"Erbärmlich": So denken Bielefelder Fußballer über Arminias Skandalspiel in Wiesbaden

Bielefeld. 0:4 verloren, sportlich ein erschreckend schwaches Bild abgegeben und dann stand das Relegationsspiel zwischen Wehen Wiesbaden und Arminia Bielefeld noch kurz vor dem Abbruch wegen Bielefelder Zuschauern die Pyrotechnik abfeuerten. So sehen Bielefelder Amateurfußballer die Ereignisse und die Aussichten des DSC im Rückspiel. Jens Horstmann, Trainer des Landesligisten TuS Dornberg: &bdquo;Für mich war die Leistung der Arminen wenig überraschend. Spieltaktisch war das nullachtfünfzehn, wie schon immer in den vergangenen Jahren. Die Mannschaft ist ein zusammengewürfelter Haufen. Nach dem frühen Rückstand war Arminia hilflos. Die Spieler wirkten, als hätte man sie mit einem Schwert in einen Pistolenkampf geschickt. Für das Rückspiel habe ich – gerade nach den Aussagen von Fabian Klos, die ich nicht gut fand – keine Hoffnung. Die Fans haben eine Grenze überschritten. Ich kann den Frust total nachvollziehen, der ist auch berechtigt, aber so haben sie dem Verein nur noch mehr Schaden zugefügt. Stadionverbote würde ich als Sanktion gut finden.“ Engin Acar, Trainer des Landesligisten VfL Theesen: &bdquo;Für mich war es eine Leistungsverweigerung. Erschreckend, dass ein Zweitligist sich von einem Drittligisten so vorführen lässt. Wehen war viel griffiger und hat es sehr einfach gespielt. Wenn man realistisch ist, wird Arminia absteigen. Da habe ich keine Hoffnung mehr. Es ist normal, dass die Fans enttäuscht sind, sie haben während des Spiels zunächst super supportet, aber alles was danach passiert ist, ist mit nichts zu entschuldigen. Das gehört nicht zu einem Fußballspiel.“ Jan Barkowski, Trainer des A-Ligisten VfL Schildesche: &bdquo;Ich war in Wiesbaden im Stadion und stand einen Block neben dem, in dem es eskaliert ist. Das ging wie auf Knopfdruck. Auf einmal war alles an – Rauch, Böller, Leuchtraketen. Die scheinen vorbereitet gewesen zu sein. Die Sicherheitskontrollen waren auch keine. Ich hatte eine Tasche mit, da hat niemand reingeschaut. Aber: Wer Böller oder Raketen in Richtung anderer schießt, dem brennt der Helm. Es war eine erbärmliche Nichtleistung ohne jeglichen Teamspirit. Hoffnung fürs Rückspiel habe ich nicht mehr, ins Stadion gehe ich aber trotzdem.“ Nils Fischer, Ex-Armine und Co-Trainer des A-Ligisten VfL Schildesche: &bdquo;Die Leistung von Arminia ist absolut erschreckend. Das in Wiesbaden war ein Spiegelbild der Saison. Es ist keine Mannschaft zu erkennen. Es war nicht einmal zu sehen, dass die Mannschaft sich wehrt. Sie hat alles nur über sich ergehen lassen. Nach den letzten Leistungen muss man befürchten, dass das Rückspiel ähnlich laufen wird. Aber im Fußball und gerade auf der Alm ist trotzdem noch was möglich, wenn frühzeitig ein Tor gelingt und die Fans wieder überragend supporten. Sie sind sauer und maßlos enttäuscht nach dieser Saison, gerade nach den Auftritten in Magdeburg und Wiesbaden. Über das Wie kann man natürlich immer diskutieren. Man sollte ein gewisses Verständnis aufbringen, wenn man sieht, wie fahrlässig die Chance auf die weitere Zweitligazugehörigkeit hergeschenkt wird. Zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen. Das steht über allem. Die Fans geben wahnsinnig viel Geld und Zeit für den Verein aus. Da sind solche Leistungen dann schwer zu ertragen. Wut und Zorn ist verständlich, das kann man natürlich auch anders äußern. Hätte die Mannschaft sich den Arsch aufgerissen, wäre die Reaktion der Fans sicher nicht so ausgefallen.“ Matti Kuuse, Teammanager des Bezirksligisten TuS Brake: &bdquo;Die Mannschaftsleistung war katastrophal. Defensiv wie offensiv. Es machte mir den Anschein, als wäre sich – bis auf wenige Ausnahmen – kein Spieler der Tragweite seines Handelns bewusst. Ich bin war ein positiv denkender Mensch, aber ich sehe keinerlei Hoffnung für das Rückspiel, Der Unmut der Fans ist verständlich, aber ihn so auszudrücken, muss nicht sein. Dennoch finde ich, dass es in der Vergangenheit schon deutlich schlimmere Vergehen in Fanlagern gab.“ Arif Kundag, Vorstandsmitglied beim Bezirksligisten FC Türk Sport: &bdquo;Es war eine Katastrophe, was Arminia gespielt hat. Bis zur 75. Minute kein Schuss aufs Tor. Ich denke, es wird sehr schwierig im Rückspiel, ich gehe auf jeden Fall auf die Alm. Die Kontrollen im Stadion müssen besser werden, einige dieser Fans sollten Stadionverbot bekommen.“ Ede Hertel, Trainer des Bezirksligisten VfR Wellensiek: &bdquo;Ich hab das Spiel zeitweise verfolgt. Es war ein ganz, ganz schwacher Auftritt. Nach vorn ist Arminia tot, da ist keine Sturmpower, da ist nichts. Ich habe eigentlich keine Hoffnung für das Rückspiel, für mich ist das durch. Arminia ist abgestiegen. Zu der schlechten Leistung kommt dann noch das traurige Verhalten der Fans.“ Tobias Czarnetzki, Teammanager des Landesligisten VfB Fichte: &bdquo;Was soll man von einem Kader erwarten, der keine Identifikation mit dem Verein zeigt? Arminia wurde verdient geschlagen. Von einer Mannschaft, die Mentalität und Wille verkörpert hat. Der Unmut der Fans ist nachvollziehbar, die Art und Weise ihn auszudrücken ist dennoch nicht zu akzeptieren. Die einzelnen Personen sollten zur Rechenschaft gezogen werden, nicht der gesamte Verein.“ Jörg Pundmann, Fußball-Abteilungsleiter des Bezirksligisten TuS Brake: &bdquo;Arminia war unterirdisch. Es war keine Motivation erkennbar. Der Auftritt der Fans war eine Schande für die wahren Arminia-Fans. Für die tut es mir leid. Mit Sanktionen werden leider alle getroffen, treue Fans, Kinder, all diejenigen, die wirklich hinter dem Verein stehen. Dieses Verhalten ist ein gesellschaftliches Problem, das sich durch Sanktionen nicht lösen lässt. Für das Rückspiel habe ich keinerlei Hoffnung, sie haben es aber auch nicht verdient.“ Ilhami Karabas, Trainer des Bezirksligisten SC Hicret: &bdquo;Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Der Fußball hat schon einige Wunder gezeigt, darum sehe ich noch eine Chance für Arminia. Eine minimale. Aber es muss auf jeden Fall einiges passieren im Rückspiel. Die Aktion der vermeintlichen Fans macht mich sprachlos. So ein Verhalten will ich in Stadien und auf Sportplätzen einfach nicht sehen.“ Marko Puskaric, Trainer des A-Ligisten SV Heepen: &bdquo;Nach dem 2:0 habe ich abgeschaltet. Man kann ja mal einen schlechten Tag haben, aber einige Spieler haben wohl nicht verstanden, in welcher Situation sie sich befinden. Als Fan ist es enttäuschend zu sehen, mit welch einer Einstellung die Spieler die Spiele bestreiten. Im Fußball sind schon einige verrückte Sachen passiert. Das Verhalten der Fans ist absolut nicht zu rechtfertigen. Hier sollten die verantwortlichen ein Stadionverbot bekommen.“ Andrew Agyeman, Defensivspieler des SC Bielefeld: &bdquo;Das war Arbeitsverweigerung, was Arminia da gezeigt hat. Ich finde es schade, wie manche Spieler auf dem Platz stehen. Gerade vor dem Hintergrund, was für den Verein alles auf dem Spiel steht. Arminia stand immer für Kampf, Leidenschaft und Hingabe, aber davon ist seit zwei Jahren nichts mehr zu sehen. Fabian Klos hat es ja schon gesagt, das Spiel ist durch. Die Fans haben ihrem Frust freien Lauf gelassen, sie wollten der Mannschaft zeigen, wie enttäuscht sie sind. Sie investieren Zeit und Geld für die Arminia und was sie zu sehen bekommen, tut einfach nur weh. Die Art und Weise, wie sie es gezeigt haben, geht natürlich gar nicht. Man sollte die Sicherheitskontrollen dringend verschärfen“

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