-Star Bielefeld das Schwimmen lehrt

Bielefeld. Wasser ist sein Element. Schwimmen ist seine große Leidenschaft. Carlos Manzo hat 20 Jahre lang Wettkämpfe für Ecuador geschwommen. Heute ist er Schwimmtrainer in Bielefeld und auf der Suche nach neuen Talenten, die von seinem Netzwerk profitieren sollen. Doch immer weniger Kinder können schwimmen. Das Problem von fehlenden Schwimmkursen und -lehrern beschäftigt ihn. Er möchte Verantwortung übernehmen und handeln. &bdquo;Ich kann keine Talente finden, wenn es nicht genug Kurse gibt - ohne Breitensport kein Leistungssport“, sagt der 29-Jährige. Durch Corona sei die Situation noch schlimmer geworden. Eltern hatten keine Gelegenheit, mit ihren Kindern schwimmen zu gehen. Viele Grundschüler können nicht einmal die grundlegenden Bewegungen. &bdquo;Dabei hat Bielefeld so viele Frei- und Hallenbäder, abends ist doch überall Platz für Kurse“, sagt er. Doch er hat das Gefühl, es kümmere sich niemand. Lesen Sie auch: Bielefeld gehört zu den bundesweit besten Freibad-Städten Schwierige Situation in Deutschland Darum möchte Manzo ehemalige Sportler und Quersteiger motivieren Kurse anzubieten. Schwimmen sei schließlich die wichtigste Lebensversicherung für ein Kind. &bdquo;Ein Problem ist auch, dass Schwimmlehrer meist kein Vollzeitjob ist, hier müssen wir noch professioneller werden und das Arbeitsfeld entwickeln“, fordert er die Politik auf. Das Ehrenamt sei zwar eine sehr gute Sache, aber damit könnte der offensichtlich riesige Bedarf allein nicht gestemmt werden. &bdquo;Die Situation in Deutschland ist sehr schlimm, wir haben eine absolute Notsituation“, sagt er. Seine Schwimmkurse sind bis Ende des Jahres ausgebucht. Eine Wartezeit von zwölf Monaten sei keine Seltenheit. Mit der Universität Bielefeld hat Manzo eine Kooperation geschlossen, die ein erster Schritt gegen den Fachkräftemangel sein soll: Studenten der Sportwissenschaften müssen als Pflichtprogramm einige Monate in seiner Schwimmabteilung hospitieren. &bdquo;Wir versuchen die Studenten davon zu überzeugen zu bleiben und bieten ihnen den Erwerb einer Trainerlizenz und des Rettungsschwimmers an“, erklärt Manzo. Als Schwimmer die Welt gesehen und Freunde gefunden Durch das Leistungsschwimmen hat Manzo viel gewonnen: &bdquo;Ich konnte viel von der Welt sehen, habe Turniere auf verschiedenen Kontinenten besucht und überall Freunde gefunden.“ Deswegen ist er auch fest davon überzeugt, dass Sport einem die Türen zur Welt öffnet. Trotzdem müssten Eltern und Kinder häufig von der Bedeutung eines Schwimmkurses überzeugt werden. &bdquo;Oft ist die eine Seite zwar motiviert, aber die andere nicht“, sagt er. Dabei sei auch das soziale Umfeld von Bedeutung: &bdquo;Wer vorher mit der Familie öfter schwimmen geht, hat weniger Ängste und Unsicherheit im Schwimmkurs.“ Fünfjährige können bei ihm mit der Wassergewöhnung starten. Über Bronze- und Silberabzeichen macht er sie zu sicheren Schwimmern. Mit einem Team aus 15 Trainern betreut er aktuell 200 Kinder. Die Erfolge zu sehen, wenn Kinder sich weiterentwickeln und Fortschritte machen, motiviere ihn genau diesen Job zu machen: &bdquo;Wenn anfangs schüchterne Kinder plötzlich aufblühen und nach dem Anfängerkurs immer weiter machen und plötzlich Rettungsschwimmer werden wollen, freue ich mich sehr.“ Bielefelder bereitet den Nachwuchs auf Wettkämpfe vor Ab einem bestimmten Niveau fördert Manzo die Talente individuell. Die Motivation und das Interesse müssen stimmen, die regelmäßige Teilnahme ist vorausgesetzt und die Bewegungsabläufe passen. &bdquo;Der Unterschied vom sicheren Schwimmer zum Leistungsschwimmer ist in allen vier Stilen die perfekte Technik zu beherrschen: Schmetterling, Kraulen, Rücken und Brust“, sagt er. Daran arbeitet er mit seinen Schülern und bereitet sie auf ihre erste Wettkampferfahrung vor. Auch Methoden und Regeln für den perfekten Startsprung und eine Wende gehören dazu. Ein wichtiger Unterschied: &bdquo;Kopf über Wasser wie im Schwimmkurs zu schwimmen geht im Leistungssport nicht, da ist der Kopf unter Wasser.“ Ausgebildete Talente möchte er dann an Kollegen weitervermitteln, mit denen es zu konkreten Wettkämpfen geht. Mit dem Schwimmteam Bielefeld und der Triathlonabteilung des TSVE kooperiert er eng. Ausbildung beim TSVE 1890 Bielefeld Auch gute Kontakte zum olympischen Komitee bestünden. Bei der Weltmeisterschaft der Wassersportarten in diesem Jahr in der katarischen Hauptstadt Doha hat er in der Alterskategorie 25-29 Jahre teilgenommen und es in die Top 5 der Welt geschafft. Der ehemalige Leistungsschwimmer kommt gebürtig aus Ecuador und war dort Teil der Nachwuchsnationalmannschaft. Alle in seiner Familie arbeiten als Schwimmtrainer. Im Alter von zehn Jahren hat er bereits andere Kinder unterrichtet. 2017 ist er nach Deutschland gekommen, seit 2018 lebt er in Bielefeld. Seine Ausbildung hat er als Sport- und Fitnesskaufmann beim TSVE gemacht, wo er heute die Schwimmabteilung leitet. &bdquo;Wir müssen in Bielefeld zusammenarbeiten, um das Problem der vielen Nichtschwimmer zu lösen“, sagt Manzo. Für Gespräche ist er offen: manzo@tsve.de

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