Bielefelder Skandalspiel: Strafverschärfung seit dieser Saison

Bielefeld. Die Vorfälle während des Kreisliga-B-Spiels zwischen der zweiten Mannschaft des TuS Brake und dem SV Roj vom 8. Oktober bewegen die Sportszene weiterhin. Bei der Partie kam es zu Ausschreitungen und einer Massenschlägerei, im Zuge derer es mehrere Schwerverletzte gab. Am Freitagabend hörte das Verbandssportgericht Beteiligte an. Zuvor hat sich Alexander Lüggert von der Stabsstelle Kommunikation und gesellschaftliches Engagement beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) zur Thematik geäußert. Gewalt und Rassismus Zuletzt standen in Bielefeld gewalttätige Aktionen im Zusammenhang mit Vorwürfen rassistischer Äußerungen, wenn Vereine oder Spieler mit Migrationshintergrund involviert sind. &bdquo;Im FLVW werden mittels der Spielberichtsbogen Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle durch die entsprechenden Eintragungen der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter erfasst. Nicht erfasst werden hingegen Daten zur persönlichen Migrationsgeschichte“, sagt Lüggert. Insofern lasse sich hierzu keine allgemeingültige Aussagen treffen. &bdquo;Fakt ist, dass sich der FLVW seit Jahren im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung engagiert und dies zum Beispiel sowohl in seiner Satzung als auch in seinem Ethik-Codex festgeschrieben hat.“ Prävention Lüggert erklärt: &bdquo;Präventive Maßnahmen finden bei uns in allen Altersklassen statt. Angefangen mit den kleinsten Fußballern, die nach Fairplay-Regeln spielen und die FLVW-Fairplay-Ampel durchführen, bis hin zu den Spielführer-Schulungen bei den älteren Jugendlichen oder Fortbildungen zum Thema Wertebildung im Jugendfußball in Kooperation mit der Bertelsmann-Stiftung. Für unsere Schiedsrichter bieten wir etwa Deeskalationstrainings an. Neben der Bearbeitung durch die Sportgerichtsbarkeit bieten wir unsere Unterstützung zur Aufarbeitung, vor allem für die Vereine und die Betroffenen, an. Daneben werden solche Fälle immer vor dem Verbandssportgericht, dem höchsten Sportgericht des FLVW, verhandelt. In der Vergangenheit wurden in solchen Fällen nicht nur Strafen ausgesprochen, sondern zum Beispiel auch ein Besuch der Gedenkstätte Wewelsburg vereinbart. Verbands-Aufgaben Lüggert: &bdquo;Die Bereiche Gewaltprävention und Integration sind klar voneinander getrennt und sollten demnach auch so betrachtet werden. Bei besonderen Vorkommnissen, wie etwa Diskriminierungen, rassistisch motivierten Vorfällen oder ähnlichem, ist besonders Aufklärung nötig. Teilweise agieren wir dann auch als Schnittstelle zu externen Experten und betreiben Verweisberatungen.“ Sitzungs-Begleitung &bdquo;Die Sportgerichtsbarkeit im FLVW ist autark. Das heißt, dass der Verband keinerlei Einfluss auf Urteile oder Sanktionen der entsprechenden Sportgerichte nimmt. Sollte der Verband Kenntnis von Diskriminierungs- oder Rassismusvorfällen erhalten, beantragt er selbst die Aufnahme eines sportgerichtlichen Verfahrens“, erklärt Lüggert. &bdquo;Selbstverständlich werden sämtliche sportgerichtliche Verfahren bei Diskriminierungs- oder Rassismusvorfällen aufmerksam verfolgt und dokumentiert. Härtere Strafen &bdquo;Auf Initiative des Westfälischen Verbandes sind zu Beginn der Saison 2023/24 Strafverschärfungen bei Gewaltvorkommnissen im Amateurfußball eingeführt worden. Inwieweit diese Strafverschärfungen abschreckend wirken, lässt sich zu diesem frühen Zeitpunkt der Spielzeit noch nicht beurteilen“, so Lüggert. Migrations-Hintergrund Bei Zwischenfällen mit Vereinen, die viele Spieler mit Migrationshintergrund haben, führen diese häufig rassistische Provokationen als Grund für eine Eskalation an. Die Beschuldigten bestreiten dies häufig und antworten, mit dem &bdquo;Ziehen der Rassismuskarte“ machten es sich die Vereine zu einfach. Wie kommt man aus diesem Dilemma? Lüggert: &bdquo;Indem beide Seiten gleichermaßen und vorurteilsfrei gehört werden. Sei es durch mich als hauptamtlichen Mitarbeiter oder, – wenn ein konkreter Verdacht vorliegt – durch die entsprechende Sportgerichtsbarkeit. Spielverweigerung Zur Frage, ob es richtig sei, Spiele gegen Vereine zu verweigern, mit denen es zuvor Konflikte gegeben hat, sagt Lüggert: &bdquo;Das ist im Einzelfall zu betrachten und kann nicht allgemein beantwortet werden.“ Vereinsinitiative Lüggert: &bdquo;Hierfür bieten sich gemeinsame Aktionen zu besserer Kommunikation und Verständigung untereinander, auch gern in Zusammenarbeit mit uns, an. Ferner die Sensibilisierung aller Beteiligten, um vor Diskriminierung zu schützen. Rassismus besitzt vor allem Wirkmacht, derer sich Täter auch manchmal gar nicht bewusst sind. Auch hierfür hilft gegenseitige Kommunikation, Empathie und aktives Zuhören, um dem entgegenzuwirken.“

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