Tim Fischer sagt "Servus" nach 80.000 Kilometern für die Kreisliga

Bielefeld. Es gibt Fußballer mit speziellen Marotten. Der eine zieht immer erst den rechten Schuh an, der andere braucht seine spezielle Spieltags-Unterhose. Der dritte trägt beim A-Kreisligisten VfL Schildesche die Nummer 11, heißt Tim Fischer – und nimmt sein Trikot immer mit nach Hause, weil er sein eigenes Waschmittel braucht. Jetzt sagt &bdquo;Fischi“ Servus. Der 31-jährige hat am Pfingstmontag seinen letzten Auftritt im Schildsker Dress. Er kehrt dem VfL den Rücken und gibt der Liebe den Vortritt. Um mehr Zeit für seine Freundin Charlene und Töchterchen Maila (2) zu haben, verlässt Fischer den VfL Schildesche nach 15 Jahren. Ein Schritt, der gerade bei seiner Familie für einen dicken Kloß im Hals sorgt. Papa Carsten sagt: &bdquo;Der Abschied wird hart.“ Donnerstags zum Training und zurück Tim Fischer wohnt seit geraumer Zeit mit seiner kleinen Familie in Lüdenscheid. Dort arbeitet er auch als Buchhalter. Dennoch lässt er sich nicht nehmen, immer donnerstags zum Training an den Viadukt zu fahren. Bruder Nils rechnet vor: &bdquo;Das sind dann in den vergangenen vier Jahren so rund 80.000 Kilometer, die Tim gefahren ist.“ Gegen 17 Uhr steigt Tim in Lüdenscheid ins Auto, gegen 23 Uhr ist er unter der Woche zurück. Alles für Kreisliga A. Denn die Fischers sind eine fußballverrückte Familie. Schon immer gewesen. Mama Andrea sagt: &bdquo;Wir sind immer dabei, außer einer von uns ist krank oder muss arbeiten.“ &bdquo;Fischi“, wie Tim in Schildesche genannt wird, ist eher ein introvertierter Typ. Aber gewisse Dinge bringen den Kabinen-DJ doch auf die Palme. &bdquo;Schiedsrichter und Auswechslungen“, verrät Carsten Fischer. Da können dann auch schon mal die Türen der Kabine knallen. &bdquo;Einmal musste ich sogar hinter ihm her“, erinnert sich VfL-Geschäftsführer Rolf Waurenschk lachend. Glücklicherweise stand zu diesem Zeitpunkt keine Werbetonne am Schildescher Sportplatz. Sonst hätte Fischer diese wohl in Jürgen-Klinsmann-Manier bearbeitet. Er ist schließlich Bayern Fan. Zuverlässig, ehrgeizig - und chaotisch Die Fischers charakterisieren ihren Tim als ehrgeizig, zuverlässig, und liebenswert. &bdquo;Und chaotisch“, fügt Andrea Fischer grinsend hinzu. Als Mutter dürfe man das durchaus mal sagen. Doch bei aller Freude über den gut geratenen Sohn schwelgt beim Gedanken an den nahenden Abschied Wehmut in den Stimmen der Fischers. &bdquo;Bisher haben Tim, Charlene und Maila uns alle zwei Wochen besucht. Jetzt sind wir dran, häufiger nach Lüdenscheid zu fahren“, sagt Carsten Fischer. Dabei kennt die Familie es, wenn ein Sohn auswärts lebt. Nils Fischer war zu seinen Zeiten als Profi schließlich auch nicht immer in der Heimat. &bdquo;Der eine kommt wieder, jetzt geht der andere“, erzählt Andrea Fischer. Doch egal, wo die Fischers wohnen, sie halten zusammen. Der VfL Schildesche verliert mit Tim Fischer einen schnellen und torgefährlichen Spieler. &bdquo;Er hat aber auch eine Schwäche“, verrät Nils Fischer. &bdquo;Das Kopfballspiel ist nicht so seins.“ Und das obwohl er doch recht groß gewachsen ist. Darauf muss sich Tims neuer Verein, der VfB Altena, einstellen. &bdquo;Die können sich glücklich schätzen, sie bekommen einen wirklich guten Kicker“, lobt Nils Fischer. Fischer tauscht die 11 mit der 26 Doch bevor Tim Fischer das Trikot mit der Nummer 26 in Lüdenscheid trägt, steht am Montag um 14.30 Uhr sein Abschiedsspiel im VfL-Jersey gegen den BSV West an. Da natürlich mit seiner Nummer 11. Carsten Fischer erklärt: &bdquo;Tim hat immer mit der 11 gespielt. In Altena ist die allerdings schon vergeben. Darum nimmt er die 26, weil seine Tochter am 26. geboren ist.“ Die Schildsker überlegen, ob sie die 11 künftig jemand anderem geben, oder ob sie – zumindest für eine Saison – im Schrank bleibt. Denn dieses Mal kann Tim Fischer sein Trikot nicht mit nach Hause nehmen.

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