Der ältere Herr Aydin zeigt noch Biss

Bielefeld. Bei Fußballern wird gern darüber philosophiert, dass sie zwei Gesichter zeigen. Meistens bezogen auf die Leistung, die mal gut und mal schlecht ist. Bei Güven Aydin darf durchaus auch davon gesprochen werden, dass er zwei Gesichter hat. Das des Fußballers und das der Privatperson. Diese könnten unterschiedlicher kaum sein. Der 48-Jährige ist zweifacher Vater. Auf seine Liebsten lässt er nichts kommen. Ein Blick ins Archiv verrät: Aydin ist ein liebevoller Familienmensch. Kaum war ein Spiel abgepfiffen, hatte er schon Tochter Lara oder Sohn Luis auf dem Arm – zahlreiche Fotos belegen das. Doch schlüpft Aydin ins Trikot und das Spiel beginnt, ist er wie verwandelt. Da wird er zum beinharten Gegenspieler. Etwa 25 Platzverweise kassiert Gefürchtet von vielen. &bdquo;Ich habe einige Rote oder Gelb-Rote Karten in meiner aktiven Karriere gesehen, rückblickend waren es insgesamt so 20 bis 25“, gibt Aydin lachend zu. Nicht alle seien berechtigt gewesen. Eines ist ihm aber wichtig: &bdquo;Bis auf einmal habe ich meine Gegenspieler nie absichtlich verletzt.“ Güven Aydin spielte von der E-Jugend an etliche Jahre für Arminia Bielefeld – als Libero. Eine Position, die es seit Jahrzehnten im sogenannten modernen Fußball nicht mehr gibt. Franz Beckenbauer war einer der bekanntesten Liberos. Als es im Fußball noch eine strengere Rollenzuordnung gab, war der Libero, wie es der Name schon sagt, etwas freier in seinem Auftreten und durfte in Ballbesitz auch das Spiel antreiben. Das versuchte auch Güven Aydin oder er glänzte durch sehenswerte Kopfballtore. "Vorstopper wie Jürgen Kohler oder Sergio Ramos" Viel lieber als Libero spielte Aydin jedoch den klassischen Vorstopper. &bdquo;Wie Jürgen Kohler oder Sergio Ramos“, erzählt er. Von denen hat er übrigens auch den Hang zu seiner Rückennummer 4. &bdquo;Das ist meine Glückszahl, nur die Besten haben sie getragen. Und meine Spielweise ähnelt durchaus der von Ramos.“ Um die Fußballnostalgie perfekt zu machen, agierte Güven Aydin neben Libero und Vorstopper natürlich auch als klassischer – oder eben sturer – Manndecker. &bdquo;Dazu fällt mir eine lustige Geschichte ein“, beginnt Aydin und denkt an einige seiner 20 am Stück gespielten Hallen-Fußball Stadtmeisterschaften zurück. Unter Trainer Mario Ermisch bekam Güven Aydin beim VfB Fichte häufig eine Sonderaufgabe. Gerade wenn es gegen den VfL Theesen mit Ede Hertel oder den TuS Dornberg mit Thies Kambach ging. &bdquo;Mario hat immer zu mir gesagt Wenn der drauf geht, gehst du auch drauf. Geht der runter, gehst du auch runter.“ Aydin tat wie ihm befohlen – sturer Manndecker halt. Jetzt Co-Trainer bei TuS Helpup Nach seiner aktiven Karriere – die eigentlich bis heute nicht wirklich beendet ist – schlug Aydin die Trainerlaufbahn ein. Er coachte unter anderem den TuS Brake in der Kreisliga an vorderster Front, war zwischenzeitlich Co-Trainer von Mario Ermisch beim VfB Fichte in der Westfalenliga und lenkt momentan beim TuS Helpup in der lippischen Kreisliga B die Geschicke. &bdquo;Das mache ich gemeinsam mit meinem best Buddy Fränky“, sagt Aydin. Frank Willhelm, der mit Aydin auch gemeinsam als Co-Trainer bei Fichte aktiv war, lotste Aydin ins Lipperland. &bdquo;In Helpup machts Spaß, da haben wir eine coole Truppe.“ Zusätzlich kickt er bei der Ü 40 des DSC Arminia. Aktuell kämpft Aydin gemeinsam mit dem Ex-Dornberger Sebastian Klaßes, TuS-Eintracht-Trainer Florian Müller und Co. in der Altherren Hallen-Kreismeisterschaft um den Einzug in die Finalrunde. Am Sonntag in der Halle gegen Kosova Nach vier Spielen in der Vorrunde stehen die Arminen auf Tabellenplatz eins. Sie konnten gegen die SpVg. Steinhagen 5:2 gewinnen, schlugen den SV Gadderbaum 12:0 und den TuS Brake 9:4. Gegen den SuK Canlar allerdings kassierten die Arminen eine 0:2-Niederlage – am Grünen Tisch. Was war passiert? &bdquo;Wir hatten keine Mannschaft und konnten nicht antreten“, berichtet Aydin. Am Sonntag um 14.45 Uhr gehts für die Alt-Arminen in der Carl-Severing-Halle II gegen den KF Kosova. Aydin sagt: &bdquo;Wir wollen Spaß haben und uns gut präsentieren.“ Mit welchem seiner zwei Gesichter Güven Aydin am Sonntag das Hallenparkett betreten wird, wird sich zeigen. Sofern im Trikotsatz die Nummer 4 dabei ist, sollte es wohl das klassische Fußballergesicht werden. &bdquo;Spiel ist Spiel, da kenne ich nicht mal meinen eigenen Bruder. Ich muss schon zugeben, dass ich auch nicht gern gegen mich gespielt hätte“, sagt Aydin und grinst breit.

Meistgelesen